Vorgestern auf dem Spielplatz, – ja man findet sich als nachwuchslose Tante plötzlich an Orten wieder, deren Existenz man zuvor eher beiläufig zur Kenntnis nahm, – stand ich leicht unschlüssig in der Gegend herum und beobachtete die Nichte beim Erforschen des Geländes. Nach nur wenigen Minuten fand ich mich mit einer Mutter ins Gespräch vertieft. Kinder sind diesbezüglich wie Hunde, perfekte Kontaktanbahner. Wir plauderten gemächlich, als ich plötzlich Wärme im Rücken spürte. Ich drehte mich um, blinzelte erstaunt und nahm einen tiefen Atemzug, der nicht in der Lunge biss. Sollte das tatsächlich das erste Aufbegehren meiner liebsten Jahreszeit sein? Auf dem Heimweg summte ich beschwingt vor mich hin, „komm doch, lieber Frühling…“. Die Nichte klatschte dazu begeistert in die Hände. Direkt am nächsten Morgen öffnete ich alle Schränke, räumte, sortierte aus und vertrieb danach den Staub aus den hintersten Ecken. Frühling hat diesen Einfluss auf mich, ich kann mir nicht helfen. Und zum Abendessen gab es das erstmals im Hause H. gestrandete, frische Grün des Mönchsbarts.
Für die Spaghetti in Weißweinsauce mit Mönchsbart, Makrele und Birne:
- Spaghetti nach Belieben, al dente gegart
- geräucherte Makrele ohne Haut nach Belieben, unter Folie auf 70° erwärmt, in 3 cm große Rauten geschnitten
- ca. 300 g Mönchsbart, Wurzeln entfernt, gewaschen
- sanft geschmorte Birnenwürfel
- Weißweinsauce
Für die Birnenwürfel:
- 1 reife Birne, geschält, entkernt, gewürfelt
- 1 EL Olivenöl
- 20 g Weißwein
- 15 g Apfelsaft
- 1 Spritzer Zitronensaft
- 10 g Williams-Birnen-Brand
- 1,5 EL Trüffelsaft (ich: 1 Tropfen Trüffelöl)
- 5 Oliven (ich: grüne), fein gehackt
- Salz, weißer Pfeffer
Ich erhitzte etwas Olivenöl in der Pfanne, schwitzte die Birnenwürfel kurz darin an, löschte mit Weißwein, Brand und Zitronensaft ab und ließ die Würfel bei milder Hitze ca. 10 Minuten dünsten, bis die Flüssigkeit fast vollständig verkocht war. Dann würzte ich mit wenig Salz, Pfeffer und 1 Tropfen Trüffelöl und hob die Olivenwürfel unter. Die fertigen Birnenwürfel stellte ich bis zum Servieren warm.
Für die Weißweinsauce:
- 1 Schalotte, fein gehackt
- 5 cm Stangensellerie, fein gewürfelt (ich: Knollensellerie)
- 1 EL Butter
- 1 TL Weizenmehl 405er
- 100 g Fischfond
- 50 g Weißwein
- weißer Pfeffer, frisch gemahlen
- 1 Pr. Cayenne
- 1 TL Zitronensaft
- Salz
- 20 g kalte Butter, gewürfelt
- 50 g Sahne, geschlagen
Ich dünstete Schalotten und Sellerie in Butter an, rührte das Mehl ein und löschte mit Wein und Fond ab. Dann ließ ich alles bei milder Hitze auf ca. 100 ml reduzieren, gab die Sauce durch ein feines Sieb zurück in den gesäuberten Topf. Nach erneutem Aufkochen würzte ich mit Pfeffer, Cayenne, Zitronensaft und Salz. Ich zog den Topf von der Platte, rührte mit dem Stabmixer die kalte Butter ein und hob die geschlagene Sahne unter. Eine kleine Kostprobe konnte ich mir nicht verkneifen. Was für eine herrliche Sauce. Ich hatte inzwischen die Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente gegart, den Mönchsbart während der letzten Minuten hinzu gegeben und alles abgegossen. Nun vermischte ich Spaghetti und Mönchsbart mit der Sauce, richtete alles auf vorgewärmten Tellern mit Birnen- und Makrelenwürfeln an und reichte einen der Teller an Herrn H. zum Ablichten weiter.
Fazit: Als erstes kostete ich vom noch unbekannten Mönchsbart. Erstaunlich knackig in der Konsistenz und vom Geschmack ein wenig an Queller erinnernd. Absolut köstlich! Zu schade, dass er so selten zu finden ist. Weißweinsauce, Birne und Makrele passten ganz ausgezeichnet dazu, bestätigte auch Herr H.. Allein die Oliven, merkte er anschließend an, die hätte es nicht unbedingt gebraucht. Mich störten sie nicht und zum ersten Mal musste ich Herrn H. die ein oder andere Gabel vom Teller stibitzen, so gut schmeckte die frühlingshafte Pasta und nach dem ganzen Geputze und Geräume war sie genau das Richtige.
Weißweinsauce aus: [K]ein Kochbuch Das Buch, das kein Kochbuch sein will Lucas Rosenblatt, Robert Sprenger
Ich habe zwar noch kein ganzes Menue aus dem Buch nachgekocht, aber es steht stets griffbereit in meiner Nähe und ich habe schon eine ganze Menge daraus gekocht und gelernt.