Ich war noch nie in Schottland. Warum eigentlich, die machen fantastischen Whisky da und es scheint ihnen auch ansonsten nicht an abstrus-kreativen Ideen zu mangeln, man denke nur an die frittierten Schoko-Riegel. Es scheint, als müssten Herr H. und ich dringend eine Reise dorthin in Angriff nehmen, am besten noch bevor man dazu einen Reisepass benötigt. Unsere sind tatsächlich im vergangenen Jahr abgelaufen. Es schien in den letzten Jahren kein Bedarf an Fernreisen da gewesen zu sein. Wie auch immer. Dieses schottische Frühstück, dass wir erst abends zu uns nahmen, ist mangels Schweineblut und Pökelsalz eher eine vegetarische Annäherung als ein wahrhaft originales. Das Ergebnis konnte sich jedoch, zumindest für einen des schottischen Frühstücks Unkundigen durchaus sehen lassen. Alles weitere bleibt zu überprüfen.
Für die (moussierenden) Tomaten:
- 500 g Tomaten, gehäutet, entkernt, Saft aufgefangen (oder gute Passata)
- 25 g Stangensellerie, feinst gewüfelt
- 15 g Möhre, feinst gewürfelt
- 1 winzige Knoblauchzehe, feinst gewürfelt
- 20 g Olivenöl
- je 1 Rosmarin- und Thymianzweig
- 1 kleines Stück Parmesanrinde
- Salz
Ich schwitzte die Gemüsewürfel im Olivenöl einige Zeit an, gab Passata, Parmesanrinde und Kräuter hinzu und ließ alles offen bei sehr schwacher Hitze ca. 1 Stunde offen köcheln. Gelegentlich gab ich einen Schluck Wasser hinzu, wenn mir die Sauce zu „trocken“ erschien. Abschließend schmeckte ich mit wenig Salz ab. Im Buch* wird diese Sauce nun warm in ein steriles Glas gefüllt und 4 Tage bei Raumtemperatur stehen gelassen. Sie soll dadurch leicht zu moussieren beginnen. Mangels Zeit und aufgrund einiger Skepsis, stellten wir sie schlicht bis zum Servieren warm. Vielleicht mag es jemand ausprobieren und berichten.
Für die „Blutwurst“:
- 80 g rotes Quinoa, nach Packungsanleitung gegart
- 1/2 TL Marmite
- 10 g Essig
- 20 g Cranberries, fein gehackt
- 1 Schalotte, in Olivenöl glasig geschwitzt
- 2 EL Petersilie, fein gehackt
- 2 g Quatre-épices
- 1 Pr. Zimtblüte, gemahlen
- 1 Langpfeffer, gerieben
- 1 Pr. „gewalztes“ Kaffeepulver (ich: einige Tropfen Kaffee-Extrakt)
- 20 g feine Haferflocken
- 1 Ei Gr. M
- Öl und Butter zum Braten
Nachdem das Quinoa etwas abgekühlt war, gab ich es mit den restlichen Zutaten in eine Schüssel, vermengte es kurz mit dem Löffel und knetete die Masse dann von Hand kräftig durch. Nun durfte sie eine halbe Stunde quellen. Anschließend formte Herr H. eine Probekugel, briet sie rundherum an und kostete. Er würzte noch etwas nach, formte dann längliche Rollen und briet sie ebenfalls rundherum goldbraun. Ich stellte die „Würste“ bis zum Servieren warm.
Für die Bohnen:
- 100 g weiße Bohnen, über Nacht eingeweicht (ich: 1 kleine Dose Cannellini-Bohnen)
- 200 g Gemüsefond (ich: weg gelassen)
- 1 Kräutersäckchen (Thymian, Rosmarin, geräucherter Knoblauch) (ich: etwas Rosmarin, Thymian, fein gehackt, einige hauchdünne Scheiben Knoblauch und eine Prise geräuchertes Salz)
- Abrieb 1/2 Orange
- Olivenöl
- 1 EL heller Balsamessig
Da meine Bohnen bereits gegart waren, schwitzte ich nur den Knoblauch in wenig Olivenöl an, gab Bohnen, Gewürze und Essig hinzu und ließ alles kurz heiß werden, bevor ich es ebenfalls warm stellte. Wer eingeweichte Bohnen verwendet, schüttet das Einweichwasser weg, kocht die Bohnen mit dem Fond und dem Kräutersäckchen und dem Orangenabrieb einmal auf und lässt sie dann ca. 45 Minuten bei 150°C im Backofen mit etwas Olivenöl beträufelt schmoren.
Für die Beilagen:
- ca. 300 g neue Kartoffeln, möglichst klein, gut gewaschen
- eine Handvoll grüne Bohnen
- etwas Butter (oder Sojabutter)
- ca. 125 g braune Champignons, halbiert oder geviertelt
- Salz
- Olivenöl
Ich hatte die Kartoffeln knapp 10 Minuten gekocht, kalt abgeschreckt und abgetrocknet. Nun rieb ich sie mit Olivenöl ein und schob sie für 25 – 30 Minuten in den auf 200°C vorgeheizten Backofen. Sobald die Schale anfängt, runzelig zu werden, sind sie genau richtig. Herr H. hatte inzwischen die Champignons ohne Öl goldbraun gebraten und die Bohnen abgedeckt mit wenig Salz in Sojabutter ca. 15 Minuten im eigenen Saft garen lassen. Nun konnte er endlich alles auf vorgewärmten Tellern anrichten.
Fazit: Auch wenn die Quinoa-Bratlinge von der Konsistenz nicht unbedingt an Blutwurst denken ließen, gingen sie geschmacklich durchaus in die richtige Richtung. Das aparte Orangen-Aroma der Bohnen harmonierte perfekt mit ihnen und auch grüne Bohnen, Champignons und Tomatensauce passten perfekt. Herr H. vermisste sogar den eigentlich obligatorischen Bacon überhaupt nicht. Und das soll schon etwas heißen. Sobald wir dann einmal ein echtes schottisches Frühstück zu uns genommen haben, werden wir auch einen Vergleich anstellen können.
Idee aus: Fermentation Heiko Antoniewicz, Michael Podvinec und Thomas Ruhl