La folie est terminée!

Canelees X

Et Voilá! Diese kleinen, unscheinbaren und, vorausgesetzt sie sind gut gemacht, unwiderstehlich köstlichen Backwerke hätten mir einige neue graue Haare beschert, wäre deren Menge auf meinem Kopf überschaubar gewesen. So fügen sie sich unbemerkt ein und nur ich weiß, wie nah am Rande der Verzweiflung ich nach jedem Fehlversuch stand. Herr H. brachte zum Glück eines Tages die Rettung in Form einer Abhandlung über das so komplexe Thema mit nach Hause, die ich sogleich verschlang. Und da begann ich zu verstehen. Jeder noch so kleine Fehler bei der Zubereitung der kleinen Biester führt unmittelbar zum Scheitern. Wichtig sind nicht nur die Kupferformen, das Bienenwachs und die lange Reifezeit der Masse, sondern auch die Frische der verwendeten Eier und die vollständige Abwesenheit von Luft in der Masse. Im Prinzip reicht es, den Artikel von Pim gründlich zu studieren. Ich fasse hier nur der Vollständigkeit halber auf Deutsch zusammen.

Für die Cannelées (7 Stück in Ø5,5 cm Formen):

  • 250 g Vollmilch
  • 25 g Butter
  • 1 TL Vanilleextrakt
  • 50 g Weizenmehl 405er
  • 125 g Puderzucker
  • 1/2 TL feines Meersalz (ca. 4 g)
  • 1 Ei Gr. L + 1 Eigelb Gr. L (20 g), vorsichtig verrührt mit der Gabel
  • 50 g Rum
  • 60 g Butter
  • 20 g Bienenwachs

canelees serie

Da ich nur acht der Kupferformen besitze, beschloss ich, nur die Hälfte der Masse herzustellen. Ich gab Milch und Butter in einen kleinen Topf (wer Vanilleschoten verwenden möchte, gibt eine geöffnete mit hinein) und erhitzte beides auf 83°C. Dann zog ich den Topf von der Platte und ließ das Gemisch auf ca 36°C abkühlen. Herr H. hatte derweil Mehl, Puderzucker und Salz abgewogen und gemeinsam in eine Schüssel gesiebt. Ich gab Ei und Milchmischung hinzu und verrührte alles vorsichtig mit dem Löffel. Es macht nichts, wenn die Masse klumpig bleibt, da später alles noch durch ein feines Sieb gestrichen wird. Ich rührte zum Schluss Rum und Vanille unter die gesiebte Masse und stellte sie für 48 Stunden in den Kühlschrank. Es ist von Vorteil, sie ein oder zwei Mal währenddessen durchzurühren. Vergisst man dies, kann man sie vor der Verwendung einfach noch einmal durch ein Sieb streichen.

Pim fettet ihre Kupferformen mit einer eins zu eins Butter-Bienenwachs-Mischung. Ich hatte diesbezüglich mit Frau Plagens gesprochen und sie verriet mir, dass sie eine 3/4 Butter 1/4 Bienenwachs-Mischung verwende. Da ihre Cannelées perfekt sind, hielt ich mich daran. Bienewachs ist problemlos auf dem Markt beim Imker des Vertrauens erhältlich. Ich verwende zum Schmelzen für die Fettmischung eine alte Metallschüssel, die ich nur für diesen Zweck verwende, da es nahezu unmöglich ist, Bienenwachs von Oberflächen zu entfernen. Ich stellte die Schüssel und die Kupferformen für einige Minuten in den auf 100°C vorgeheizten Backofen, bis die Fettmischung geschmolzen war. Es ist wichtig, die Formen zu erwärmen, da die Fettmischung ansonsten recht schnell erstarrt und eine zu dicke Schicht bildet. Anschließend nahm ich das Blech (mit Alufolie belegt) aus dem Ofen und gab das flüssige Fett in die erste Form. Mit einer Zange hob ich sie an, goss das Fett in die zweite Form und stellte die erste umgedreht zum Abtropfen auf ein Gitter (das ebenfalls nur für diesen Zweck verwendet wird s.o.). Nachdem ich alle Formen auf diese Art gefettet hatte und sie abgekühlt waren, legte ich sie für einen Stunde in den Gefrierschrank.

Herr H. heizte den Backofen auf 230°C vor, ich füllte die erneut vorsichtig durchgerührte Masse bis ca. 1 cm unter den Rand der Formen und stellte sie auf das mit Alufolie belegte Blech. Nun durften sie 15 Minuten backen. Dann reduzierte ich die Temperatur auf 190°C und buk sie weitere 45 Minuten. Die Masse steigt dabei über den Rand. Wenn man, wie wir, befürchtet, dass sie dabei zu sehr in die Breite wächst, kann man das Blech einfach kurz aus dem Ofen nehmen und warten, bis die Masse zurück in die Formen gesunken ist und sie danach weiterbacken. Nachdem die Stunde verstrichen war, holte ich den ersten Cannelée aus dem Backofen und stürzte ihn auf ein Gitter, um zu sehen, ob der gewünschte Bräunungsgrad (ein dunkles Goldbraun, kein Schwarz) bereits erreicht war und ob die weißen Stellen am Boden der Form bereits verschwunden waren. Da das noch nicht der Fall war, gab ich den restlichen Cannelées weitere 10 Minuten, bevor ich den zweiten begutachtete. Schon besser. Ich gab den übrigen weitere 5 Minuten, bevor ich sie aus dem Ofen nahm. Wir konnten kaum glauben, dass sie plötzlich doch gelungen sein sollten und warteten ungeduldig, bis sie abgekühlt waren.

Canelees XX

Fazit: Sie hätten zwar noch etwas länger backen können, aber wir sind mit dem Ergebnis zu 95% zufrieden. Die lange Backzeit lag wahrscheinlich daran, dass ich das Blech während des Backens drei Mal aus dem Backofen nahm, da ich Angst hatte, sie könnten zu sehr in die Breite wachsen. Vermutlich wäre das nicht nötig gewesen. Nächstes Mal werde ich mutiger sein. Herr H. hatte die Ehre den ersten Cannelée zu verkosten. Das krachende Geräusch beim Anbiss klang schon einmal viel versprechend. Er nahm sogleich begeistert den zweiten Bissen und brummte vor Wohlbehagen. Als ich es ihm gleichtat, konnte ich verstehen, warum. Innen cremig, aber nicht matschig, außen knusprig und mit einem dezenten Rumaroma. Einfach herrlich. Ich lagerte die übrigen offen bis zum nächsten Abend und sie schmeckten noch fast genauso gut, wie am ersten Tag. Der Besuch war ebenfalls höchst angetan. Herausforderung – endlich – gemeistert!

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Nichtwissen gewiss

gulasch 2Je länger ich mich mit der Aggregatveränderung von Nahrungsmitteln beschäftige, umso deutlicher tritt die unvermeidliche Erkenntnis zutage, wie wenig ich darüber weiß. Als ich noch kaum etwas wusste, nahm ich an, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Das hat sich inzwischen grundlegend verändert. Ich bin weit zurückgerudert und weiß jetzt, was ich nicht weiß. Und das ist eine ganze Menge. Warum, um nur ein Beispiel zu nennen, wird mit Kokosblütenzucker geschlagener Eischnee nicht steif? Ein echtes Rätsel. Andererseits kann ich inzwischen klarer einschätzen, was ich kann. Brücken schlagen, Analogien bilden und mich an bestimmte Details, mögen sie auch vor noch so langer Zeit in mein Bewusstsein gerückt sein, erinnern. Das alles hilft. Aber noch immer gelingt es mir nicht, völlig selbstständig den gewissen Dreh zu entwickeln. Dazu braucht es nach wie vor Inspiration, so wie hier. Ein ganz einfacher Trick, eigentlich. Wäre ich nur selbst darauf gekommen!

Für das Gulasch:

  • 4 Schalotten, in feine Scheiben geschnitten
  • Olivenöl zum Anbraten
  • 500 g Gulasch, halb Rind, halb Schwein (ich: Jungrind)
  • 1 knapper EL Tomatenmark
  • 170 g Rotwein
  • 250 g Fleischbrühe
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 Nelken
  • Rosenpaprika nach Belieben
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • ca. 1TL Pfeilwurzstärke in etwas kaltem Wasser gelöst

gulasch serieWie bei jedem Schmorgericht briet ich zunächst die Fleischwürfel portionsweise sehr scharf an, stellte sie beiseite und reduzierte die Temperatur. Nun durften die Schalotten ca. 10 – 15 Minuten im gleichen Topf braten. Dann gab ich das Tomatenmark hinzu, schmurgelte es kurz mit und fügte das Fleisch wieder hinzu. Ich löschte mit Rotwein und Brühe ab, gab die Gewürze hinzu und ließ das Gulasch ca. 1,5 Stunden bei schwacher Hitze köcheln. Anschließend siebte ich die Flüssigkeit ab, gab sie zurück in den (gesäuberten) Topf und reduzierte sie ca. auf die Hälfte. Sollte sie noch nicht sämig genug sein, kann mit Pfeilwurzstärke gebunden werden. Ich schmeckte noch einmal mit Salz und Pfeffer ab, gab das Fleisch zurück in die Sauce und stellte den Topf bis zum Servieren warm.

Für das Paprika-Tomaten-Topping:

  • 1 rote Paprika, grob gewürfelt
  • 3 – 4 kleine Tomaten
  • Olivenöl zum Braten
  • Zucker, Salz

paprika topping serieHerr H. hatte die Tomaten überbrüht, gehäutet, in Spalten geschnitten und entkernt und die Paprika gewürfelt. Er briet erst Paprika (ca. 5 Minuten) und dann Tomaten im Olivenöl an, bis beides den gewünschten Gargrad (bei uns eher weich) hatte, schmeckte mit Salz und Zucker ab und stellte das Topping ebenfalls warm. Die nächste Aufgabe wartete bereits auf ihn.

Für das Kartoffelpüree mit Vanille:

  • ca. 300 g Kartoffeln (geschält gewogen), grob gestückelt
  • 20 g Butter
  • 50 – 100 g Milch
  • Salz, weißer Pfeffer
  • etwas Vanillenschote, gemahlen

vanille pü serieKartoffelpüree bereiten wir beide völlig unterschiedlich zu. Herr H. schwört darauf, geschälte Kartoffelwürfel in Salzwasser zu garen, sie dann im Topf mit der Gabel zu zerdrücken und dann erst Butter und Milch einzuarbeiten, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. In diesem Fall schmeckte er das Püree zusätzlich mit etwas fein gemahlener Vanille ab. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Püree „besser“ wird, wenn man die Kartoffeln als Pellkartoffeln gart, noch heiß pellt und zweimal durch die Kartoffelpresse gibt. Butter und Milch erhitze ich, bevor ich die gepressten Kartoffeln zugebe, so dass das fertige Püree gleich die perfekte Temperatur hat. Da wir in dieser Frage beide kompromisslos sind, entscheidet vor jeder Püreebereitung der Münzwurf, so dass eine gerechte Abwechslung gewährleistet ist.

gulasch 4Fazit: Die Idee, Paprika und Tomaten nicht mit dem Fleisch mitzugaren, sondern sie separat als „Topping“ (was für ein Wort) zu servieren, gefiel uns beiden ausnehmend gut. Das Gulasch empfanden wir auf diese Art zubereitet als „purer“, aromatischer und mit einem kräftigeren Fleischgeschmack als Gulasch, das mit einer Vielzahl von Gemüsen gemeinsam geschmort wird. Paprika und Tomaten steuerten eine fruchtig-säuerliche Not bei und die Vanille im Püree ergänzte das Ganze vortrefflich und wer weiß, vielleicht bin ich in einigen Jahren auch soweit, mir so etwas selbst ausdenken zu können und wenn nicht. Nun, dann gibt es vermutlich immer noch genügend Inspiration von Außerhalb.

Aus: Neue Deutsche Küche Frank Rosin

Eine runde Sache

ossobuco 1Während der kurzen Kälteperiode Mitte letzter Woche saß ich morgens fröstelnd in der Küche und schmökerte in einem veganen Kochbuch, das ich neugierig aus dem immer weiter wachsenden Regalbestand in der Bücherhalle mitgenommen hatte. Ich las und las und meine Irritation wuchs proportional mit meinem Frieren. Bei Hunger zwischendurch solle ich doch einfach einen „djuus“  trinken. Und zum Abendessen empfählen sich ein knappes Kilogramm „Kohlrabispaghetti“ mit einer leichten Tomatensauce. Kurzerhand klappte ich das Buch mit blauen Fingern zu, öffnete den Gefrierschrank und taute zwei dicke Beinscheiben vom Rind zum Schmoren auf. Auch im Sommer kann etwas Wärmendes gelegentlich hilfreich sein. Nach einem geeigneten Rezept musste ich nicht lang suchen. Schon nicht mehr ganz so fröstelnd machte ich mich ans Werk.

Für das „Ossobuco“:

  • 2 große Kalbshaxenscheiben (ich: vom Rind, nicht ganz so fein, was soll’s)
  • 3 EL Olivenöl
  • 6 getrocknete Tomatenhälften
  • 1/2 Zwiebel, fein gewürfelt (ich: 1 weiße Zwiebel)
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 2 Sellerieblätter, frisch oder getrocknet (ich: nicht zur Hand)
  • 1 Handvoll getrocknete Pilze, halb Steinpilze, halb Herbsttrompeten, 10 Minuten eingeweicht
  • 100 g Weißwein
  • 400 g Fleischbrühe oder Wasser und Fond
  • 1 EL Tomatenmark
  • 2 Lorbeerblätter, 2 Nelken
  • 2 Steifen Zitronenschale
  • 1 Rosmarinzweig
  • Salz, Pfeffer, Koriander, Piment, Piment d’Espelette
  • 2 TL Aceto balsamico
  • 250 g TK-Erbsen (ich: weg gelassen)
  • 2 EL Petersilie, fein gehackt (ich: weg gelassen)
  • Stärke, in Wasser aufgelöst, zum Binden

sosse serie

Ich wusch die Beinscheiben, tupfte sie trocken und band sie mit Küchengarn rund. Dann stellte ich die restlichen Zutaten bereit, heizte den Backofen auf 140°C vor und erhitzte das Öl im Bräter. Bei mittlerer Hitze bräunte ich Beinscheiben und Tomatenhälften an und nahm sie anschließend heraus. Nun schwitzte ich mit etwas mehr Öl Zwiebelwürfel und dann Knoblauch farblos an, gab das Tomatenmark hinzu und legte Beinscheiben und Tomatenhälften wieder ein. Ich löschte mit Weißwein ab, ließ ihn etwas auf die Hälfte reduzieren, fügte alle Gewürze bis auf Pilze, Zitronenschale und Rosmarin hinzu und goß das Fond-Wasser-Gemisch hinein. Nach einer Stunde Schmorens im Ofen fügte ich die Pilze hinzu, nach einer weiteren Rosmarin und Zitronenschale. Ich reduzierte die Temperatur auf 120°C und ließ den Topf eine weiter Stunde im Ofen, ausgewachsene Beine brauchen etwas länger, um mürb zu werden. Nach der Garzeit nahm ich die Scheiben aus dem Topf, siebte die Sauce, gab sie zurück in den Topf und band sie mit etwas aufgelöster Stärke. Ich legte die Scheiben wieder hinein und hielt sie im Ofen warm.

Für das Kartoffelpüree:

  • 300 – 500 g Kartoffeln, in der Schale gegart, ausgedampft
  • ca. 100 g Milch, erwärmt
  • ca. 40 g Butter (mehr schadet keineswegs)
  • Salz, schwarzer Pfeffer

pü serie

Herr H., der inzwischen hungrig eingetrudelt war, freute sich über den köstlichen Duft, der durch die Wohnung zog. Er kümmerte sich sogleich um das Püree. Ich hatte die Kartoffeln bereits gepellt und durch die Kartoffelpresse gegeben. Er fügte die warme Milch, die Butter und Salz hinzu und schlug das Püree mit dem Schneebesen auf. Und siehe da, es klappte sogar bestens mit (abgelagerten) festkochenden Kartoffel. Herr H. würzte das Püree mit etwas Pfeffer und stellte es warm.

Für die glasierten Vanille-Möhren:

  • 1 große gelbe Möhre, schräg in dünne Scheiben geschnitten
  • 2-3 orange Möhren, schräg in dünne Scheiben geschnitten
  • 2-3 EL Vanilleöl
  • 1 große lila Möhre, schräg in dünne Scheiben geschnitten
  • etwas Honig, Salz

möhren serie

Ich erhitzte das Vanilleöl in zwei kleinen Töpfen, gab orange und gelbe Scheiben in den einen und die lila Möhre in den anderen, da sie sehr stark färbt. Ich würzte mit etwas Honig und Salz und ließ die Möhren ca. 20 Minuten bei schwacher Hitze im eigenen Saft dünsten. Herr H. hatte in der Zwischenzeit die Gremolata präpariert.

Für die Gremolata:

  • 3 Streifen Zitronenschale, fein gehackt
  • 2 EL glatte Petersilie, fein gehackt
  • (ich: 2 EL Koriander, fein gehackt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt (ich: 1/2, da sie alt und streng war)

gremulata serieIch nahm die Töpfe aus dem Ofen, richtete an und erzählte Herrn H. von meiner morgendlichen Lektüre. Er fröstelte kurz, sah mich dankbar an und machte sich sogleich ans Fotografieren. Und dann endlich konnten wir den fleischlichen Genüssen fröhnen.

ossobuco 4Fazit: Diese Sauce. Unglaublich. Herr H. wiederholte mindestens drei Mal, dass es die beste sei, die ich je zustande gebracht hätte. Ich schwieg und genoss. Eine absolut perfekte Kombination, auch die Vanille-Möhren passten. Einziger Wehmutstropfen waren die doch recht kräftigen Sehnen der Beinscheibe, nächstes Mal werde ich die passenden besorgen!

Dulce de Membrillo

Herr H. hatte es sich in den Kopf gesetzt, recherchiert und hier gefunden. Die Quitten stammten aus dem Garten der Schwiegergroßeltern. Der Produktion stand nichts im Weg.

Für das Dulce de Membrillo:

  • 500 g Quitten, Kerngehäuse entfernt, gewürfelt
  • 2,5 EL Zitronensaft
  • 1 TL Vanilleessenz (oder 1/2 Vanillestange)
  • 400 – 450 g Zucker

dulce de membrillo serie klein

Nachdem Herr H. die Quitten zerkleinert hatte, brachte er sie mit Wasser bedeckt zum Kochen und ließ sie ca. 30 Minuten köcheln bis sie weich waren. Dann goß er das Wasser ab und ließ die Quittenstücke durch die Flotte Lotte (feinste Scheibe). Man könnte sie sicher auch pürieren und durch ein feines Sieb streichen, aber nun ist eben endlich die Flotte Lotte eingezogen. Er wog das Quittenpüree ab, gab die gleiche Menge Zucker, den Zitronensaft und die Vanilleessenz hinzu und ließ alles ca. 1,5 Stunden offen köcheln bis es eingedickt war. Dabei rührte er gelegentlich um, damit nichts ansetzte. Die richtige Konsistenz ist erreicht, wenn man mit dem Löffel über den Topfboden fährt und die Spur für einige Sekunden sichtbar bleibt.

Herr H. fettete die 15cm Kastenform, legte sie mit Backpapier aus und gab das Quittenpüree hinein. Nun durfte es im Backofen bei 50°C noch eine Stunde lang trocknen. Den fertigen „Quittenblock“ stürzte er nach dem vollständigen Erkalten. Nun lagert er im Kühlschrank geduldig auf seine Einsätze wartend.

Ein (Oster-)Ravioli-Wunder

basilikum ravioli mit detailHerr H. und ich unternahmen schon so manche Reise zusammen. Früher konnte ich es kaum erwarten, der Heimat den Rücken zu kehren und zu unbekannten Gefilden aufzubrechen. Das begann sich vor einem guten Jahr zu ändern. Ich gebe zu, dass der Abschied von meiner Küche mir inzwischen nicht mehr ganz so leicht fällt. Zwei Herzen scheinen nun in meiner Brust zu wohnen. Das eine schlägt für das Kochen und Backen, stärker als ich es mir je hätte träumen lassen und das andere schlägt für das Reisen. Bevor wir in die Osterfrische aufbrachen, allerdings nicht zu unbekannten Gefilden, musste der Kühlschrank natürlich noch von Verderblichem befreit werden und auf der Fensterbank stand ein Topf Basilikum in voller Pracht, der die Wasserknappheit mit Sicherheit nicht überleben würde. Nach kurzer Recherche in unserem neuen Lieblingsbuch* stand der Plan. Statt Nudeln mit Basilikum-Pesto würde das Basilikum direkt in den Nudelteig wandern.

Für den Basilikum-Pastateig:

  • 100 g Weizenmehl 405er
  • 50 g Hartweizenmehl
  • 2 Eigelb
  • 25 g frisches Basilikum
  • 25 g Wasser
  • 1 Pr. Salz
  • 1 TL Olivenöl

basilikum ravioli teig serieAls erstes gab ich Basilikum und Wasser in den Zerkleinerer und ließ ihn laufen, bis eine homogene Flüssigkeit entstanden war. Dann wog ich die restlichen Zutaten ab, füllte sie in eine Schüssel und vermischte sie mit einem Löffel. Anschließend knetete ich den quietschgrünen, herrlich nach Basilikum duftenden Teig ca. 10 Minuten von Hand. Nun durfte er abgedeckt ca. 2 Stunden ruhen. Zeit, sich den Tomaten zu widmen. Klassische Kombination.

Für die confierten Tomaten:

  • 200 g Cherry-Tomaten
  • Olivenöl
  • Salz
  • etwas gemahlene Vanille

konfierte tomaten serieIch heizte den Backofen auf 130°C vor, halbierte die Tomaten, tauchte die Schnittflächen in Olivenöl und legte sie in eine Form. Herr H. salzte sie und bestreute sie vorsichtig mit etwas gemahlener Vanille. Dann schob er die Form in den Backofen. Dort durften sie ca. 1,5 Stunden verbleiben. Bereits nach einer halben Stunde zog ein subtiler Vanilleduft durch die Küche, zugegeben, schon etwas seltsam, wenn man weiß, dass sich kein Kuchen, sondern Tomaten im Backofen befinden.

Für die Ravioli-Füllung:

  • 250 g Ricotta (in Küchenpapier gewickelt, eine gute Stunde abgetropft, Papier mehrmals gewechselt. Es verblieben 215 g)
  • Schale 1/2 Zitrone, fein gehackt
  • 1/4 TL Vanilleessenz
  • Salz

füllung serieEs wäre wahrscheinlich idealer gewesen, den Ricotta schon am Vortag abtropfen zu lassen, aber es ging auch so. Herr H. hackte die Zitronenzesten fein, ich verrührte sie, die Vanilleeseenz und ca. 1/4 TL Salz mit dem Ricotta, der einigermaßen trocken und bröselig war. Dann rollte ich die Teigbahnen aus (bis Stufe 7/9, ich hätte sie gern noch dünner gehabt, Herr H. bevorzugt dickere, das war der Kompromiss) markierte die Ravioligröße mit dem Stempel, setzte jeweils einen TL Füllung in die Mitte der Markierung  und bepinselte die Ränder mit Wasser. Dann legte ich die zweite Teigbahn darüber. Herr H. drückte die Ränder fest und entfernte die Luftblasen mithilfe einer Nadel. Die fertigen Ravioli lagerte ich auf einem mit Gries bestreuten Tuch.

Für die Champignon-Rahm-Sauce:

  • 125 g Champignons, fein blättrig geschnitten
  • 1 kleine Schalotte, fein gehackt
  • 50 g Weißwein
  • 100 g Sahne
  • Petersilie nach Belieben

champignon sosse serieWir waren nicht ganz sicher, ob eine solche Sauce wirklich passend wäre, aber die Champignons mussten weg. Mut zum Risiko. Herr. H schnitt sie fein blättrig, während ich die Schalottenwürfel in Butter glasig schwitzte. Dann gab ich die Champignons hinzu, briet sie bei schwacher Hitze, bis sie knapp gar waren und goß Weißwein und Sahne an. Anschließend ließ ich die Sauce einköcheln, bis sie eine sämige Konsistenz hatte. Ich schmeckte mit Salz, Pfeffer und Petersilie ab und war recht überrascht vom Wohlgeschmack dieser schlichten Sauce. Herr H. hatte inzwischen die Ravioli portionsweise 4 Minuten in siedendem Wasser gegart. Es konnte angerichtet werden.

basilikum ravioli 5Fazit: Wir konnten es kaum abwarten zu probieren. Ich halbierte ein Raviolo (?) und kostete. Das zarte Basilikumaroma war erhalten geblieben, die Ricottafüllung ein Gedicht und die Champignon-Sauce erdete die Komposition. Auch die Vanille-Tomaten fügten sich mit dezenter Säure perfekt ein. Herr H. war gleichermaßen begeistert. Ich habe schon sehr, sehr viele „Eigenkreationen“ fabriziert, aber dieses war die erste, die wirklich absolut stimmig und rund schmeckte. Das Ganze war endlich größer als die Summe der Teile und mit diesem Erfolg fiel es mir ein kleines bisschen leichter, mich vorerst von meiner Küche zu verabschieden. Frohe Ostern allerseits!

*Das Lexikon der Aromen und Geschmackskombinationen Karen Page, Andrew Dornenburg