Abgefallen

Ochsenschwanz Ravioli 3

Kürzlich benötigten wir für ein anderes Kochprojekt einen Fond. Bei der Auerochsen-Lieferung war ein Ochsenschwanz dabei gewesen, den wir kurzerhand dafür her nahmen. Mit dem ausgelösten Fleisch konnten wir zu den Zeitpunkt eigentlich gar nichts anfangen, aber die Erfahrung lehrte schmerzhaft, dass unmotiviert in den Tiefkühler ausgelagerte Reste, gegebenenfalls sogar unbeschriftet, was zum Henker war das noch gleich???, durch das Lagern nicht gewinnen. Zum Glück erinnerte ich mich elefantengleich an ein Rezept in Roberts Kochbuch, das stets griffbereit in der Küche steht. Der Rest war im Handumdrehen gemacht. Wer den Ochsenschwanz erst noch garen muss, sollte ca. 4 Stunden mehr einplanen.

Für den Ochsenschwanz:

  • 100 g Mirepoix aus gelben und roten Möhren, Knollensellerie und Zwiebel
  • 500 g Ochsenschwanz, zerteilt (am besten vom Schlachter! Unserer kam tiefgefroren und war noch ganz. Es kostete Herr H. einige neue graue Haare, mich beim Sägen zu beobachten)
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 TL Tomatenmark
  • 200 g Rotwein
  • 100 g Bratenjus oder Kalbsfond
  • 1 kleine Tomate, gewürfelt

Wir bereiteten den Ochsenschwanz nach einem anderen Rezept. Also nur der Vollständigkeit halber. Ofen auf 150°C vorheizen, Gemüse schälen und zerkleinern. Die Ochsenschwanzstücke im Schmortopf anbraten, Gemüse zugeben und in ca. 5 Minuten Fabe annehmen lassen. Tomatenmark zugeben, kurz mitbraten. Wein portionsweise zugeben und stets komplett einkochen lassen. Bratenjus angießen, Tomate zugeben und abgedeckt 3 Stunden im Backofen schmoren lassen. Anschließend Ochsenschwanzstücke entnehmen und Fleisch auslösen. Restliche Flüssigkeit durch ein Sieb geben und einreduzieren.

Für die Ochsenschwanz-Ravioli, Berlingots:

Pastateig (mindestens 1 Stunde ruhen lasen):

  • 80 g Weizenmehl 404er
  • 60 g Hartweizenmehl
  • 1 Ei Gr. L und 1 Ei Gr. S
  • 1 Pr. Salz

Ochsenschwanzfüllung:

  • ausgelöstes Fleisch
  • 2 EL Portwein
  • 2 EL vom abgesiebten Schmorgemüse
  • 1 EL Parmesan, frisch gerieben
  • 2 EL glatte Petersilie, gehackt
  • 1 TL Fleur de Sel
  • schwarzer Pfeffer

Berlingots Serie

Nachdem ich alle Zutaten für den Pastateig wie üblich ca. 10 Minuten von Hand zu einem glatten Teig verknetet hatte, ließ ich das ausgelöste Fleisch durch dir grobe Scheibe des Fleischwolfs und gab zum Schluss das gekochte Gemüse mit dazu. Herr H. vermengte die Fleischwürmchen mit den restlichen Zutaten zu einer eher festen Füllung. Nach der Teigruhe walzte ich den Teig mit der Nudelmaschine bis zur feinsten Stufe zu ca. 30 x 8 cm langen Bahnen aus, legte Kügelchen der Füllung an den unteren Rand im Abstand von ca. 3 cm und bestrich den oberen Rand der Bahn mit Wasser. Von der Füllungsseite her rollte ich die Bahn zu einem Zylinder. Herr H. trennte anschließend die Tetraeder ab. Hier gibt es eine präzisere Beschreibung zur Formgebung. So verfuhren wir, bis die Füllung aufgebraucht war. Eventuell verbleibende Teigreste können gekühlt gelagert oder getrocknet werden. Als alle Berlingots fertig geformt waren, garte ich sie in siedendem Salzwasser ca. 4 – 5 Minuten.

Für das Finish:

  • ca. 10 Cocktailtomaten, halbiert
  • Olivenöl
  • 1 kleine Zucchini, klein gewürfelt
  • eingekochter Ochsenschwanzfond nach Belieben

beilagen serie

Nach dem Kneten des Pastateigs hatte ich bereits die halbierten Cocktailtomaten mit der Schnittfläche durch etwas Olivenöl gezogen und im Backofen bei 130°C ca. 1 Stunde gegart. Kurz vor dem Servieren briet ich die Zucchiniwürfel in wenig Öl, bis sie leicht gebräunt waren, aber noch Biss hatten. Ich würzte nur mit Salz. Herr H. hatte etwas vom Fond stark reduziert und mit eiskalter Butter gebunden. Ich gab die gegarten Berlingots in die Sauce, schwenkte sie einmal durch und servierte alles auf vorgewärmten Tellern.

Ochsenschwanz Ravioli 2

Fazit: Die Fertigstellung der Berlingots hatte vom Teigkneten bis zum Servieren tatsächlich nur knapp 2 Stunden gedauert. Hat man den Dreh mit der Formung einmal raus, lassen sich auf diese Art unheimlich schnell viele Ravioli fertig stellen. Die auf meinem Mist gewachsenen Zucchiniwürfel fügten sich brav ein. Und der Geschmack der Ravioli war unvergleichlich. Man sollte zusehen, öfters solche Reste zu produzieren. Herr H. war ebenfalls hochzufrieden und bedauerte lediglich, dass es ausnahmsweise keinen Nachschlag mehr gab.

Aus (frei improviert): [K]ein Kochbuch Das Buch, das kein Kochbuch sein will Lucas Rosenblatt, Robert Sprenger

Werbung

It’s a kind of magic

pasta mit spinatbällchen 4Die arme alte Zucchini spielte bislang in meiner Küche eher eine Nebenrolle, ja, man könnte fast sagen eine Statistenrolle. Unter ferner liefen durfte sie gestückelt oder gescheibelt das ein oder andere Gemüse-Potpourri ergänzen. Dabei hielt sie sich stets so vornehm zurück, dass man sich nach dem Essen nie bewusst erinnern konnte, ob sie überhaupt mit von der Partie gewesen war oder nicht. Ich probierte zarte, winzige Zucchini, größere und riesige, die man zudem noch von den Kernen befreien musste, doch das kulinarische Hochgefühl wollte sich beim Verzehr von keiner von ihnen einstellen. Fast glaubte ich schon, es müsse an mir liegen. Vor ein paar Tagen jedoch hatte ich dann DAS Zucchini-Offenbarungserlebnis. Auf diese Art zubereitet entfaltete sich endlich das ganze Potential der bescheidenen Frucht. Und es war zudem so einfach!

Für die Spinatbällchen (ergibt 10 – 12 walnussgroße):

  • 300 g junger Spinat (TK funktioniert auch)
  • 1 mittelgroßes Ei, verquirlt
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • etwas frisch geriebener Muskat
  • 25 g frische Semmelbrösel (oder Panko, leicht gemörsert)
  • 25 g Parmesan, gerieben (oder alter Caciocavallo)
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • Olivenöl zum Braten

spinatbällchen serieIch gab den tiefgefrorenen Spinat in reichlich kochendes Salzwasser und ließ ihn 3 – 4 Minuten blanchieren. Dann schreckte ich ihn im Sieb in Eiswasser ab, drückte ihn aus und ließ ihn gründlich abtropfen. Herr H. vermengte die übrigen Zutaten in einer Schüssel, gab den abgekühlten, abgetropften (er sollte wirklich nicht mehr viel Wasser enthalten) Spinat hinzu und vermengte alles von Hand. Nachdem er die Masse mit Salz, Muskat und Pfeffer abgeschmeckt hatte, formte er walnussgroße Bällchen daraus, briet sie rundherum in Olivenöl goldbraun und stellte sie warm.

Für die Zucchinisauce:

  • Olivenöl zum Braten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 kleine rote Peperoni, entkernt und fein gehackt
  • 200 – 300 g Zucchini, geraspelt
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • Parmesan oder alter Caciocavelli, fein gerieben nach Belieben
  • Pasta (große Penne oder Mezzi Rigatoni) nach Belieben

sosse serieNachdem die Spinatbällchen fertig waren und die Pasta knapp al dente gegart, erhitzte ich das Öl bei mittlerer Temperatur, briet Knoblauch und Peperoniwürfel kurz darin an (der Knoblauch darf nicht bräunen, da er ansonsten bitter wird) und gab die Zucchiniraspeln hinzu. Nach 3 Minuten Rührbratens mischte ich die abgetropfte Pasta unter und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Herr H. richtete die Pasta mit den Spinatbällchen auf vorgewärmten Teller ab, gab etwas Käse darüber und trollte sich damit „ins Studio“.

pasta mit spinatbällchen 3Fazit: Ich hatte mir beim ersten Lesen des Rezepts nicht einmal ansatzweise vorstellen können, wie umwerfend gut diese absolut schlichte Zucchini-„Sauce“ schmecken würde. Knoblauch, Peperoni und Olivenöl unterstreichen ihren sanft nussigen Geschmack perfekt, so dass sie für einmal ganz und gar im Rampenlicht stehen konnte. Die knusprigen Spinatbällchen rundeten alles wunderbar ab und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich Zucchini von nun an nicht mehr anders zubereiten werde. Auch Herr H. äußerte nach dem Essen vollste Zufriedenheit und plädierte für die Aufnahme in den wöchentlichen Speiseplan und das soll bei einem vegetarischen, sprich wurstlosen Gericht schon etwas heißen.

Aus: Pasta Antonio Carluccio

What goes up…

tarte 2Auf der Suche nach einem geeigneten Aufhänger für diesen Artikel stieß ich auf die Geschichte der Erfindung des Rades. Es erscheint mir zwar sehr schwer vorstellbar, aber scheinbar existiert das „unendlich um die eigene Achse drehbare Rad“ schon seit gut 7000 Jahren. Das ist in der Erdgeschichte ein absoluter Klacks (4.540.000.000 Jahre, da passen die schlappen 7000 Jahre 648.571,4 etcpp mal rein) und auch in der Geschichte der Entwicklung der „menschenartigen“ eher spät anzusiedeln (die Wiege der Menschheit wird scheinbar derzeit vor ca. 23.000.000 Jahren in Afrika vermutet). Warum brauchten wir so lange, um etwas derart simples wie ein Rad zu entwickeln und warum ist die Entwicklung seit gut 100 Jahren so dermaßen beschleunigt? Wenn ich überlege, dass meine Urgroßmutter noch zu einer Zeit geboren wurde, in der es kaum Automobile, nahezu keine Telefonverbindungen und ein recht dürftiges Stromnetz gab und mir dagegen anschaue, wie die Welt jetzt, nur gut 110 Jahre später aussieht. Schon ganz schön verrückt! Verklärt könnte man behaupten, dass zu ihrer Zeit so vieles besser gewesen wäre. Aber das ist nur möglich, wenn man über die eher unzureichenden sanitären, gesundheitlichen und kriegerischen Bedingungen gelinde hinweg sieht. Im Grunde geht es uns Menschen heute so gut wie niemals zuvor in unserer Geschichte. Ein Grund mehr, statt ewig zu lamentieren, sich des Lebens zu freuen und eine radrunde, strahlende Quiche zu backen.

Für den Mürbeteig (20er Tarteform):

  • 120 g Einkornvollkornmehl (oder Weizen- oder 550er Weizenmehl)
  • 60 g Butter
  • 1 Pr. Salz
  • 1 EL Rosmarinnadeln, fein gehackt

einkorn mürbeteig serieIch hatte noch einen Rest Einkorn herumfliegen. Der Teig funktioniert sicher genauo gut mit anderen Mehlen. Ich gab alle Zutaten für den Teig in eine Schüssel, verrührte sie grob mit dem Löffel und fügte die Brösel dann rasch von Hand zu einer Teigplatte zusammen. Diese legte ich gut eingewickelt für (mindestens) 2 Stunden in den Kühlschrank. Die Ruhezeit ist gerade bei Vollkornteigen wichtig, damit die Schalenbestandteile des Korns quellen können. Nach der Ruhezeit rollte ich den Teig zwischen Folie ca. 2mm dünn aus, löste die Folie auf der einen Seite und passte die Teigplatte mithilfe der Folie in die gebutterte Form. Nun löcherte ich den Boden des Teiges, fror die Form für 30 Minuten ein und buk sie anschließend 10 Minuten bei 200°C.

Für die Gemüsefüllung:

  • 1 rote Paprika (ca. 200 g)
  • 1 Zucchino (ca. 300 g)
  • 1 Frühlingszwiebel, in Ringe geschnitten
  • 3 getrocknete Tomaten, in Öl eingelegt, abgetropft, fein gewürfelt
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer

gemüse serieHerr H. würfelte die Paprika und den halben Zucchino sehr fein. Von der Paprika behielt er 4 Streifen zurück, die er später halbierte. Den restlichen halben Zucchino schnitt er in dünne Scheiben. Dann erhitzte er wenig Olivenöl, briet Frühlingszwiebel und Paprika einige Minuten darin an und fügte die Zucchiniwürfel hinzu. Nachdem alles knackig gegart war, würzte er mit Salz und Pfeffer und mengte die getrockneten Tomaten unter. Nach kurzem Überkühlen gab er das Gemüse in die vorgebackene Tarte.

Für den Guss:

  • 60 g Sahne
  • 60 g Crème fraîche (ich: Joghurt)
  • 2 kleine Eier
  • 1 kleine Knoblauchzehe mit Meersalz und 1 TL frischem Majoran gemörsert
  • Pfeffer
  • ca. 40 g würziger Bergkäse, fein gerieben

peeke serieDa mir das Essen durch die Butter im Mürbeteig schon reichhaltig genug erschien, ersetzte ich die Crème fraîche kurzerhand durch normalen Joghurt. Ich gab alle Zutaten in eine Schüssel und verrührte sie kräftig mit dem Schneebesen. Herr H. hatte derweil den Käse gerieben.

füllen serieIch goss die Hälfte des Gusses auf das Gemüse, legte die Zucchinischeiben kreisförmig überlappend in zwei Reihen darauf und ordnete die Paprikastreifen strahlenförmig mittig darauf an. Herr H. goss den restlichen Guss darüber, bestreute alles mit Käse und schob die Tarte für 30 Minuten bei 190°C in den Backofen. Während diese buk, widmeten wir uns einem anderen Teig. Nach 20 Minuten begann es ziemlich verführerisch zu riechen.

tarte 6Fazit: Nach dem obligatorischen Abgelichte war die Quiche auf perfekte Esstemperatur abgekühlt. Ich biss beherzt in das erste Stück und war sehr positiv überrascht. Normalerweise bin ich kein großer Fan von herzhaftem Mürbeiteig, aber dank Einkornvollkorn schmeckte der Teig herrlich kräftig-nussig und er harmonierte perfekt mit dem rustikalen Belag. Herr H. wägte zwar skeptisch den Kopf und merkte an, dass die Quiche mit Hefeteig sicher noch viel besser geschmeckt hätte, aber nach kürzester Zeit war sie dennoch bis auf den letzten Krümel verputzt. Zu schade, da ich mich nun auf in eine kurze Sommerfrische machen werde, während Herr H. tapfer zu Hause bleiben muss. Aber vielleicht weiß er sich ja inzwischen selbst zu helfen.

*Erinnert sich übrigens noch jemand an diesen Song?

Aus: Klassiker – Über 300 internationale Rezepte mit Tipps und Varianten von Johann Lafer Teubner Verlag

Das Südwärtskatapult

Video

salat 6Urlaub, endlich. Zumindest für die Dauer eines Abendessen. Der neue Lieblingsmetzger lockte mit frisch befüllten Merguez. Da konnte ich natürlich nicht wiederstehen. Wer nicht das Glück hat, einen so guten Metzger in der Nähe zu haben, muss dennoch nicht auf die köstliche Wurst verzichten. Ist ein Fleischwolf im Haus, kann man sie auch einfach selbst machen. Susanne/ Magentratzerl verrät hier wie einfach das geht. Ich konnte mir diesen Schritt sparen und so stand dieser herrliche Salat in kürzester Zeit auf dem Tisch. Auch ein wichtiger Aspekt, wenn man Hals über Kopf in der neusten Tortenkreation steckt und sich mit der recht figgelinschen Formgebung von Schokolade beschäftigt. Das wäre vielleicht doch eher ein Winterprojekt, aber was tut man nicht alles. Davon jedoch später mehr. Gefunden habe ich den sommerlichen, „südfranzösischen“  Salat übrigens bei Margit/ Kochbuch für Max und Moritz. Was für ein Glück!

Für den (fiktiven*) südfranzösischen Merguez-Salat:

  • 1/2 Baguette oder 2 große Scheiben dunkles Landbrot, grob gewürfelt
  • 100 g Kirschtomaten (ich: eher 200 g)
  • 2 Merguez, in Scheiben geschnitten
  • (ich: 1 kleine Zucchini, in ca. 1cm dünne Scheiben geschnitten)
  • 1 kleine Knoblauchzehe, halbiert
  • Olivenöl
  • 2-3 TL Zitronensaft
  • 1 Handvoll schwarze Oliven, entsteint, halbiert
  • 1 TL frische Rosmarinnadeln, fein gehackt
  • Meersalz schwarzer Pfeffer

merguez-brot-salat serieHerr H. halbierte das Baguette, rieb die Schnittflächen mit Knoblauch ein, schnitt dann grobe Würfel daraus und röstete sie in Olivenöl goldbraun. Bereits das roch köstlich. Anschließend briet er die Merguez und Zucchinischeiben nacheinander langsam in Olivenöl. Ich hatte derweil Tomaten und Oliven halbiert, den Knoblauch mit Rosmarin, etwas Salz, Pfeffer und Zitronensaft im Mörser zerstoßen und etwas Olivenöl eingerührt. Ich gab das Dressing in eine Schüssel, fügte Tomaten, Oliven, Zucchini und Merguez hinzu und rührte alles gut durch. Wir ließen den Salat noch eine halbe Stunde ziehen, er schmeckt jedoch gewiss auch direkt nach dem Zubereiten. Kurz vor dem Servieren mischte ich die Brotwürfel unter. Herr H. hatte in der Zwischenzeit diverse Videos zum Thema Schokoladendekorationen studiert und nach dem Essen widmeten wir uns der Umsetzung seines neuerlangten Wissens.

salat 2Fazit: So schlicht der Salat auch klingt, geschmacklich ist er eine Wucht. Wir fühlten uns beim Essen direkt 1500 km südwestlich katapultiert. Ein lauer Sommerabend auf der Terrasse, die Grillen zirpen, hach, einfach schön. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig es eigentlich braucht, um ein hervorragendes Essen zu servieren! Es müssen eben nicht immer das „neusten Kräuter“, die „wildesten Aromenkombinationen“ oder die „ausgefeilteste Gartechniken“ sein und es tut gut, sich gelegentlich daran zu erinnern.

*fitktiv, da der Ursprung des Rezepts im Dunklen liegt und nur aufgrund der Zutaten gen Frankreich verortet wird

Vite fait, bien fait!

pasta mit Miesmuscheln 2Freitag Abend. Eine hektische Woche lag, zum Glück, hinter mir, und ich war ein wenig betrübt, da der Sommerurlaub aufgrund des Umbaus der Küche ersatzlos gestrichen worden war. Draußen gab das Wetter sein Bestes, mich glauben zu machen, dass wir nach der großen Hitze nahtlos zum Herbst übergegangen waren. Leicht ratlos und wehmütig beobachtete ich, wie sich die große Birke auf dem Hof im Wind wiegte und träumte von einer sonnigen Terasse mit Blick auf’s Meer. Das Licht gülden, die Luft dunstig und vor mir auf dem Tisch ein leicht beschlagenes Glas mit kühlen Weißwein. Ein Blick auf die Uhr riss mich abrupt aus meinem Blues. Das Abendessen musste in einer halben Stunde auf dem Tisch stehen. Die Träumerei von der Terrasse am Meer führte meine Gedanken zu den Miesmuscheln im Eis. Eine Art „Spaghetti alla vongole“, genau das richtige für einen imaginären lauen Sommerabend und zum Glück war sie im Handumdrehen gemacht.

Für die Spaghetti mit Miesmuscheln gegen den Sommerblues:

  • Spaghetti für 2 Personen
  • ca. 150 g Miesmuscheln, gegart (oder ca. 1 kg frische, gekocht und ausgelöst)
  • 2 – 3 Safranfäden in wenig warmes Wasser eingeweicht
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • ca. 200 g Tomaten, grob gestückelt
  • 1 kleine Zucchini, gewürfelt
  • 1 Lauchzwiebel, in Ringe geschnitten
  • eine Handvoll Ananassalbei, fein gehackt
  • etwas Zitronenabrieb
  • 1 EL Zitronensaft
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer
  • Parmesan nach Belieben

spaghetti mit miesmuscheln serieWährend die Spaghetti in reichlich Salzwasser garten, schwitzte ich Knoblauch und Lauchzwiebel in etwas Butter an, gab Zucchini und Tomaten hinzu und ließ alles ca. 10-15 Minuten sanft köcheln, bis die Zuccchini bissfest und die Tomaten sämig waren. Dann gab ich die vorgegarten Miesmuscheln, den Ananassal, den Zitronenabrieb und -saft und den Safran hinzu und schmeckte die die Sauce mit Salz und Pfeffer ab. Vielversprechend. Ich goss die Spaghetti ab, hob sie unter die Sauce und spürte sogleich die Melancholie schwinden. Herr H., der just in diesem Moment nach Hause zurückgekehrt war, freute sich ungemein, dass er seinen Hunger nicht noch stundenlang vor sich her schieben musste und schnupperte neugierig.

pasta mit Miesmuscheln 4Fazit: Eine sehr feine, frische Sommerpasta. Darüber waren wir uns einig. „Auf die Schnelle“ muss eben nicht bedeuten, dass man den Erzeugnissen dubioser Herkunft aus Supermarkt oder Imbiss ausgeliefert ist. Eine Pasta wie diese ist inklusive der Vorarbeiten wirklich in einer knappen halben Stunde auf dem Tisch und zumindest für uns wesentlich befriedigender. Und vielleicht bekommen wir ja im September noch einen kleinen Spätsommerurlaub. Wir werden sehen.

Komposition inspiriert von: Das Lexikon der Aromen- und geschmackskombinationen Karen Page, Andrew Dornburg