Das blaue Ufo

Kartoffelufo 11Seit gut zwei Wochen bin ich von der allabendlichen Ratlosigkeit kuriert. Ich schaue einfach, möglichst rechtzeitig, auf den Plan, den Herr H. und ich am Sonntag Abend für die folgende Woche aufgestellt haben und lege los. Herr H. war anfangs recht skeptisch, ob sich das Erstellen eines selbigen lohnen würde. Wir hatten es schon mehrere Male damit versucht. An einem Abend hatte ich partout keinen Appetit auf das festgelegte Gericht, an einem anderen fehlten Zutaten und es war zu spät, um noch einmal loszusprinten und außerdem fühlte ich mich in Spontanität und Kreativität eingeschränkt. Als Herr H. jedoch den dritten Abend in Folge zu einer „kalten“ Küche und einer hofffnungslos von ihrer Freiheit überforderten Kochpoetin heimkehrte, beschlossen wir, es noch einmal mit dem Plan zu probieren und siehe da, es funktioniert. Dienstag Abend: Kartoffelpastete mit Bergkäse.

Für die Linsenfüllung:

  • 100 g Puy-Linsen
  • 1 kleine Möhre, in Brunoise geschnitten
  • 1 Stange Staudensellerie, in Brunoise geschnitten
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 3 Zweige Bergbohnenkraut
  • 75 g rezenter Bergkäse, fein gerieben
  • ca. 300 g Kartoffeln (ich Vitelotte, vom Gemüseverkäufer als „Halloween-Kartoffeln“ angepriesen…)
  • ca. 100 g Sahne
  • Butter zum Fetten des Topfes/ der Form
  • Salz, schwarzer Pfeffer

füllung serieIm Originalrezept stand zwar nichts von Sellerie und Möhren, aber so ganz ohne Gemüse geht es bei mir einfach nicht. Ich schwitzte die Schalotte in etwas Öl glasig, gab Möhren- und Selleriewürfel hinzu und dünstete alles ca. 8 Minuten an. Dann gab ich die Linsen, ca. 300 g Wasser und das Bergbohnenkraut hinzu und ließ sie abgedeckt ca. 30 Minuten köcheln. Nach der Zeit war das gesamte Wasser aufgenommen. Ich entfernte das Bohnenkraut, würzte mit Salz und Pfeffer und gab die Linsen in eine Schüssel.  Nachdem sie etwas abgekühlt waren, rührte ich den Käse ein.

füllen serieWährend die Linsen köchelten, hatte meine fleißige Maschine die Kartoffeln in ca. 2mm dünne Scheiben gehobelt. Da ich keinen so kleinen backofentauglichen Topf besitze, beschloss ich, die Pastete in der 16er Springform zu backen (was sich im Nachhinein als falsche Entscheidung herausstellte, da die Form nicht 100%ig dicht ist und beim Backen ein Sahne-Käse-Gemisch austrat – ich brauche also dringend einen neuen Topf). Ich fettete sie gründlich mit Butter, legte ca. 2/3 der Kartoffelscheiben überlappend auf den Boden und an den Rand der Form und salzte sie. Die recht unflexiblen rohen Kartoffelscheiben weigerten sich beharrlich, in geordneter Form liegen zu bleiben. Ich gab auf, verteilte die Linsen darauf, bedeckte sie mit dem letzten Drittel der Scheiben und goß die Sahne an. Nun durfte die Form für ca. 45 Minuten in den auf 190°C vorgeheizten Backofen. Bevor ich sie herausholte, prüfte ich den Garzustand der Kartofeln mit der Messerspitze. Perfekt. Ich ließ die Pastete kurz in der Form abkühlen und beförderte sie anschließend vorsichtig umgedreht auf einen Teller. Just in dem Moment kam Herr H. zur Tür hinein. Er sah auf den Teller, sah mich an und wir beide brachen in schallendes Gelächter aus.

Kartoffelufo 14Fazit: Nachdem wir uns beruhigt hatten, schoss Herr H. die Bilder vom „blauen“ Ufo. Die Pastete ließ sich problemlos schneiden. Ich hatte in der Zwischenzeit noch einen Kräuterdipp aus Joghurt, Crème Fraîche und Kräutern gerührt. Gespannt probierten wir. Hm. Statt einer Überraschung aus dem Weltall, präsentierte sich das blaue Ufo als ein recht solides und bodenständiges Gericht. Die Kartoffeln waren wider Erwarten tatsächlich gar, die Linsenfüllung würzig und beides passte gut zusammen. Aber irgendwie vermissten wir den „Aha-Effekt“. Wer weiß, vielleicht hätten ein paar knusprig gebratene Speckwürfel Wunder gewirkt.

Aus: Einer für alles Julian Riess, Katharina Seiser, Meinrad Neunkirchner und Thomas Apol

 

 

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Einfach mal blau machen

blaue gnocchi 6Beim Einkauf im Feinkostgeschäft vor gut zwei Wochen entdeckte ich die Vitelotte, eine lila-blaue, mehlig kochende Kartoffelsorte, von der ich schon oft gelesen hatte. Natürlich musste ich ein Kilogramm einpacken. Das Kartoffelpüree aus dem ersten Verwertungsversuch wurde leider eher steingrau als leuchtend blau, da die Knollen beim Garen in Wasser aufplatzen und stark ausbluteten. Ein wenig enttäuscht vergaß ich die restlichen Knollen. Bis mir am Montag siedend heiß einfiel, dass ich sie vielleicht verbrauchen sollte, bevor sie begannen auszutreiben. Zum Glück erinnerte ich mich daran, dass vom gleichen Einkauf noch eine violette Möhre übrig war, die hoffentlich für die fehlende Leuchtkraft sorgen würde.

Für die blauen Gnocchi:

  • 3 Vitelotte (ca. 250 g)
  • 1 violette Möhre
  • ca. 80 g Weizendunst (musste auch weg, normales Mehl geht natürlich auch)
  • 25 g Parmesan, frisch gerieben
  • 1 Eigelb
  • ca. 1/4 TL Zimt
  • Salz, schwarzer Pfeffer

gnocchi serieIch garte Kartoffeln und Möhre gemeinsam über Dampf, da ich hoffte, sie würden dann nicht ganz so stark ausbluten. Das klappte ganz gut. Nach ca. 30 Minuten waren sie fertig. Ich pellte die Kartoffeln noch heiß, pürierte die Möhre und gab die Kartoffel durch die Presse hinzu. Dann vermengte ich das Püree mit Weizendunst, dem Eigelb, dem Parmesan und den Gewürzen. Da der Teig noch recht feucht war, rollte ich auf dem großzügig bedunstetem Tisch ca. 1,5cm dicke Rollen, von denen ich anschließend ca. 2cm lange Stückchen abschnitt. Einmal über die Gabel gehüpft. Fertig. Auf stark bedunster Fläche durften sie nun auf das Kochen warten.

Für die schlichte Tomatensauce:

  • ca. 400 g aromatische Tomaten gewürfelt (wer mag, kann sie auch häuten)
  • 2 kleine Schalotten, fein gewürfelt
  • 25 g Butter
  • Salz, 1 Pr. Piment d’Espelette

sosse serieIch schwitzte die Schalotten in der Butter glasig, gab die Tomaten, etwas Salz und einen Schluck Wasser hinzu und ließ die Sauce eine knappe Stunde offen leise köcheln. Als sie fertig war, schmeckte ich mit Salz und Piment d’Espelette ab und stellte sie warm. Inzwischen war Herr H. nach Hause gekommen. Er machte sich sogleich ans Fotografieren und schlug vor, die Gnocchi auf Möhrenspaghetti zu betten. Eine recht gute Idee, wie ich fand.

Für die Möhren-Spaghetti:

  • 2 kleine orange Möhren
  • 1 große gelbe (Pfälzer) Möhre
  • 1-2 TL Zitronensaft
  • Salz
  • 1 Spiralschneider

möhren serieIch schnitt die Möhren mit dem Spiralschneider in feine Streifen. Es kann sein, dass auch einige Bluttropfen zu den Möhren gelangten, der Spiralschneider ist höllisch scharf. Dann beträufelte ich die Möhren mit Zitronensaft und Salz. Nun durften sie 3-4 Minuten über Wasserdampf garen. Anschließend schreckte ich sie kalt ab und stellte sie warm. Herr H. hatte inzwischen die Gnocchi portionsweise in siedendem Wasser gegart, ebenfalls kalt abgeschreckt und beiseite gestellt. Irgendetwas fehlte noch. „Toppings sind heutzutage  ja schwer angesagt, quasi ein MUSS.

Für das Speck-Panko-Topping:

  • ca. 60 g Speck, gewürfelt
  • ca. 30 g Panko
  • Basilikumstreifen zum Garnieren nach Belieben

 

topping serieIch zerließ den Speck mit wenig Butter in der Pfanne, gab, als er begann zu bräunen, die Pankobrösel hinzu und ließ sie ebenfalls etwas Farbe annehmen. Dann gab ich alles in ein Schälchen und briet die Gnocchi in der gleichen Pfanne noch einmal kurz an. Ein recht verheißungsvoller Geruch breitete sich dabei in der. Küche aus. Ich richtete schnell zwei Teller an und konnte es kaum erwarten, den ersten Gnoccho zu probieren.

blaue gnocchi 9Fazit: Herr H beeilte sich zum Glück. Ich schob den Gnoccho in den Mund und seufzte. Einfach köstlich und absolut fluffig. Die zarte Zimtnote harmonierte bestens mit der schlichten Tomatensauce und die Brösel sorgten für die nötigen Röstaromen und den Biss. In Windeseile war alles restlos weggeputzt. Blau machen ist eben manchmal das beste, nicht nur beim Essen. Für eine vegetarische Variante könnte ich mir statt Speck durchaus geräucherten Tofu (nicht zu stark geräuchert allerdings) vorstellen.