Und ewig lockt der Herd

Erbsensuppe mit Estragon 2

Nach einem sehr, sehr ruhigen Jahreswechsel abseits jeglichen Trubels, konnten Herr H. und ich es kaum erwarten, wieder an den heimischen Herd zurückzukehren. Es ist zwar schön, an einem wunderschönen Ort zu weilen, aber natürlich bedeutet das auch den Verzicht auf die vertraute, eigene Küche. Man könnte fast meinen, dass wir inzwischen leicht besessen von der Zubereitung köstlicher Speisen wären. Dabei haben wir einfach nur festgestellt, dass es wenig „kostet“ sich allabendlich eine kleine Freude zu bereiten. Denn auch wenn viele im Kochen und Backen Arbeit und lästige Pflicht sehen, so ist es für uns einfach nur Entspannung gekrönt von der Belohnung des Genusses. Nach den vielen Fleischgerichten, in denen wir zu und zwischen den Festen geschwelgt hatten, stand uns der Sinn nach etwas frischem, leichtem Grünen. Ich wurde schnell fündig und erstaunlicherweise war alles im Haus.

Für die Erbsensuppe (Vollmahlzeit für 2 oder Vorsuppe für 4):

  • 2 kleine Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten
  • Öl zum Braten
  • 400 g Gemüsefond
  • 200 g Sahne
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 250 g Erbsen A
  • 1/2 Bund Estragon, Blättchen abgezupft, grob zerkleinert (ca. 35 g)
  • 250 g Erbsen B, wenige Minuten in Salzwasser blanchiert
  • 1 Handvoll Zuckerschoten, frittiert (ich: Erbsensprossen)

Suppe SerieHerr H. dünstete die Frühlingszwiebel in wenig Öl an, gab Gemüsefond und Sahne hinzu und ließ alles 3 Minuten kochen. Dann gab er die Erbsen A hinzu und ließ die Suppe abgedeckt 5 Minuten sanft köcheln. Ich fügte danach den Estragon hinzu, pürierte die Suppe, passierte sie durch das feinste Sieb und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Vielversprechend! Herr H. gab abschließend die blanchierten Erbsen in die Suppe. So weit, so gut.

Für den Flan:

  • 110 g Sahne
  • 1/2 Bund Estragon, samt Stielen, grob geschnitten
  • 1 Pr. Salz
  • 30 g Pecorino, gerieben
  • 1 Ei
  • Olivenöl für die Form

Flan Serie

Ich kochte Sahne und Estragon mit einer Prise Salz auf, pürierte alles und gab es ebensfalls durch das feinste Sieb. Herr H. rührte Pecorino und Ei unter und gab die recht flüssige Masse in geölte Silikonformen (4 cm Durchmesser). Ich hatte den Backofen auf 190°C vorgeheizt. Nun stellte ich die Silikonform in ein Wasserbad und ließ die Flans 12 Minuten im Backofen garen. Erstaunlicherweise waren die tatsächlich verfestigt. Ich schöpfte Suppe in vorgewärmte Teller, legte jeweils 3 Flans ein und dekorierte mit Erbsensprossen, Estragon und einigen Tropfen Estragonöl.

Erbsensuppe mit Estragon 1

Fazit: Wir waren beide gleichermaßen von der fein-cremigen Konsistenz und dem herrlichen Geschmack des Süppchens begeistert! Herr H. merkte an, dass insbesondere der dezente Estragon-Geschmack des Flans das Tüpfelchen auf dem i sei. Die Erbsensuppe ist zudem nicht nur ein leichtes, frisches Abendessen, sondern kann sicher auch den Auftakt zu einem frühlingshaften Menue bilden. Der nächste ist zwar mit den jetzigen Kälteeinbruch in eine gefühlte weite Ferne gerückt, aber kaum das man sich versieht, steht ja auch schon das nächste Weihnachten wieder vor der Tür…

Aus: Kräuter Tanja Grandits

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Salonfähig!

gerste und erbse 2Fleischloses Glück in Reinform. Auch wenn der Herbst mit voller Macht die Blätter von den Bäumen fegt und alle Zellen meines Körpers nach wohlig warmen Schmorgerichten dürsten. Bevor es in Vergessenheit gerät, muss dieses „Graupen-Risotto“, korrekt als „Orzotto“ bezeichnete Gericht, noch ans Licht. War die schnöde Rollgerste einst eher ein „arme-Leute“ Essen, erfreut sie sich nun zum Glück wieder großer Beliebtheit, auch in feinerer Umgebung, sprich in Spitzenrestaurants. Und das vollkommen zurecht! Das wandlungsfähige Korn lässt so einiges mit sich machen. Seitdem ich dieses Gericht gekocht habe, habe ich immer einen kleinen Vorrat Graupen oder Rollgerste im Vorrat. Auch in Verbindung mit Kürbis macht sie sich ausgezeichnet.

Für das Orzotto:

  • 100 g Rollgerste/ Gerstengraupen
  • 500 g Gemüsefond A
  • 1 knapper TL Ingwer, fein gehackt
  • 1 kleine Schalotte, fein gewürfelt
  • 1/2 grüne Chili, entkernt, fein gehackt
  • Olivenöl zum Anbraten
  • 100 g Gemüsefond B
  • 100 g Sahne
  • 1/3 Bund Minze samt Stängeln klein geschnitten, einige Blätter beiseite gelegt
  • 100 g Erbsen
  • 1 EL Butter
  • 1 EL Parmesan
  • 1 großzügiger TL helles Miso

gerste und erbse serieIch spülte die Gerste unter fließendem Wasser ab und kochte sie im gesalzenen Gemüsefond A in ca. 15 Minuten gar. Herr H schwitze in der Zwischenzeit Schalotte, Ingwer und Chili in Olivenöl an, gab Gemüsefond B, Sahne und Minze hinzu und ließ alles abgedeckt 10 Minuten köcheln. Dann gab er die Sauce durch das feinste Sieb und schmeckte sie mit Salz und Pfeffer ab. Ich erhitzte sie, gab Gerste, Butter, Parmesan und Miso hinzu, rührte, bis alles sämig war und stellte den Topf warm.

Für das Erbsenpüree:

  • 100 g Erbsen
  • Salz, Zucker
  • 1/2 TL fein gehackte Minze
  • 1/2 TL fein gehackter Ingwer
  • 25 g Sahne

erbspürree serieIch kochte die Erbsen mit etwas Salz und einer Prise Zucker weich (ca. 8 Minuten), goss das Kochwasser ab, pürierte sie mit Ingwer, Minze und Sahne und strich das Püree durch das feine Sieb. Möchte man das Gericht später adretter anrichten, als ich es getan habe, gibt man das Püree in einen Spritzbeutel und stellt diesen bis zum Aufdressieren warm.

Für die Miso-Hollandaise:

  • 40 g Butter
  • 20 g helle Misopaste
  • 1 Eigelb (20 g) mit ca. 20 g Eiweiß

miso hollandaise serieIch zerließ die Butter und erhitzte sie auf 60°C. Herr H. verquirlte Ei und Miso mit dem Handrührgerät. Ich gab die flüssige Butter nach und nach hinzu, während er auf höchster Stufe weiterrührte. Leider bekommt man die Hollandaise auf diese Weise nicht so herrlich fluffig hin wie mit einem Rahmbläser. Besitzer eines solchen können sich glücklich schätzen, die Hollandaise hineingeben und sie elegant auf das fertige Gericht sprühen. Ich richtete das Orzotto schlicht in vorgewärmten Schalen an, löffelte Erbspüree darauf und goss etwas Misohollandaise darüber, ein zwei Minzblättchen und -blüten. Et voilà.

gerste und erbse 3Fazit: Ungeachtet des nicht ganz so gefälligen Äußeren schmeckte das Orzotto herrlich fein, ausgewogen und vielschichtig. Samtige Hollandaise und cremiges Erbspürree ergänzten die Kernigkeit der Gerste wunderbar. Herr H. war ebenfalls sehr angetan und mit der Portion endlich einmal zufrieden, da ich das Orzotto im Rahmen eines kleines vegetarischen Menues serviert hatte. Zuvor hatte es ein feines Rote Bete Süppchen gegeben und zum Dessert erwartete uns noch eine herrlich sommerlich angehauchte Torte. Doch davon später mehr. Jetzt kann ich das Gemüsekapitel für’s Erste beruhigt schließen und die Bäckchen in den Ofen schieben.

Aus: Kräuter Tanja Grandits

(K)ein Haar in der Suppe!

selleriesuppe 13Während das Regenband tagein tagsaus seine Last über der ohnehin wassereichen Stadt ablädt und somit alle Outdooraktivitäten zu Unterwasserexpeditonen macht, bleibe ich lieber Drinnen und lese. Dabei fiel mir kürzlich ein Buch* in die Hand, dessen Lektüre zwar meine Nackenhaare sträubte, mich aber doch wieder und wieder zum Schmunzeln brachte. Was wird nicht alles getrickst! Schier unendlich scheint der Erfindungsreichtum derjenigen, die aus, jetzt bin ich glatt versucht, ein unappetitliches Wort zu benutzen, aber ich reiße mich zusammen, die also aus etwas Minderwertigem etwas vermeintlich Hochwertiges machen wollen und es uns für viel zu viel Geld verkaufen wollen. Mich kriegen sie mit den meisten ihrer Produkte schon lange nicht mehr, aber man kann sich wundern, was man sich selbst als aufgeklärte Verbraucherin unbeabsichtigt einfängt. Aber ich will an dieser Stelle nicht zu weit ausufern, sondern lieber Lösungen vorschlagen. Steht einem z. B. der Sinn nach einer herrlich cremigen Suppe, so ist diese im Handumdrehen selbst gemacht. Natürlich geht es schneller, eine Tüte aufzureißen, aber die Frage ist natürlich auch, was man mit der „gesparten“ Zeit besseres anfangen könnte. Also los!

Für die Selleriesuppe:

  • 1 EL Butter
  • 150 g Knollensellerie (geschält und gewürfelt gewogen)
  • 1 kleine Zwiebel, geschält und gewürfelt
  • 1 kleine Knoblauchzehe, geschält und gewürfelt
  • 1 Pr. Fenchelsamen, gemörsert
  • einige Salbeiblätter
  • 50 g Weißwein
  • 300 g Gemüsefond
  • 100 g Sahne (am besten ohne Carragen, dann rahmt die angebrochene zwar auf, aber dafür ist nichts darin, was noch nicht einmal in seiner Wirkung genau erforscht ist)
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 75 g Roquefort, zerbröselt
  • 1 Scheibe mildes Sauerteigbrot, gewürfelt, wer will, kann auch entrinden
  • 1 EL Butter
  • frittierte Salbeiblätter nach Belieben

selleriesuppe serieIch erhitzte die Butter, schwitzte Sellerie, Zwiebel, Knoblauch, Salbei und Fenchelsamen darin an und löschte mit Weißwein ab. Nachdem er vollständig einreduziert war, gab ich den Fond dazu und ließ alles abgedeckt 20 Minuten köcheln. Nun gab ich die Sahne hinzu, würzte mit Pfeffer und wenig Salz und gab 50 g Roquefort dazu. Herr H. pürierte die Suppe mit dem Stabmixer, gab sie durch das feine Sieb und stellte sie warm. Alles in allem dauerte es gerade mal eine halbe Stunde, dieses Süppchen zuzubereiten. Wir verzichteten darauf, die Salbeiblätter zu frittieren, der Hunger war einfach zu groß und mussten leider feststellen, dass das keine gute Entscheidung war, da die frischen Salbeiblätter einen geschmacklichen Hang zum Bitteren aufwiesen. Nächstes Mal. Die Brotwürfel hingegen brieten wir in etwas Butter goldbraun und lagen damit goldrichtig.

selleriesuppe 10Fazit: Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Jede Zeit, die in die Zubereitung eines schlichten oder auch aufwendigeren Mahls investiert wird, ist eine gut investierte Zeit! Essen muss schließlich jeder Mensch und ich betrachte die Nahrungsaufnahme nicht als eine Art Tankvorgang, sondern eher als Bereicherung nicht nur durch bloße Energieaufnahme, sondern vielmehr als Stimulation der Sinne. Klingt jetzt alles ein wenig schwammig und weit hergeholt, ist aber so! Diese Selleriesuppe besticht durch ihre samtig-cremige Konsistenz, durch ihren kräftig-ausgewogenen Geschmack und die Knusprigkeit der Brotwürfel. Sie macht sich zudem sicher auch gut als kleiner Auftakt zu einem, zugegeben, eher herbstliche Menue. Aber der wird genauso sicher kommen, wie das Amen in der Kirche. Wohl dem, der gut vorbereitet ist!

(wieder) aus: Kräuter Tanja Grandits (es sind einfach zu viele interessante Rezepte darin)

*Und zur gruselig-unterhaltsamen Lektüre: Das Haar in der Suppe – Das bunteste Schwarzbuch zur Ernährung Thomas Schmacker (nomen est omen)

Augenweide

Dill Tagliatelle 2Das Auge ist uns leider ein sehr unzuverlässlicher Begleiter. Oder wie kann es sich erklären lassen, dass selbst Spitzensommeliers bei einer Blindverkostung Schwierigkeiten haben, Rot- und Weißwein klar zu unterscheiden? Zudem sehen wir nur, was wir zu sehen erwarten. Das findige Hirn ergänzt Bekanntes, wo es nur kann. Das spart Arbeit und Energie und führt leider immer wieder zu Sinnestäuschungen, denen wir uns in diesem Fall jedoch gern ergeben. Ein Pastateller wie eine grüne Bergwiese, leicht, frisch und sommerlich und gar nicht beschwerend, so denkt man bei diesem Anblick und lässt sich gern darüber hinwegtäuschen, dass es sich nach wie vor um Pasta handelt. Kann gar nicht sein! Und so bekommt das Hirn wieder Energie für neue Schandtaten…

Für die Spinatmatte:

  • 100 g Spinat
  • ca. 50 g Wasser

spinat matte serieDa die Beschreibung zur Herstellung einer „Spinatmatte“ im Kochbuch recht dürftig war (man nehme etwas jungen Spinat, püriere ihn mit wenig Wasser  und erhitze den Saft auf 65°C, dann schöpfe man das aufgestiegene Chlorophyll mit dem Teesieb ab), forschte ich nach einer etwas präziseren Anleitung und wurde natürlich bei Robert fündig. Leider hatte ich den Spinat bereits aufgetaut. Vielleicht würden 100 g auch reichen? Ich gab den Spinat mit dem Wasser in ein hohes Gefäß, pürierte alles ausdauernd und gab es dann durch das feinste Sieb in einen Topf. Nun erhitzte ich die Flüssigkeit auf ca. 70°C und siehe da, es ballten sich tatsächlich kleine Chlorophyllklümpchen an der Wasseroberfläche. Ich ließ die Flüssigkeit durch mein sehr, sehr feinmaschiges Dauerteesieb laufen und wurde gefühlte Stunden später mit ca. 2 – 3 EL Spinatmatte belohnt.

Für den grünen Pastateig:

  • 90 g Weizenmehl 405er
  • 60 g Hartweizenmehl
  • 1 sehr kleines Ei + 1 Eigelb
  • 2 – 3 EL Spinatmatte
  • 1 Spritzer Olivenöl
  • 1 Pr. Salz

grüner nudelteig serieAls ich alle Zutaten grob mit dem Löffel in der Schüssel vermengt hatte, sah Herr H. gespannt hinein und runzelte die Stirn. Besonders grün sähe der Teig nicht aus, gab er zu bedenken. Ich versicherte ihm, dass das schon noch werde und siehe da, nach wenigen Minuten verband sich alles zu einem herrlich lindgrünen Teig. Nach dem 10minütigen Kneten ließ ich ihn abgedeckt ca. 2 Stunden ruhen, bevor ich ihn mit der Maschine portionsweise bis Stufe 6/9 ausrollte und mit dem Aufsatz in Tagliatelle schnitt. Die fertige Pasta kochte ich in reichlich Salzwasser ca. 3 Minuten. Sie sollte dann sofort serviert werden, da die Farbe, bewahrt man die Nudeln abgedeckt im Topf, recht schnell oxidiert.

Für den Parmesancrunch:

  • 50 g Parmesan, fein gerieben
  • 1 Msp. Fenchelsamen, gemörsert

parmesancrunch serieHerr H. hatte in der Zwischenzeit den Parmesan mit dem Fenchel vermischt, den Backofen auf 180°C vorgeheizt und den dünn auf das Backpapier gestreuten Parmesan darin ca. 7 Minuten gebacken. Nach dem Abkühlen brach er die Platte in Stückchen. Es war höchst schwer, nicht gleich die ganze Platte wegzuknuspern.

Für das Finish:

  • 3 EL Kräuteröl*
  • 1/2 Bund Dill (ca. 35 g), gezupft, die Hälfte fein gehackt
  • einige Dillblüten
  • Saft und Schale 1/2 Limette
  • 25 g Pistazien, geröstet, grob gehackt
  • (ich: 1/2 reife Avocado, in Spalten geschnitten, musste weg)

zutaten serieIch erhitzte das Kräuteröl bei kleiner Hitze in der Pfanne, gab Limettensaft und -abrieb, gehackten Dill und etwas Salz hinzu und schwenkte die abgetropften Tagliatelle darin. Herr H. richtete zwei Portionen auf vorgewärmten Tellern an, garnierte mit Avocado, Pistazien, Parmesancrunch und Dillwedeln und -blüten und waltete seines Amtes. Ich räumte derweil die Küche auf und naschte noch etwas Crunch.

Dill Tagliatelle 8 Fazit: Ich war höchst überrascht, dass die Pasta trotz gefühlt enormer Dillmenge sehr ausgewogen schmeckte. Das Kraut führte viel zu lange und völlig unberechtigt ein eher stiefmütterliches Dasein in unserer Küche! Pistazien und Parmesan sorgten für den nötigen Knusper, Avocadoscheiben für eine herrliche Cremigkeit und allem in allem war das endlich wieder einmal ein richtig gutes Pastagericht. Ob es dazu zwingend die grünen Tagliatelle braucht, sei einmal dahingestellt. Den Spinat schmeckt man zumindest in dieser Form überhaupt nicht mehr. Für das Auge war die Farbe hingegen eine echte Bereicherung.

* Kräuteröl:

  • 25 g Basilikum
  • 35 g Petersilie
  • 15 g Estragon
  • 25 g Minze
  • 125 g Rapsöl

Alle Kräuter blanchieren, kalt abschrecken, in einem Geschirrtuch kräftig ausdrücken und mit dem Rapsöl auf 60°C erwärmen. Dann mit einem leistungsfähigen Mixer 5 Minuten pürieren und das Öl über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag durch einen Kaffeefilter ablaufen lassen. Das Öl hält sich im Kühlschrank gut 3 Monate. Ich habe auf diese Art ein Basilikumöl hergestellt und es ersatzweise für das Rezept verwendet.

Aus: Kräuter Tanja Grandits

A matter of trust

erdnuss Majoran Bällchen 3Warum fällt es uns eigentlich so dermaßen schwer, uns selbst zu vertrauen? Diese Frage stellte ich mir kürzlich wieder einmal, als ich das Rezept für diese köstlichen Kroketten las und stutzte. Kichererbsenbällchen, die frittiert werden sollen, aus gekochten Kichererbsen gemacht? Da war doch etwas. Das konnte doch gar nicht gehen, oder? Ich erinnerte mich dunkel daran, bei der Turbohausfrau gelesen zu haben, dass sie auch mit diesem Rezept ihre Schwierigkeiten hatte – und – schob alle Bedenken beiseite. Wer weiß. Das war immerhin ein Rezept von Frau Grandits. Die würde schon wissen, was sie tut. Müsste sie doch so als Profi. Und so machten wir uns mutig ans Werk.

Für die Erdnuss-Marjoran-Kroketten:

  • 2 EL Olivenöl
  • 1 Zwiebel, geschält, fein gewürfelt
  • 2 Knoblauchzehen, geschält, fein gewürfelt
  • 2 Selleriestangen, fein gewürfelt
  • 1 grüne Chili, entkernt, fein gewürfelt
  • 200 g Kichererbsen, gekocht (nächstes Mal: 200 g Kichererbsen, über Nacht in Wasser eingeweicht)
  • 100 g Erdnüsse, geröstet, gehackt
  • 3 EL gehackter Marjoran
  • 1/2 TL Trockenhefe (ich: 4 g frische Hefe, da keine Trockenhefe im Haus)
  • 1 Eigelb
  • Salz
  • Öl zum Frittieren
  • 12 Shisoblätter

erdnuss majoran kroketten serieHerr H. erhitzte das Öl in der Pfanne und schwitzte Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie und Chili darin an, bis die Zwiebeln glasig waren und gab alles anschließend zum Abkühlen in einen Schüssel. Ich stellte die restlichen Zutaten bereit, füllte sie mit den abgekühlten in den Cutter und ließ alles zu einer feinen Masse pürieren. Herr H. schmeckte die Masse ab und stellte sie abgedeckt für 30 Minuten in den Kühlschrank. Dann formte er kirschgroße Kugeln daraus. Das ging soweit alles problemlos. Ich ließ probehalber eine der Kugeln ins auf 170°C erhitzte Frittierfett gleiten und hielt die Luft an. Entsetzt beobachtete ich, wie sich Schicht um Schicht ablöste, bis nichts mehr von der Kugel übrig war. Also Essig mit Frittieren. Ich siebte das Öl und frittierte die Shisoblätter kurz darin bis sie knusprig waren und ließ sie auf Küchenpapier abtropfen. Herr H. versuchte eine Kugel in der Pfanne zu braten, gleicher Effekt. Da blieb nur eins: der Backofen. Ich heizte ihn auf 180°C Umluft vor, wälzte die Kugeln erst in Eiweiß, dann in Panko und buk sie eine knappe halbe Stunde. Das Ergebnis war eher blass als goldbraun, aber geschmacklich top.

Für die Avocadocreme:

  • 1 reife Avocado
  • 1/2 Limette, Saft und abgeriebene Schale
  • 2 EL Crème fraîche
  • 1 Pr. Kardamom, gemahlen
  • 1/2 grüne Chili, entkernt und gewürfelt
  • 1/2 TL Zucker
  • Salz
  • 1 reife Avocado, geschält, in Scheiben geschnitten

avocadocreme serieIch gab alle Zutaten in ein hohes schlankes Gefäß und pürierte sie zu einer feinen Crème. Wenn man sie ganz besonders elegant servieren möchte, gibt man sie nun in einen Spritzsack und bewahrt sie bis zur Verwendung im Kühlschrank auf. Sie kann dort bis zu zwei Tagen aufbewahrt werden. Mir entsteht dabei jedoch zuviel „Verlust“ (Reste, die im Spritzsack zurückbleiben). Ich richtete die Crème ganz rustikal mit dem Teelöffel an. Herr H. schnitt die zweite Avocado nach dem Schälen in dünne Streifen und drapierte sie auf den Tellern.

Für das Limetten-Chimichurri:

  • 1/2 Bund Koriander, gezupft
  • 1/3 bund Petersilie, gezupft
  • 1/3 TL Oregano, getrocknet
  • 1/3 grüne Chili, entkernt, fein gewürfelt
  • 50 g Olivenöl
  • 1/3 Limette, abgeriebene Schale
  • 2 EL Limettensaft
  • 1 kleine Knoblauchzehe, geschält und gehackt
  • 1 Pr. Salz
  • 1 Pr. Zucker

Limetten Chimichurri serieHerr H. füllte alle Zutaten in den Zerkleinerer und ließ ihn mit Pausen (damit das Olivenöl nicht zu heiß und bitter wird) laufen, bis eine cremige Paste entstanden war. Ich probierte und war schwer angetan von dem frischen säuerlich-würzigen Geschmack. Reste der Paste passen auch bestens zu gegrilltem Fisch oder Fleisch oder zum Marinieren von geröstetem Gemüse. Nachdem nun alles fertig war, folgte das übliche Prozedere, währenddessen ich schon das ein oder andere Kügelchen verkostete.

erdnuss majoran bällchen 10Fazit: Alles in allem eine wie nicht anders erwartet wunderbare Kombination verschiedenster Konsistenzen und Aromen. Mir gefielen die frittierten Shisoblätter ausgesprochen gut, die in rohem Zustand doch einen recht gewöhnungsbedürftigen Geschmack haben. Auch die Kroketten waren geschmacklich hervorragend besonders zusammen mit dem Chimichurri. Zu schade, sie sich auf die im Buch angegebene Art nicht zubereiten lassen! Und ich bin an dieser Stelle fest davon überzeugt, dass das nicht an unserer Unfähigkeit, sondern an einer fehlerhaften Angabe lag, oder doch nicht?

Aus: Kräuter Tanja Grandits