Mikroelemente, geerdet

Linsen mit Fregola und Salsicce 3

Da die Kochpoetin derzeit ihrer dringend benötigten Auszeit frönt, sah ich mich plötzlich in der Verantwortung, Inspiration für die Abendessen aus dem Hut zaubern zu müssen. Gar nicht so einfach. Da fiel mir ein, dass ich kürzlich im Dollase* das sehr anregende Gericht „Spargel mit Mikroelementen“ erspäht hatte. Das trieb meine Phantasie sogleich zu Höchstleistungen an. Mikroelemente, das klang nach lang vergangenem Chemieunterricht. Komplizierte, meterlange Molekülketten tauchten vor meinem geistigen Auge auf, Nanotechnologie auf dem Teller, wie spannend. Mein Forschergeist war geweckt und ich machte mich auf die Suche nach geeigneten Zutaten. Was würde wohl passieren, wenn sich mikroskopisch kleine linsenförmige Körper aus proteinhaltiger Biomasse mit Kuben aus Gemüsesubsstanz und kugelförmigen Teilchen aus Hartweizengrieß durch Erhöhung der Umgebungstemperatur des sie umgebenden Feuchtraumes zu einem Konglomerat verbinden würden. Würde es die Welt revolutionieren, oder wären es nur „Linsen mit Fregola sarde“?

Für die Linsen mit Fregola sarde:

  • 100 g Beluga-Linsen (ich: Tellerlinsen)
  • 300 g Gemüsefond
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 EL Butter
  • 20 g Speck, fein gewürfelt
  • 50 g Petersilienwurzel, fein gewürfelt (ich: Knollensellerie)
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 30 g Lauch, grüner Teil, fein gehackt
  • Fregola sarde nach Belieben (oder eine andere kleine Pastasorte), in reichlich Salzwasser gegart
  • 50 g Sherry
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 EL Acetato Balsamico Traditizionale

Linsen mit Fregola Serie

Ich briet den Speck in der Butter bei sanfter Hitze langsam goldbraun, fügte Schalotte und Selleriewürfel hinzu und ließ alles noch einige Minuten brutzeln. Dann gab ich den Lauch und das Lorbeerblatt hinzu, löschte mit Sherry ab und ließ ihn etwa um die Hälfte reduzieren. Ich gab Linsen und Gemüsefond hinzu und ließ alles abgedeckt ca. 30 Minuten köcheln. Als die Linsen den gesamten Fond aufgenommen hatten und knapp gar waren, ließ ich die vorgegarten Fregola zu den Linsen hüpfen, schmeckte mit Salz, Pfeffer und Balsamico ab und stellte die Pfanne warm. Die Kochpoetin hatte inzwischen immerhin das Paprikacoulis hergestellt.

Für das Paprikacoulis**:

  • 1 rote Spitzpaprika, geputzt, fein gewürfelt
  • 2 Schalotten, fein gehackt
  • 1 EL Olivenöl
  • 100 g Kalbsfond
  • Salz, weißer Pfeffer, frisch gemörsert
  • 1 Pr. Zucker

Peperonicoulis serie

Sie hatte Schalotten- und Paprikawürfel in Olivenöl leicht angeschwitzt, den Fond hinzu gegeben und bei mittlerer Hitze um die Hälfte einkochen lassen. Nun pürierte sie das Coulis mit dem Stabmixer, schmeckte es Salz, weißem Pfeffer und einer Prise Zucker ab und verdrehte beim Kosten verzückt die Augen. Allein dieses Sößchen sei absolut himmlisch. Ich hatte in der Zwischenzeit zwei Salsicce in wenig Olivenöl rundherum gebräunt und anschließend in Scheiben geschnitten. Es konnte angerichtet werden. Das Fotografieren fiel mir bei diesem Gericht schwerer als sonst, da es einfach zu köstlich roch. Irgendwie bekam ich dann aber doch die obligatorischen Bilder in den Kasten.

Linsen mit Fregola und Salsicce 2

Fazit: Die Welt konnte das neu kreierte Linsen-Gericht leider nicht verändern, aber geschmeckt hat es uns ganz vorzüglich. Das Paprikacoulis nahm den Linsen die allzu erdige Schwere und fügte eine derartige Fruchtigkeit hinzu, dass wir nur staunen konnten. Herr Dollase hätte über unsere vollgefüllten Teller wahrscheinlich nur die Nase gerümpft, aber das war uns in diesem Moment herzlich egal. Sollte er sich doch mit seinen Mikroelementen herumschlagen, dachte ich mir und schob den letzten Löffel beherzt in den Mund.

Linsen und Paprikacoulis inspiriert von: [K]ein Kochbuch – Das Buch, das kein Kochbuch sein will Lucas Rosenblatt, Robert Sprenger

*Himmel und Erde – In der Küche eines Restaurantkritikers Jürgen Dollase

** Wikipedia erklärt zwar, das es sich bei einem „Coulis“ um ein ungewürztes Gemüse- oder Fruchtpüree handele, aber ich halte mich einfach mal an die Bezeichnung aus dem Kochbuch.

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Zurück auf Anfang

italienische Ochsenschwanzsuppe 1-1Wie jedes Jahr um diese Zeit wecken sinkende Temperaturen und abnehmendes Tageslicht nicht nur meinen Appetit auf Kohlenhydrate. Fleisch muss es sein! Ob lange geschmort oder in Form der herrlichen, neu entdeckten Kohlwürste von meinem neuen Lieblingsmetzger, völlig egal. Ich brauche auch keine Unmengen auf einen Schlag, aber fast täglich kreisen meine Gedanken darum, wie ich zu einer kleinen Portion kommen könnte. Die nahende Ankunft einer größeren Menge an Wildschwein legte kürzlich eine Sichtung der Bestände nahe. Ich hatte es tatsächlich geschafft, den neu gewonnenen Gefrierraum bis in die hinterste Ecke zu füllen. Genau dort fand ich ihn neben einer großen Tüte Kalbsknochen. Fond zu kochen gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber hey, so konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Alle zuvor überlegten, exotische Gewürze beinhaltenden Rezepte warf ich kurz entschlossen über den Haufen. Frei nach dem Motto, zurück zu den Wurzeln.

Für die italienische Ochsenschwanzsuppe mit Linsen:

  • 500 g Ochsenschwanz, in Stücke geschnitten (das kann der Metzger am besten)
  • Olivenöl zum Braten
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 kleine Zwiebel, fein gehackt
  • 1 Pastinake oder Möhre, in Scheiben geschnitten
  • 1 Stange Staudensellerie, in Scheiben geschnitten
  • 1 gelbe Paprika, in Streifen geschnitten
  • 75 g Rotwein
  • 350 g passierte Tomaten
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 75 g grüne Linsen, gegart
  • Petersilie nach Belieben

o-suppe serieStatt die Ochsenschwanzstücke im Topf anzubraten, legte ich sie zu den Kalbsknochen auf das Backblech und bräunte sie ca. 20 Minuten bei 180°C Umluft. Zwei Fliegen und so. Herr H. schwitzte derweil nacheinander Zwiebeln, Knoblauch und Gemüse im Olivenöl an. Ich legte die angebräunten Ochsenschwanzstückchen auf das Gemüse, goss Rotwein und Tomaten an und füllte mit der gleichen Menge Wasser auf. Herr H. steckte noch den Rosmarinzweig hinzu und dann durfte alles abgedeckt bei kleinster Hitze drei Stunden schmoren. Genauso lang wie die Kalbsknochen im Topf nebenan. Man sollte also recht zeitig zu kochen beginnen. Nach der Garzeit fischte ich die Ochsenschwanzstückchen auf dem Topf, ließ sie kurz abkühlen und bat Herrn H. das Fleisch vom Knochen zu lösen. Ich gab die gegarten Linsen gemeinsam mit dem Fleisch zurück in den Topf, schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Sollte die Konsistenz der Suppe  noch zu dünn sein, kann mit Pfeilwurzstärke gebunden werden. Unsere war perfekt.

Für die Ricotta-Griess-Gnocchi:

  • 125 g Ricotta, gut abgetropft (oder Quark 20%ig)
  • 1 Ei
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1/2 Bund Petersilie, fein gehackt (ca. 10 g)
  • 75 g Maisgriess (ich: Hartweizengriess)
  • 20 g Parmesan oder Sbrinz, gerieben

nocken serieIch gab Ricotta und Ei mit etwas Salz und Pfeffer in einer Schüssel und rührte alles mit dem Schneebesen glatt. Dann gab ich Parmesan, Petersilie und Griess hinzu und rührte sie ebenfalls unter. Die Masse war recht weich und ich war nicht sicher, ob sich daraus wirklich Nocken abstechen lassen würden. Aber nach einer Quellzeit von einer guten Stunde war sie deutlich fester geworden. Ich kochte reichlich Salzwasser auf und ließ eine Probenocke hineingleiten. Das Wasser darf nicht kochen, sondern sollte nur schwach sieden, da die Nocken ansonsten zerfallen. Die Probenocke stieg zum Glück unbeschädigt auf und durfte anschließend noch 5 Minuten garziehen. Portionsweise garte ich so die restlichen Nocken und stellte sie im Backofen warm. Theoretisch sollten sie noch in heißer Butter geschwenkt werden. Als ich das probierte, zeigten sie jedoch nach kürzester Zeit große Auflösungserscheinungen und da sie ohnehin in der Suppe landeten, verzichtete ich darauf. Sollte man sie separat servieren, kann man sie vielleicht im Backofen bräunen. Ich richtete die Suppe mit den Nocken in vorgewärmten Schalen an und geduldete mich.

italienische Ochsenschwanzsuppe 3-3Fazit: Unsere erste Ochsenschwanzsuppe entpuppte sich als Erfolg auf ganzer Linie. Herrlich kräftig, sämig und gradlinig. Die Ricotta-Gnocchi passten in ihrer zurückhaltenden Milde hervorragend und viel zu schnell waren Schüsseln und Töpfe geleert. Sollte mir wieder einmal ein Ochsenschwanz begegnen, so würde ich ihn vielleicht experimenteller zubereiten, sinnierte ich mit angenehm gefüllten Bauch. Herr H. jedoch winkte ab. Diese Suppe sei so wunderbar, dass sie keiner Verbesserung bedürfe. Ich konnte ihm nur zustimmen. Das in den letzten Jahren auf absurden Umfang angewachsene Gewürzsammelsorium wird es in nächster Zeit hier wohl schwer haben.

Suppe aus: Lieblingssuppen und knusprige Beilagen Janneke Phillipi

Gnocchi aus: Das große Buch vom Fleischgaren bei Niedrigtemperatur Annemarie Wildeisen

Störrische Spatzen

linsen mit knöpfli 6Als ich kürzlich bei Tring den fruchtig-scharfen Weißkohl mit Spätzle sah, stellte ich fest, dass es im Hause H. schon viel zu lange keine Spätzle mehr gegeben hatte. Dabei lieben wir Pasta jeglicher Couleur. Und Spätzle sind im Gegensatz zu ihren italienischen Verwandten im Handumdrehen gemacht, da es weder lange Teigruhezeiten, noch mühsames Gewalze braucht. Mangels Weißkohl – nun, er liegt zuhauf in den Gemüseabteilungen, aber ich scheue mich so ein Monster mit nach Hause zu nehmen, da man zu zweit doch die ein oder andere Mahlzeit aus einem solchen herausschneiden kann und wer will schon tagelang immer nur Kohl essen? – entschied ich mich für den schwäbischen Klassiker, Linsen mit Spätzle und Saitenwürsten. Herr H. jubelte, ist er doch ein großer Fan der bodenständigen und oft deftigen deutschen Küche und holte sogleich die Fotoausrüstung in die Küche.

Für die Spätzle:

  • 100 g Weizenmehl 405er
  • 50 g Hartweizengries, feinst gemahlen
  • 2 große Eier (à 65 g)
  • 1 Pr. Salz
  • 1 Pr. Muskat, frisch gerieben

knöpfli/ spätzle serieIch gab alle Zutaten in eine Schüssel und begann, sie mit dem Rührlöffel zu vermengen und anschließend zu „schlagen“. Da es eine Weile braucht, bis der Teig Blasen wirft, wechselten Herr H. und ich uns ab. Das Schlagen ist eine verdammt schweißtreibende Angelegenheit. Nachdem der Teig eine gute halbe Stunde geruht hatte, kochte ich reichlich Salzwasser auf und umwickelte die äußeren Löcher der Kartoffelpresse fest mit Klebeband, da mir der Teig dort beim letzten Mal unschöne Klumpen gebildet hatte. Als das Wasser zu kochen begann, presste ich den Teig portionsweise hinein. Herr H. lachte dabei laut auf. Ich war so mit dem Pressen beschäftigt, dass ich nicht sah, wie der Teig eher teppich- als spatzenartig ins Wasser glitt. Zum Glück ließen sich die einzelnen „Knöpfle“ durch kräftiges Rühren im Wasser trennen. Vielleicht war der Teig zu fest gewesen. Nach wenigen Minuten schwammen die Spätzle/ Knöpfle oben. Ich schöpfte sie in ein Sieb, schreckte sie kalt ab und stellte sie beiseite.

Für die Linsen:

  • 125 g braune Linsen, über Nacht eingeweicht, gewaschen (ich: Berglinsen)
  • 375 g Fleischbrühe
  • 50 g durchwachsener Speck, gewürfelt
  • 1 TL Tomatenmark
  • schwarzer Pfeffer
  • 1/3 Lauchstange, in Ringe geschnitten
  • 1 große Kartoffel, geschält, fein gewürfelt
  • 1 Scheibe Knollensellerie, feinst gewürfelt
  • 1 Möhre, feinst gewürfelt
  • 1 TL Apfelessig
  • 1 TL Bergamottenschale (oder Zitrone), fein gehackt
  • 1/2 TL Harissa
  • Salz
  • Saitenwürstchen nach Belieben

Linsen serieIch briet den Speck knusprig, legte ihn beiseite und schwitze im gleichen Topf Lauch, Kartoffeln, Sellerie und Möhre an. Dann gab ich das Tomatenmark hinzu, ließ es kurz mitbraten und gab den Speck, die Linsen und die Brühe in den Topf. Nach ca. 35 Minuten (hängt vom Alter der Linsen ab) waren die Linsen gar und hatten gleichzeitig noch Biss. Ich schmeckte mit Salz, Pfeffer, Harissa, Bergamottenschale und Essig ab und stellte den Topf warm. Herr H. hatte inzwischen die Spätzle/ Knöpfle in Butter angebraten und die Würstchen erwärmt. Ich verteilte die Spätzle auf zwei vorgewärmte Teller, schöpfte Linsen darüber und begann, die erste Wurst in Scheiben zu schneiden. Herr H. sah mich fragend an. Ich erklärte, dass dieses Essen doch ein Löffelgericht sei und die gestückelte Wurst natürlich praktischer, er schüttelte bloß den Kopf, als ich die Wurst auf den Teller legte.

linsen mit knöpfli 11Fazit: Auch wenn ich nicht ganz sicher bin, ob das nun Spätzle, Knöpfle oder was auch immer gewesen waren, so schmeckten sie doch köstlich. Die Kombination mit den leicht säuerlichen Linsen ist völlig zurecht zu einem Klassiker avanciert. Die leichte Schärfe stand den Linsen wunderbar und Herr H. bestand darauf, dieses Gericht von nun an häufiger auf unserem Speiseplan zu sehen. Das habe ich mir selbst eingebrockt. Vielleicht kann ich diesem Ansinnen entgegen wirken, wenn ich auf einem echten Spätzlehobel bestehe. Denn vom Brett werde ich sie ganz sicher in diesem Leben nicht mehr schaben.

Aus: Hülsenfrüchte – das Kochbuch Achim Schwekendiek, Simon Vollmeyer

Das Rundumglücklich-Gericht

mejadra serieSabine von Schmeckt nach mehr hat die Seelenfutterzeit ausgerufen und fordert uns auf, unsere besten Mittel gegen schlechte Laune und Schmuddelwetter preiszugeben. Meine Seelentröster wechseln je nach Jahreszeit und Laune. Pizza stand lange Zeit unangefochten auf Platz eins. Mit dünnen, knusprigen Teig, Salami, Tomaten, Champignons und schwarzen Oliven. Es gab nichts, was mich glücklicher machen konnte. Dicht gefolgt von Chili, ob mit oder ohne Fleisch, auf jeden Fall mit selbst gebackenen Ciabatta und Guacamole. Die beiden Favoriten haben allerdings in den letzten Wochen eine ernstzunehmende Konkurrenz bekommen von einem Gericht, das viele Namen trägt. Ich konnte weder seinen Ursprung, noch seine eindeutige Bezeichnung ausfindig machen. In Indien steht es angeblich schon auf dem Frühstückstisch. Kichri (Indien), Khichari (Irak), Kosheri (Ägypten), Mejadra (Israel), Mseto (Tansania) besteht in erster Linie aus Linsen (aller Art) und Basmatireis. Was Würzung und Beilagen angeht, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Nach wiederholten Versuchen ist dies meine derzeitige Lieblingsvariante.

Für das Kosheri:

  • 125 g braune Linsen
  • 100 g Basmatireis
  • 200 g Hühnerbrühe (oder Wasser)
  • 2 Möhren, in winzige Würfel geschnitten
  • 2 Stangen Staudensellerie, in winzige Würfel geschnitten
  • je 1/2 TL Piment, Koriander, Kreuzkümmel, geröstet und gemahlen
  • 1/4 TL Kurkuma
  • 1 kleine Zimtstange
  • 2 rote oder weiße Zwiebeln, in Ringe geschnitten
  • Öl zum Frittieren

Für die pikante Tomatensauce:

  • 5 reife Tomaten, gehackt (ersatzweise eine kleine Dose Tomaten)
  • 1 scharfe rote Chili, entkernt, grob gehackt
  • 1 kleine Knoblauchzehe, zerdrückt
  • 2 EL Apfelessig
  • 1 TL Kreuzkümmel, geröstet und gemahlen
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • eine handvoll frisches Thai-Basilikum (oder Koriander)

GEWÜRZE serieAls erstes spülte ich die Linsen unter klarem Wasser und kochte sie dann mit der dreifachen Flüssigkeitsmenge (375ml) und der Zimtstange in ca. 45 Minuten gar. Dann wusch ich den Reis und ließ ihn in einem Sieb abtropfen. Anschließend hackte ich die Tomaten und die Chili, zerdrückte den Knoblauch und briet ihn und die Chilistückchen in Olivenöl kurz an. Dann gab ich Tomaten, ca. 200 ml Wasser, Essig, Kreuzkümmel und Salz hinzu und ließ die Sauce offen eine gute halbe Stunde köcheln. Da Herr H. noch aushäusig war, würfelte ich Sellerie und Möhren. Übung macht den Meister, inzwischen kann ich das fast schon schneller als er.

Ich erhitzte etwas Olivenöl in einem Topf, briet die Gemüsewürfel einige Minuten an und fügte den Reis und die Brühe hinzu. Nun durfte der Reis 12 Minuten köcheln. Inzwischen waren die Linsen gar. Ich gab sie zum Reis, zog den Topf von der Platte, verrührte alles gründlich und legte ein Geschirrtuch zwischen Topf und Deckel. Dadurch wird der Reis schön körnig.

Ich erhitzte auf der gleichen Platte Frittieröl ca. 3cm hoch in einer weiten Pfanne und gab die Zwiebelringe hinein. Nach knapp 10 Minuten waren sie goldbraun. Ich fischte sie aus dem Öl und ließ sie auf Küchenpapier abtropfen. Herr H. lugte neugierig um die Ecke, ah, endlich wieder Kosheri, freute er sich. Ich pürierte die Tomatensauce mit dem Thai-Basilikum, schmeckte noch einmal ab und servierte.

mejadra 3Fazit: Wir genossen schweigend und Herr H. fragte, direkt nachdem wir aufgegessen hatten, wann es wieder Kosheri gäbe. Von mir aus jeden Tag, entgegnete ich.

Wir haben auch schon eine Joghurtsauce dazu probiert. Mit gefällt die saure Tomatensauce aber eindeutig besser. Das Thai-Basilikum ist beim ersten Kochversuch mehr zufällig in der Sauce gelandet, weil ich keinen frischen Korinader zur Hand hatte. Aber es machte sich dort so umwerfend gut, dass ich es jetzt immer hinein gebe. Auch im letzten Pizzasugo schmeckte es hervorragend!

Ich habe außerdem versucht, die Zwiebeln einfach zu braten, da das Frittieren schon recht geruchsintensiv ist, aber sie werden bei weitem nicht so knusprig. Also öffne ich beim Frittieren einfach das Fenster groß und erfreue die gesamte Nachbarschaft mit köstlichem Zwiebelduft.

Es ist wirklich lange nicht mehr passiert, dass mich ein Gericht, noch dazu ein so schlichtes, dermaßen begeistert, dass ich es ständig essen könnte. Und deshalb ist es ein perfekter Kandidat für Sabines Event „Seelenfutter„.

Frei nach: Das Kochbuch Yotam Ottolenghi

Linsenkrapfen mit Ruccola

linse13-klKurz nachdem ich Peters vortreffliche Rezension über Gemüse von Andree Köthe und Yves Ollech gelesen hatte, fiel mir das Buch zu. Ein Zeichen. Ich blätterte und staunte. Gemüse im Mittelpunkt von A – Z geordnet, wundervoll in Szene gesetzt. Natürlich sind einige Zutaten schwierig zu beschaffen, wie etwa Ackerwinden- oder Feuerbohnenwurzeln und auch die einzelnen Zubereitungsschritte sind ohne Dampfgarer in der heimischen Küche kaum zu bewerkstelligen. Aber es gibt durchaus Rezepte, die nachkochbar sind. In diesem Kochbuch befinden sich zur Zeit die meisten Marker, ein eindeutiges Indiz für seinen inspirierenden Charakter. Wir suchten uns als erstes die Linsenkrapfen aus.

Für das Linsenpüree:

  • 50 g braune Tellerlinsen
  • Salz
  • 25 g Butter
  • Pfeffer

Für die Linsenkrapfen:

  • 22,5 g Eigelb
  • 20 g Milch
  • 15 g lauwarmes Wasser
  • 10 g frische Hefe
  • 60 g Linsenpüree
  • 32,5 g Mehl
  • 25 g Eiweiß
  • Öl zum Frittieren
  • Puderzucker zum Bestreuen

serie2-klIch kochte die Linsen mit gut der dreifachen Menge Wasser (ohne Salz! keine Ahnung, warum im Buch steht, man solle sie in leicht gesalzenem Wasser kochen) in 45 Minuten gar, gab sie mit der Butter in ein hohes Gefäß und pürierte sie. Dann strich Herr H. das Püree durch ein feines Sieb und schmeckte es mit Salz und Pfeffer ab. Allein das Linsenbutterpüree schmeckte uns bereits erstaunlich gut. Ich hatte in der Zwischenzeit die restlichen Zutaten abgewogen, das Eigelb mit Milch und Wasser verrührt und die Hefe darin aufgelöst. Anschließend rührte ich zuerst das abgewogene (wir mussten wieder etwas von der abgesiebten Masse dazu geben, weil wir nur mit dem Püree nicht auf die 60 g kamen – nächstes Mal Linsenmenge erhöhen) Linsenpüree in die Ei-Milch-Hefe-Mischung und dann mit einem Schneebesen das Mehl hinein. Herr H. hatte das Eiweiß mit einer Prise Salz zu steifem Schnee geschlagen und ich hob es vorsichtig unter den Krapfenteig. Der durfte nun eine Stunde im Kühlschrank ruhen.

Für die Ruccola-Butter:

  • 50 g Zucker (ich: 30 g)
  • 50 g Milch
  • 50 g Sahne
  • 10 g Butter
  • Salz
  • 1/2 Bund Ruccola
  • 25 g rote Linsen

Für die Marinade:

  • 20 g Pflaumenmus (ich: Holunderbeergelee)

Als erstes kochte ich die roten Linsen mit der dreifachen Menge Wasser in 12 Minuten gar und stellte sie beiseite. Die angegebene Zuckermenge erschien mir sehr hoch. Ich reduzierte sie auf 30 g und kochte den Zucker mit der Milch, bis die Flüssigkeitsmenge etwa um die Hälfte reduziert war. Dann gab ich die Sahne hinzu und köchelte die Mischung unter Rührern, bis sie cremig wurde und sich leicht gelblich verfärbte. Zuletzt mischte ich die Butter und eine Prise Salz in die Creme. Herr H. hatte bereits den Ruccola gewaschen und verlesen. Nachdem die Creme auf Zimmertemperatur abgekühlt war, pürierte ich sie zusammen mit dem Ruccola und gab das Püree durch ein feines Sieb.

Zuguterletzt erhitzte ich einen halben Liter Fittieröl auf 170°C und stach mit zwei Löffeln etwa tischtennisballgroße Mengen von dem Teig ab und ließ sie in das Öl gleiten. Nach 1 – 2 Minuten wendete ich sie und nach ca. 3 – 4 Minuten waren sie goldbraun. Ich legte die fertigen Krapfen bis zum Anrichten auf ein mit Küchenpapier belegtes Blech und hielt sie im Backofen bei 50°C warm.

linse14Fazit: Die Idee, Ruccola in eine süße Creme zu integrieren, ist genial, wobei ich sie immer noch etwas zu süß fand. So mochte sogar Herr H. rohen Ruccola. Die Linsenkrapfen fanden wir beide leider viel zu fett. Da der Teig recht „weich“ war, hatte er eine Menge Frittieröl aufgenommen, das den feinen Geschmack des Linsenpürees fast vollkommen überdeckte. Da ich zum ersten Mal Krapfen gebacken habe, weiß ich nicht, ob sie immer so viel Fett aufnehmen oder ob ich etwas falsch gemacht habe. Ich werde mir für das Püree auf jeden Fall eine schlankere Verarbeitungmethode überlegen, bei der der feine Geschmack erhalten bleibt.

Nach: Gemüse Andree Köthe | Yves Ollech