Vertrauen und komische Knollen

Kürzlich hielt Herr H. mir beim Heimkommen eine merkwürdig gedrungene, recht kleine Wurzel entgegen. Ob ich wisse, was das sei? Nachdem ich sie eingehend studiert hatte, konnte ich nur ratlos die Schultern heben. Für eine Kerbelwurzel war ihre Schale zu glatt und glänzend. Zusätzlich mit sie mit tiefen Furchen versehen. So eine Wurzel hatte ich tatsächlich noch nie gesehen. Ob Herr H. mich nun bitte aufklären könne. Selbstverständlich könne er das. Es handele sich, setzte er bedeutungsvoll an, um eine knollige Kapuzinerkresse, eine echte Rarität, über deren Fund er sich mächtig freue. Könnten wir doch nun endlich das zweite Rezept aus Frau Matschers Kochbuch testen. Vom ersten seien wir doch so begeistert gewesen. Recht erstaunt von so umsichtiger Vorausplanung gab ich mich geschlagen, zumal es sich um ein Risotto handelte. Und Herrn H.s Verhältnis zu diesem wurde durch jahrelange Überdosis sehr zu meinem Leidwesen arg getrübt. Risotto also, in fein. Die Zubereitung zieht sich ein wenig, wie üblich bei den Rezepten aus diesem Buch. Ein perfektes Projekt fürs Wochenende.

Für das Kapuzinerkressegelee (einige Stunden im Voraus herstellen!):

  • 50 g Kapuzinerkresseblätter (oder Brunnenkresse)
  • 1,5 Blatt Gelatine (funktioniert nicht!)
  • 15 g Gemüsefond
  • Salz, Pfeffer

Die Umsetzung des Rezepts begann mit der Vertrauensfrage. Frau Matscher (oder die Rezeptautoren) stellen das Gelee mithilfe von Gelatine her. Nach dem Erstarren sollen erbsgroße Tupfen auf das fertige, heiße! Risotto dressiert werden. Da das erste Rezept aus dem Buch tadellos funktioniert hatte, schaltete ich mein Hirn aus, pürierte die Kresseblätter mit dem Fond und löste die Gelatine im Wasserbad auf. Ich gab zunächst 2 EL des Pürees hinzu und verrührte dann alles gründlich. Nach 4 Stunden im Kühlschrank war das Gelee erstarrt. Ich gab es in einen Spitzbeutel und legte ihn bis zum Anrichten zurück in den Kühlschrank.

Um es kurz zu machen. Natürlich schmolzen die Kügelchen auf dem Risotto sofort wie Schnee in der Frühlingssonne. Einigermaßen entsetzt beobachtete ich den Schmelzvorgang. Statt eleganter Kügelchen schwammen nun grüne Flatschen auf dem schönen Risotto. Was für ein Mist. Herr H. wiegelte ab. Auch die grünen Tupfen sähen doch klasse aus. Ich solle mich doch nicht aufregen. Nachdem ich Ärger und Enttäuschung gründlich Luft gemacht hatte, schalt ich mich ob des ausgeschalteten Denkens. Natürlich kenne ich den Schmelzpunkt von Gelatine. Er liegt ungefähr bei 35°C. Ich vermute, man benötigt zur Herstellung des Gelees hitzebeständige Geliermittel wie Agar oder Gellan. Agar hätte ich sogar zur Verfügung gehabt, wobei das zu Gelierende bei der Verwendung von Agar aufgekocht werden muss und das leuchtend grüne Kressepüree hätte dadurch wahrscheinlich seine schöne Farbe verloren. Auch Gellan ist nicht kalt löslich (steht zumindest hier). Es muss jedoch nicht bis 100°C erhitzt werden, sondern löst sich zwischen 85 und 95°C. Ob die Farbe bei dieser Temperatur erhalten bliebe, weiß ich leider (noch) nicht. Ich werde nach dem Testen berichten und habe mir nach dieser Erfahrung geschworen, keinem Kochbuch mehr blind zu vertrauen, mag es auch noch so sympatisch daherkommen.

Für den geschmorten Kürbis:

  • 750 g Kürbis (ich: Hokkaido), geschält, grob gewürfelt, Schale aufheben!
  • 1 TL Rosmarin, getrocknet
  • 1 Knoblauchzehe, gehackt
  • Salz, schwarzer Pfeffer

Ich verteilte die Kürbiswürfel auf ein mit Backpapier belegtes Blech, gab wenig Olivenöl darüber und vermengte die Würfel mit den Gewürzen. Herr H. hatte bereits den Backofen auf 190°C vorgeheizt. Insgesamt garte ich sie eine gute halbe Stunde. Nachdem sie etwas abgekühlt waren, pürierte ich sie fein und stellte das Püree beiseite.

Für den Kürbisfond:

  • 1 l Wasser
  • 20 g Parmesanrinde
  • 2 Lorbeeblätter
  • die Kürbisschalen von oben

Ich gab alle Zutaten für den Fond in einen Topf und ließ alles nach dem Aufkochen 30 Minuten abgedeckt leise köcheln. Dann siebte ich die Flüssigkeit durch das feine Sieb und stellte die warm. Herr H. hatte in der Zwischenzeit die Zutaten für den Risotto bereit gestellt.

Für den Risotto und das Finish:

  • 140 g Carnaroli-Reis
  • Olivenöl
  • 1,5 EL Weißwein
  • 750 g Kürbisfond
  • 300 – 400 g Kürbispüree aus geschmortem Kürbis
  • 30 g Parmesan, fein gerieben
  • 30 g Butter
  • Salz, Pfeffer
  • 1 knollige Kapuzinerkresse, hauchdünne Scheiben
  • 10 g Lupinenkaffee
  • Kapuzinerkressegelee

Er erhitze das Olivenöl, röstete den Reis ein paar Minuten darin und löschte mit Wein und etwas Fond ab. Als die Flüssigkeit verdampft war, fuhr er fort, Fond hinzuzugeben bis der Reis al dente gegart war, das dauerte ca. 18 Minuten. Während des Garvorgangs rührte er gelegentlich, nicht ständig. Dann zog er den Topf vom Herd, rührte Püree, Parmesan und Butter unter und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Ich verteilte den Risotto auf vorgewärmte Teller, dekorierte mit Wurzelscheiben, Kaffee und Gelee (s. so.) und nach kurzer Wartezeit konnten wir endlich kosten.

Fazit: Zum Glück hatte ich zu dem Zeitpunkt Ärger und Enttäuschung bereits vollends abgeschüttelt. Denn der Risotto überzeugte uns sowohl von Konsistenz, Gargrad und Geschmack. Der von Haus aus her leicht süße Kürbis bildete eine schönen Kontrast zur Schärfe des Kressegelees und der Kressescheibchen, die neben ihrer Schärfe noch eine sehr aparte blumig Note hatten, die mich an Jasmin erinnerte. Auch der Kaffee passte perfekt und ich werde den Risotto ganz sicher erneut kochen und dabei die Wirkungsweise von Gellan erforschen.

Aus: Schnittlauch statt Petersilie Anna Matscher

Hier gibt übrigens es eine gute Rezension des Buches von Christine!

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Savory savoy!

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Was bin ich froh, dass ich in diesem Winter meine Abneigung gegen den guten, alten Kumpel Krauskohl aka Wirsing endlich ablegen konnte. Spätestens jetzt beginnt wie jedes Jahr die äußerst grünzeugarme Jahreszeit. Natürlich gibt es auch noch seinen Cousin Grünkohl, aber bis ich mich mit dem anfreunden kann, werden sehr zu Herrn H.s Leidwesen wohl noch ein paar Winter ins Land ziehen. Immer, wenn ich Fotos von halb rohen Grünkohl-Salaten oder derlei sehe, schüttelt es mich und auch dem tot gekochten norddeutschen Nationalgericht kann ich nur sehr, sehr bedingt etwas abgewinnen. Wirsing, also. Ein halber Kopf lag neulich noch im Gemüsefach und ich rätselte hin und her, was ich außer Rouladen oder Suppe damit anstellen konnte. Da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Risotto, na klar, mit einem Bett aus cremigem Wirsing und locker bedeckt mit knusprigem Speck, ähm und Wirsing. Hervorragende Idee!

Für die Wirsingzubereitungen:

  • 1/2 kleiner Wirsing (habe ihn leider nicht gewogen), in sehr feine Streifen geschnitten
  • Butter zum Anbraten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • ca. 100 g Geflügelfond
  • 2 – 3 EL Crème fraîche oder Sahne
  • 1 Spritzer Zitronensaft
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • Speck nach Belieben, in Streifen geschnitten
  • eine Handvoll Soft-Aprikosen, in Streifen geschnitten
  • Salz, schwarzer Pfeffer

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Für die Wirsingcreme schwitzte ich den Knoblauch und die (grünere) Hälfte des Wirsings kurz an, goss den Fond hinzu und ließ alles abgedeckt ca. 20 Minuten köcheln. Der Wirsing darf weich werden. Anschließend schmeckte ich mit Pfeffer und Salz ab, gab den Wirsing mitsamt Flüssigkeit in den großen Zerkleinerer und fügte Crème fraîche und Zitronensaft hinzu. Ich ließ ihn laufen, bis ein sehr feines Püree entstanden war. Und fluchte. Die Konsistenz war leider nicht so fein cremig, wie ich gehofft hatte. Es fehlt eben doch noch ein wirklich leistungsstarker Mixer in unserer Küche. Ich entschied mich dagegen, die Creme noch durch ein Sieb zu geben (zu hohe Verluste) und stellte die Creme abgedeckt warm. Herr H.hatte währenddessen den Speck ausgelassen, die andere Hälfte des Wirsings kross im Speckfett angebraten und in letzter Minuten die Aprikosenstreifen dazu gegeben. Nun schmeckte er mit Salz und Pfeffer ab und runzelte die Stirn angesichts der krisseligen Wirsingcreme. Ja, es sei wohl an der Zeit, eine weitere Investition zu tätigen. Ich grinste hocherfreut ob der unerwarteten „Nebenwirkung“ meiner Kreation und kümmerte mich um den Risotto.

Für den Risotto:

  • Olivenöl
  • Butter
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 150 g Risottoreis (Carnaroli oder Vialone, wenn möglich)
  • ca. 750 g Geflügel- oder Gemüsefond
  • Butter
  • Salz,Pfeffer
  • Parmesan

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Ich erhitzte wenig Olivenöl und Butter in der Pfanne, schwitzte die Schalotte farblos darin an und gab den Reis hinzu. Als er glasig zu werden begann, goss ich die erste Kelle Fond hinzu, rührte kurz um und wartete, bis sie aufgenommen, bzw. verdunstet war. Nach jeder neuen Kelle Fond rührte ich den Risotto kurz durch. Nach ca. 25 Minuten war der Reis perfekt gegart. Ich schmeckte mit Salz und Pfeffer ab, rührte reichlich Parmesan und etwas Butter unter und richtete den Risotto auf Wirsingcreme an. Herr H. streute mit künstlerischer Eleganz etwas gebratenen Speck-Wirsing darüber und zog mit einem Teller ab. Wie gut, Zeit zum Aufräumen.

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Fazit: Was für ein köstlicher Risotto! Allein die Textur der Creme gefiel mir nicht hundertprozentig, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Herr H. war ebenso angetan wie ich und verlangte nach dem Nachschlag einen weiteren, den ich ihm leider nicht gewähren konnte, da das Essen unerklärlicherweise bereits verschwunden war. Ich solle definitiv schnell den nächsten Wirsing besorgen und das hätte ich wohl auch besser getan. Denn dann würden wir jetzt nicht vor einem kalten Herd sitzen und uns verzweifelt fragen, was es zum Abendessen gäbe. Wie gut, dass immerhin die nächste Torte fertig im Kühlschrank auf den Verzehr wartet.

Es könnte so einfach sein

Risotto mit Garnelen 1

Inspiration ist eine recht kapriziöse Dame. Man kann ihr Buch um Buch, Rezept um Rezept präsentieren und sie räkelt sich nur müde und gähnt gelangweilt. Zu solchen Zeiten bleibt nur das Bewährte, zum Glück können Herr H. und ich inzwischen auf eine recht umfangreiche eigene Rezeptsammlung zurückgreifen. Als er jedoch kürzlich den Wildspargel ins Haus brachte, zuckte die Inspiration kurz zusammen und lief zur wahren Höchstform auf. Das war doch dieses Bild gewesen. Das würde sich bestimmt doch ausnehmend gut in wilder Begleitung machen, oder? Es sollte nicht viel Zeit vergehen, bevor wir es herausgefunden hatten.

Für den klassischen Risotto:

  • Olivenöl
  • Butter
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 150 g Risottoreis (Carnaroli oder Vialone, wenn möglich)
  • ca. 750 g Geflügel- oder Gemüsefond
  • Butter
  • Salz,Pfeffer
  • Parmesan

Risotto Serie

Ich erhitzte wenig Olivenöl und Butter in der Pfanne, schwitzte die Schalotte farblos darin an und gab den Reis hinzu. Als er glasig zu werden begann, goss ich die erste Kelle Fond hinzu, rührte kurz um und wartete, bis sie aufgenommen, bzw. verdunstet war. Nach jeder neuen Kelle Fond rührte ich den Risotto kurz durch. Nach ca. 25 Minuten war der Reis perfekt gegart. Ich schmeckte mit Salz und Pfeffer ab, rührte reichlich Parmesan und etwas Butter unter und stellte die Pfanne (unbedeckt, schwerer Fehler!) beiseite. Herr H. hatte sich derweil um das Gemüse gekümmert.

Für die Spargel-Dicke Bohnen-Creme:

  • ca. 200 g Wildspargel (oder grüner Spargel), geputzt, Köpfe beiseite gelegt
  • ca. 150 g Dicke Bohnen, enhülst
  • etwas Zwiebel, fein gehackt
  • 1 kleine frische Knoblauchzehe, fein gehacktca. 150 g Gemüsefond
  • einige Blätter Basilikum und Estragon
  • 1 Spitzer Zitronensaft
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • Spargelköpfe, knapp gar gedünstet
  • Riesengarnelen, in Olivenöl gebraten

sosse serie

Er hatte erst Zwiebel, dann Knoblauch in wenig Öl angeschwitzt, Spargel und Dicke Bohnen hinzu gegeben, kurz mitgeschwitzt und mit Fond abgelöscht. Nach 10 Minuten Köchelns war das Gemüse gar gewesen. Er hatte es gemeinsam mit den Kräutern püriert, durch das feine Sieb gestrichen und mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abgeschmeckt. Die Konsistenz sollte cremig und nicht breiig sein. Bei Bedarf einfach noch etwas Fond hinzugeben. Ich richtete die Sauce auf vorgewärmten Tellern an, gab das leider durch das offenen Herumstehen etwas verfestigte Risotto darauf und garnierte mit Garnelen und Spargelspitzen. Es roch auf jeden Fall schon einmal unverschämt gut.

Risotto mit Garnelen 3

Fazit: Und natürlich schmeckte es himmlisch. Durch die räumliche Trennung von Risotto und Gemüse hatten wir bei jedem neuen Bissen die Gelegenheit mit den Mengenverhältnissen zu spielen, woraus sich interessante Aromenabstufungen von intensiv spargelig bis hinzu sehr mild cremig ergaben. Spargelköpfe und Garnelen setzten einen schönen knackigen Akzent und nach dem Essen lehnten wir uns beide hochzufrieden zurück. Es konnte manchmal so einfach sein. Leider sah es am nächsten Abend schon wieder ganz anders aus. Ich werde berichten, wenn die Wunden sich geschlossen haben.

Metamorphosen

grünes risotto 3 Leben ist Veränderung. Noch nie ist mir das stärker bewusst geworden als in diesem Frühjahr. Im Februar ist alles kalt und grau und doch stecken die ersten Schneeglöckchen mutig ihre Köpfe in die Kälte. Die Tage werden länger und länger, erst zaghaft, dann explosionsartig wächst alles. Das zarte Hellgrün der Blätter ist inzwischen zu tiefem Dunkelgrün geworden. Der Himmel scheint sich in seinem durchdringenden Blau höher zu wölben, als es möglich ist. Die längsten Tage des Jahres gehen einher mit den ersten Ernten, frische Erbsen, Radieschen, Gurken, dicke Bohnen und Spargel natürlich. Und so schließt sich der Kreis wieder. Alles Wachstum braucht Nahrung. Und bevor wir nun am Wochenende unsere komplette Küche neu gestalten, damit der neue Turboherd ein Plätzchen findet, es scheint tatsächlich keine brauchbaren Standherde mehr zu geben, stärkten wir uns noch mit einem frühsommerlichem Risotto.

Für das grüne Frühsommer-Risotto:

  • 1 Knoblauchzehe, in dünne Scheiben geschnitten
  • 1 Frühlingszwiebel, in Ringe geschnitten
  • 120 g Risottoreis
  • 200 g dicke Bohnen, enthülst
  • 250 g grüner Spargel, in ca. 2cm lange Stückchen geschnitten, Köpfe beiseite gelegt
  • 100 g Erbsen, idealerweise frische
  • ca. 50 g Weißwein
  • ca. 700 g Hühnerbrühe
  • Saft und Schale 1 kleinen Zitrone
  • einige Blätter Minze, fein gehackt
  • 2 Zweige (Orangen-)Thymian, Blättchen gezupft, fein gehackt
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • Parmesan nach Belieben
  • einige dünne Scheiben Speck nach Belieben

risotto serieWährend wir schnippelten, informierte ich Herrn H. über den Ausgang des Gespächs mit dem Verkäufer des Elektrofachgeschäfts. Er hatte sich sofort bereit erklärt, den nicht einwandfrei funktionierenden Herd zurückzunehmen und mich gefragt, ob eventuell auch eine Einbaulösung möglich sei. Da gäbe es in Punkto Ausstattung und Wertigkeit etwas mehr Auswahl. Ich betrachte gedankenverloren meine kleine Küche und gab mir schließlich einen Ruck. Ja, das sei möglich. Was er denn vorschlüge. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich schließlich für ein quasi mit Raketentechnik ausgestattetes Model. Herr H. sah mich fragend an. Das würde natürlich ein wenig mehr kosten, erklärte ich ihm. Als ich den Preis nannte, schluckte er kurz. Aber dafür hätten wir dann hoffentlich ein Gerät, dass außer zu spechen nahezu alles könne. Herr H. schwieg, erhitzte etwas Olivenöl mit einem Stückchen Butter und schwitzte Frühlingszwiebel und Knoblauch darin farblos an. Dann gab er den Reis hinzu, briet ihn einige Minuten mit und löschte schließlich mit Wein ab. Nachdem der Wein verkocht war, gab er den Thymian und eine Kelle heißer Brühe hinzu, rührte kurz und drehte sich dann zu mir um.

Nun war es an mir zu schlucken. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. Was soll’s, sagte er. Eine Investition in ein gutes Gerät sei die beste Wertanlage. Während wir die Küchenumgestaltungsdetails besprachen, fügte ich dem Risotto erst die Spargelstückchen, dann die dicken Bohnen und zuletzt Erbsen und Spargelspitzen hinzu. Nach ca. 25 Minuten war der Reis perfekt cemig und dennoch bissfest. Ich schmeckte mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und -schale, Minze und reichlich Parmesan ab und ließ das Risotto noch einige Minuten ruhen, während ich die Speckscheiben bei 150°C im Backofen knusprig buk.

grünes risotto 1Fazit: Ein leichtes, frisches und sehr stimmiges Risotto, sei das, merkte Herr H. an. Nach dem Essen wandten wir uns erneut den Neugestaltungsplänen zu. Einiges an Arbeit wird auf uns zu kommen, wir werden etwas kostbaren Stauraum einbüßen, aber dafür am nächsten Dienstag hoffentlich in die nächste Dimension des Kochens und Backens eintreten. Hoffentlich. Bis dahin müssen wir leider ohne Herd und Backofen leben. Wie gut, dass wir einen Reiskocher besitzen.

Finster war’s…

fenchelrisotto 5Freitag Vormittag. Ich sitze am Schreibtisch und versuche, während ich mich mit müßigen Spielen ablenke, eine kreative Inspiration zu finden. Der Morgen startete wider Erwarten mit herrlichem Sonnenschein. Ich schaue aus dem Fenster, sehe den knallblau leuchtenden Himmel und treibe mich innerlich an. Los, wenn du den Artikel schnell fertig hast, kannst du radeln! Noch ein Spiel. Plötzlich verändert sich das Licht. Es wird dunkler. Nach einigen Minuten schaue ich irritiert aus dem Fenster. Der Himmel ist immer noch blau, aber er wirkt, als hätte sich ein grauer Schleier über ihn gelegt. Wenige Minuten später fällt es mir blitzartig ein. Die Sonnenfinsternis, hier bei uns zwar nur partiell, aber immer noch mit einer Abdeckung von über 80%. Ich stürme zum nach Osten gelegenen Küchenfenster. Und tatsächlich. Das Licht wird von Minute zu Minute unwirklicher. Die Vogelstimmen verstummen. Aufgeregt erzähle ich Herrn H. am Telefon davon. Er kann jedoch, 30 km nördlich von Hamburg, nichts sehen. Es ist neblig. Nachdem ich aufgelegt habe, treiben von Norden Nebelschleier heran. Nun ist es möglich, kurz direkt in die Sonne zu schauen. Sie sieht aus wie ein abnehmender Mond, ca. 2/3 von oben rechts aus gesehen, sind durch den Mond verdeckt. Es ist spürbar kälter geworden. Ich versuche, einige Fotos zu machen, aber nach kurzer Zeit ist der Nebel so dicht, dass ich nichts mehr sehen kann. Ich trolle mich zurück an den Schreibtisch, betrachte die Bilder und beginne zu schreiben. Gegessen werden muss schließlich immer.

Für das Fenchelrisotto mit Gorgonzola:

  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 1 mittelgroße Fenchelknolle, geputzt, geviertelt, quer in Streifen geschnitten, Fenchelgrün aufgehoben
  • Butter und Olivenöl zum Braten
  • 150 g Risottoreis
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 75 g Weißwein
  • ca. 750 g Gemüsefond
  • 75 g Gorgonzola, in Scheiben geschnitten

fenchelrisotto serieIch schwitzte erst die Schalotte, dann Fenchelstreifen und Reis im Butter-Olivenöl-Gemisch an. Dann gab ich den Weißwein hinzu, ließ ihn vollständig einreduzieren und goss die erste Kelle Fond an. Umrühren tue ich bloß nach der Zugabe von Fond. Dauerrühren kann, wer mag. Nach ca. 25 Minuten war der Risottoreis perfekt gegart. Ich schmeckte mit Salz und Pfeffer ab, ließ das Risotto ca. 10 Minuten ruhen und richtete es dann auf vorgewärmten Tellern an. Die Gorgonzolascheiben legte ich einfach mittig auf. Da Fenchelrisotto allein etwas monochrom daherkommt, hatte Herr H. in der Zwischenzeit ein fruchtiges „Topping“ gebastelt.

Für das „Topping“:

  • 1 Apfel, halbiert, eine Hälfte fein gewürfelt, die andere in Scheiben geschnitten
  • eine Handvoll Walnusskerne
  • Butter
  • 1 TL Zucker
  • 1 Pr. Salz

apefel topping serieEr röstete die Walnüsse trocken in der Pfanne, nahm sie heraus und dünstete die Apfelwürfel und Scheiben in Butter. Er streute den Zucker und eine Prise Salz darüber und ließ ihn leicht karamellisieren. Nun entnahm er die Apfelscheiben, gab die Walnüsse wieder hinzu und ließ alles noch kurz braten. Ich gab das fertige „Topping“ über das Risotto, garnierte mit Apfelspalten und Fenchelgrün und reichte den Teller in Studio.

fenchelrisotto 2Fazit: Fenchel und Gorgonzola sind wie füreinander gemacht! Auch wenn eine Birne sicher noch feiner dazu gewesen wäre, so war das Risotto auch mit Apfel und Walnuss ein Hochgenuss, dahingehend waren Herr H. und ich uns einig. Wie üblich blieb kein einziges Reiskorn auf unseren Teller übrig. Ein Risotto ist zwar keine Paella, aber gewisse Parallelen in der Zubereitung existieren schon, wie ich finde. Und deshalb darf dieses wunderbare Risotto bei Zorras CVII Blog-Event iFiesta del arroz! nicht fehlen.
Blog-Event CVII – ¡Fiesta del arroz! (Einsendeschluss 15. April 2015)

Und jetzt hoffe ich, dass sich die Sonne schnell wieder mit ganzer Kraft einen Weg durch die inzwischen sehr dicke Wolkendecke bannen wird, damit ich endlich radeln kann.