Alles in Maßen ist einem langen, gesunden Leben zuträglich, hatte meine Urgroßmutter mir einst mit ernster Miene eingebläut, wenn ich mir das dritte Stück Frankfurter Kranz stibitzen wollte und mir resolut den Teller aus der Hand genommen. Daraufhin hatte ich natürlich geschmollt und mich vorerst für das andere Extrem entschieden. Nach einigen Jahrzehnten dämmerte mir jedoch, dass sie mit ihrer Ansicht gar nicht so falsch gelegen hatte. Seitdem geht es mir wirklich gut. Ich esse, worauf ich auch immer Lust habe und nach Buttercremetorte, Älplermagronen und Fleisch satt, habe ich inzwischen tatsächlich Lust auf etwas „Leichtes“. Da auch Herr H. von kalten Speisen (Salaten) im Winter wenig hält, war ich hoch erfreut, als ich den warmen Nudelsalat aus Szechuan entdeckte. Herr H. organisierte noch rasch eine reife Ananas und ich bereitete inzwischen den Rest vor.
Für die süß-sauren Nudeln mit Gemüse (Szechuan Tiansuan Shicai):
- 125 g Vermicelli-Reisnudeln, 5 Minuten in warmem Wasser eigeweicht, kalt abgespült
- 3 getrocknete Shiitake-Pilze, 30 Minuten in warmem Wasser eingeweicht, Stiele entfernt, in Scheiben geschnitten
- 1 EL Erdnussöl
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 kleine Zwiebel, geachtelt
- 1 kleine rote Paprika, in dünne Streifen geschnitten
- 1 TL fein geraspelter Ingwer
- 1 Möhre, in Streifen geschnitten
- 1 Mini-Salatgurke, in 1cm dicke Scheiben geschnitten
- 1 Stange Staudensellerie, in Ringe geschnitten
- ca. 100 g Bambussprosse, in 1cm dicke Scheiben geschnitten
- 1 kleine rote Chili, entkernt, in Ringe geschnitten
- ca. 100 g Ananas, gewürfelt
- Würzsauce*
Wie üblich geht die Zubereitung, ist das mis-en-place erst einmal erledigt, recht fix. Ich war noch nicht einmal mit der Hälfte der Schnippelei fertig, als Herr H. freudestrahlend mit einer kleinen Ananas zurückkehrte. Gemeinsam schnippelten wir das restliche Gemüse. Ich erhitze das Erdnussöl, briet zunächst den Knoblauch goldbraun darin an und gab dann nacheinander Zwiebeln, Shiitake-Plize, Möhren, Bambussprossen und zum Schluss Nudeln, Ananas und Gurke hinzu. Als alles den gewünschten Gargrad erreicht hatte, wir mögen das Gemüse zwar knackig, aber nicht roh, fügte ich die Würzsauce hinzu und pfannenrührte, bis die Sauce leicht gebunden war. Herr H. schmeckte mit etwas Salz und schwarzem Pfeffer ab und schon stand eine herrlich duftende Schale vor uns.
Für die Würzsauce*:
- 1,5 EL helle Sojasauce
- 1 TL dunkle Sojasauce
- 1 EL Shaoxing (oder Sherry medium dry)
- 1 EL chinesische Pflaumensauce
- 1,5 EL Reisessig (oder Weißweinessig)
- 1 EL Zucker
- 175 g Gemüsebrühe
- 1 TL Stärke (ich: 1/4 TL Pfeilwurzstärke), in kaltem Wasser gelöst
- Salz und Pfeffer nach Belieben
Alle Zutaten werden einfach miteinander verrührt. Die Pflaumensauce hatte ich einst selbst gemacht aus 6 Trockenpflaumen, 90 g Essig und 60 g Zucker. Ich hatte alles 15 Minuten köcheln lassen und es anschließend fein püriert. Die Sauce ist im Kühlschrank eine gefühlte Ewigkeit haltbar.
Fazit: Die Nudeln schmeckten noch besser als sie gerochen hatten. Die Balance zwischen süß-sauer-salzig und scharf war perfekt getroffen. Genau das, worauf es mich an diesem Abend gelüstet hatte. Und erstaunlich sättigend war es auch. Ein Wort noch zur „Asiaschale“. Das wirklich gute an diesen wunderschönen Schale ist, und das kann keine unserer anderen Schalen, dass sie nicht nur dekorativ aussieht, sondern auch sehr dickwandig ist und so ihren Inhalt eine ganze Zeit lang glühend heiß bewahrt. Ohne Vorheizen. So können wir beide nach dem Fotografieren ein warmes Essen genießen. Denn manchmal zieht es sich schon ein wenig.
Aus: Noodles Vatcharin Bhumichitr