Das dauert!

lamm sambhar marsala 1

Meine Nichte blickte erwartungsvoll auf den Teller, den ich gerade vor sie gestellt hatte. „Mitta?“. „Ja“, antwortete ich ihr, „das ist dein Mittagessen. Aber es dauert noch ein wenig. Es muss erst noch ein bisschen abkühlen, sonst verbrennst du dir den Mund“. „Daua“, sagte sie daraufhin inbrünstig und lehnte sich zurück. Das Konzept des Warten-Müssens war ihr mit 16 Monaten bereits nur allzu bekannt. Während ich auf den ersten Löffel pustete, um das Abkühlen zu beschleunigen, murmelte sie weiter vor sich hin, „daua, daua, daua…“. Genau so geht es mir im Moment mit dem Frühling. Wo bleibt er denn bloß!? Ich war so brav und tapfer und habe mich im Februar kein einziges Mal beklagt. Abwarten. Wird schon. Schaue ich jetzt auf den Temperaturtrend für die nächsten Tage, dann will da einfach nichts passieren. Tags 5°C, nachts leichter Frost und dazu ein endloser Zug an Schauern aller Art. Und während mein Unmut zu wachsen beginnt, weiß ich doch, dass es alles nichts nützt. Geduld ist angesagt. Da kam Astrids Lamm am letzten Wochenende gerade recht, um mir die Wartezeit zu versüßen.

Für das Sambhar Masala:

  • 1 EL Koriandersamen
  • 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
  • 1 Pr. Bockshornkleesamen
  • 1 Pr. schwarze Pfefferkörner
  • 1 Pr. Senfkörner
  • 1 Pr. Mohnsamen
  • 1 Pr. Zimt
  • 1 Curryblatt
  • 1 Pr. getrocknete Kichererbsen, zerstoßen
  • 1 Pr. Toor Dal
  • 4 getrocknete rote Chili, Samen entfernt, zerbröselt
  • 1 Pr. Kurkuma, gemahlen

gewürzmischung serie

Wer plant, die Gewürzmischung häufiger zu verwenden, sollte die von Astrid angegebene Menge zubereiten. Ich benutzte solche Mischungen erfahrungsgemäß höchstens ein, zwei Mal, bevor sie im Schrank immer weiter nach hinten rücken und in Vergessenheit geraten. Daher habe ich nur eine geringe Menge hergestellt und die Verhältnisse geschätzt. Ich röstete alle Gewürze in der angegebenen Reihenfolge bei mittlerer Hitze trocken in der Pfanne, bis sie zu duften begannen. Nachdem sie vollständig abgekühlt waren, drehte Herr H. alles gemeinsam durch die Gewürzmühle und stellte die Mischung in einem Schälchen beiseite.

Für das Lamm mit Sambhar Masala, Kichererbsen und Auberginen:

  • 125 g Kichererbsen (gegarte gewogen), gehäutet
  • Öl zum Braten
  • 500 g Lammschulter in großen Stücken (ich: Keule)
  • Pfeffer und Salz
  • 1 Aubergine, grob gewürfelt
  • 350 g Lammfond
  • 1 EL Sambhar Masala

sambhar marsala serie

Während ich die Lammwürfel portionsweise in Erdnussöl rundherum goldbraun anbriet, sie salzte und pfefferte, las Herr H mehrfach das Rezept und fragte mich verwundert, ob denn gar keine Zwiebeln vorgesehen seien. Scheinbar nicht, antwortete ich ebenfalls verwundert. Aber man könne dem Rezept gewiss trauen. Er solle sich mal keine Sorgen machen. Nach den Lammwürfel briet ich die Auberginenwürfel ebenfalls rundherum an, gab Lamm, Kichererbsen, Sambhar Masala und Fond hinzu und schob den geschlossenen Topf nach dem Aufkochen in den auf 120°C vorgeheizten Backofen. Dort durfte er ca. 1,5 Stunden verweilen, während wir uns um weitere Projekte und natürlich die „Beilagen“ kümmerten.

Für die „Beilagen“:

  • 1 kleine Schalotte
  • 1 TL Öl
  • 100 g Basmatireis, gründlich gewaschen
  • 190 g Wasser, kochend
  • 1 Pr. Kurkuma
  • Joghurt mit mindestens 3,8% Fett nach Belieben
  • 125 g frischer Spinat, gewaschen

beilagen serie

Ich erhitzte das Öl in einen kleinen Topf, schwitzte die Schalotte darin farblos an und gab den Reis hinzu. Nach ein paar Minuten goss ich das Wasser darauf, gab eine Pr. Kurkuma hinzu und ließ den Reis abgedeckt 12 Minuten bei schwacher Hitze köcheln. Dann zog ich den Topf von der Platte, legte ich ein Geschirrtuch zwischen Topf und Deckel und ließ ihn weitere 10 Minuten quellen. Herr H. hatte inzwischen den Spinat in wenig Öl zusammenfallen gelassen und leicht gesalzen. Ich nahm den Bräter aus dem Ofen, schmeckte noch einmal mit Sambhar Masala und Salz ab und richtete alles auf vorgewärmten Tellern an.

lamm sambhar marsala 4

Fazit: Welch köstlichstes Schmorgericht! Das Lamm war absolut butterzart und schmolz förmlich im Mund. Die Sauce war dank der vollkommen zerfallenen Aubergine herrlich sämig, angenehm scharf und würzig. Spinat, Reis und reichlich Joghurt rundeten alles perfekt ab. Von der Lammkeule sind zum Glück noch zwei Portionen im TK und ich bin tatsächlich geneigt, das Gericht wieder und wieder zu kochen, obwohl es doch so viele andere Möglichkeiten gibt. Das soll schon etwas heißen. Zum dumm, dass ich nur so wenig Sambhar Masala hergestellt habe. Auch Herr H. war höchst angetan und gemeinsam verdrücken wir das ganze Essen rückstandslos, obwohl ich eigentlich vorgehabt hatte, etwas für die Nichte zurückzubehalten. Ach, meinte Herr H. dazu, das sei für die Lütte eh noch viel zu scharf gewesen und ließ das letzte Stück Lamm in seinem Mund verschwinden.

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In aller Munde

dal 4Ich war mir nicht sicher, ob ich dieses Gericht wirklich posten sollte. Rezepte für Dal, dem indischen Grundnahrungsmittel schlechthin, gibt es wie Sand am Meer. Nahezu alle Arten von Hülsenfrüchten, insbesondere Linsen, können dazu verwendet werden. Die Beigabe von Kreuzkümmel, Koriander, Knoblauch, Chilis und Ingwer ist genauso obligatorisch wie die lange Kochzeit. Durch sie zerfallen die ansehnlichen Hülsenfrüchte zwar zu eher unansehnlichem Brei, aber gerade das macht den Reiz diese Gerichts aus. Die Kombination von Reis (Kohlenhydrate) und Hülsenfrüchten (pflanzlichem Protein) ist zudem hinsichtlich des Nährwerts optimal. Kommt dann noch ein gewisser „Clou“ hinzu, dann ist für Hochgenuss gesorgt. Und deshalb entschloss ich mich, dem Sand ein weiteres Korn hinzuzufügen.

Für das Dal:

  • 125 g rote Linsen oder Toovar Dal
  • ca. 400 g Wasser oder Gemüsebrühe
  • Öl zum Anbraten
  • 1 großzügige Prise Asant
  • 1/2 TL Senfkörner
  • 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
  • 1 TL Koriandersamen
  • 1/2 Zimtstange
  • 3 Gewürznelken
  • 1 rote Chili, fein gehackt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 Stückchen Ingwer, fein gehackt
  • Salz
  • 1 TL Palmzucker oder brauner Rohrzucker
  • 1 Prise Kurkuma, gemahlen
  • Zitronensaft zum Abschmecken
  • Minze und/oder Koriandergrün nach Belieben

dal serieIch erhitzte das Öl, gab die Senfkörner hinein und ließ sie rösten, bis sie zu hüpfen begannen. Dabei ist es hilfreich, einen Deckel aufzulegen. Anschließend gab ich Kreuzkümmel, Koriander, Nelken, Zimt, Knoblauch, Ingwer und Chili hinzu und ließ alles einige Minuten schmurgeln. Herr H. gab die Linsen in den Topf, goss die Brühe an und würzte mit einer kräftigen Prise Asant. Dann legte er den Deckel auf und ließ das Dal ca. 45 Minuten sanft köcheln. Ich hatte inzwischen den Reiskocher mit Basmatireis bestückt und mich um alles weitere gekümmert. Herr H. schmeckte das fertige Dal mit Salz, Zucker, Zitronensaft und einer Prise Kurkuma ab und stellte es warm.

Für den Möhrensalat:

  • 250 g Möhren, geraspelt oder mit dem Spiralschneider gelockt
  • Saft 1/2 Zitrone
  • 1 EL Ahornsirup (ich: Kokosblütenzucker)
  • (ich: 1 EL mildes Olivenöl)
  • Salz, Pfeffer
  • 1 TL Schwarzkümmelsamen

möhrensalatIch vermengte Zitronensaft, Zucker, Salz, Pfeffer und Öl in einer Schüssel zu einem homogenen Dressing. Dann plagte ich mich mit dem Spiralschneider. Die entstehenden Spiralen sehen zwar hübsch aus, aber es entsteht unglaublich viel „Abfall“ beim Schneiden, da man nie mehr als eine gute halbe Möhre in den Scheider gedreht bekommt, bevor man die Finger mit in die höllenscharfe Scheide dreht. Beim nächsten Mal werde ich wieder auf die gute alte Reibe zurückgreifen. Ich vermengte die Möhren mit dem Dressing und streute den Schwarzkümmel darüber. Während der Salat durchzog, rührte ich eine schnelle Raita zusammen.

Für die Gurken-Tomaten-Raita:

  • 250 g Vollmilchjoghurt
  • 2 – 3 kleine Tomaten, trocken gelegt, grob gehackt
  • 1 sehr kleine oder 1/2 Zwiebel, fein gehackt
  • 1 kleine Gurke, entkernt, fein gehackt
  • 1 Pr. Cayenne
  • Koriandergrün und/oder Minze, gehackt, nach Belieben
  • 1 TL Zitronensaft
  • Salz, Pfeffer

raita serieNatürlich kann man die Tomaten auch samt Innenleben verwenden, aber die Raita bekommt dadurch leicht einen Touch ins Flüssige. Ich entferne es daher lieber. Als erstes rührte ich Joghurt und Zitronensaft cremig, schmeckte ihn mit Salz, Pfeffer und Cayenne ab und gab die restlichen Zutaten hinein. Und das war es eigentlich auch schon. Herr H. hatte sich inzwischen um den „Clou“ gekümmert. Mangopulpe von Alphonsomangos, ich hatte diese. Leider gibt es sie nur in großen 850 g Dosen, aber der Rest kann problemlos portionsweise eingefroren oder bis zu einer Woche im Kühlschrank aufgehoben werden. Die Mangopulpe scheckt so unverschämt köstlich, dass sie sicher nicht lange stehen bleiben wird! Nach dem üblichen Prozedere setzte wir uns erwartungsvoll an den Tisch.

dal 7Fazit: Die Mangopulpe, da waren Herr H. und ich uns vollkommen einig, war das Tüpfelchen auf dem I dieses Dals. Auch Möhrensalat und Raita waren köstlich, aber die Mango war einfach nur göttlich. Ein absolutes Wohlfühlgericht für jede Jahreszeit. Mein Vorrat ist leider inzwischen aufgebraucht. Es hilft wohl nichts, ich werde eine neue Dose besorgen müssen.

Idee aus: Mittagstisch leidenschaftlich vegetarisch Eschi Fiege

Gurke auf indisch

gurkensuppe 4Der entscheidende Impuls, ein bestimmtes Rezept nachzukochen, ist bei uns oft von höchst sonderbaren Faktoren abhängig. Eine vom letzten Sushi übrig gebliebene halbe Salatgurke, ein Päckchen auf Verdacht angeschaffte Papadams und die Lust auf ein cremiges Süppchen brachten mich auf die Idee, noch einen letzten Blick in das vegane Kochbuch zu werfen. Seite 17, westindische Gurkensuppe – Volltreffer. Eigentlich war sie für uns nur als Vorsüppchen gedacht. Aber da ein weiteres Projekt nebenbei bewältigt werden wollte, gaben wir die Idee einer zusätzlichen Hauptspeise kurzerhand auf. Hungrig musste vom Tisch dennoch niemand aufstehen.

Für die westindische Gurkensuppe:

  • 1/2 Gurke, entkernt, grob gewürfelt
  • 1 kleine Möhre, grob gewürfelt
  • 1 kleine Pastinake
  • 1 Kartoffel, grob gewürfelt
  • 10g frischer Ingwer, fen gehackt
  • 1 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1/2 TL Kurkuma, gemahlen
  • 1/2 TL Asafoetida (ersatzweise eine kleine Knoblauchzehe, fein gehackt)
  • 1 EL Pflanzenöl
  • 1/2 TL braune Senfkörner
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 EL rote Linsen
  • 500 g Gemüsebrühe
  • je 1 Zweig Marjoran und Petersilie
  • 1 EL Zitronensaft
  • 50 g Orangensaft (ich: eine Handvoll Kumquats, in Scheiben geschnitten)
  • 1 EL Rohzucker
  • Salz, Pfeffer
  • 1 EL schwarzer Sesam
  • Sahne oder Sojasahne nach Belieben

suppe serieAls ich die lange Liste der Zutaten zum ersten Mal studierte, war ich etwas skeptisch, ob sich daraus ein harmonisches Süppchen ergeben würde. Herr H. duldete jedoch kein Zaudern und schwang das Messer, während ich die Gewürze vorbereitete. Ich gab Ingwer, Kreuzkümmel, Kurkuma und Asafoetida in den Mörser und zerrieb alles zu einer feinen Paste. Herr H. erhitzte das Öl in einem Topf, gab die Senfkörner hinzu und röstete sie, bis sie zu springen begannen. Es empfiehlt sich, das Öl nicht zu heiß werden zu lassen, da die Körner, sobald sie den Topfboden berühren, in alle Himmelsrichtungen fliegen. Ich spreche aus Erfahrung. Nachdem ich die Körner wieder eingesammelt hatte (so gut es ging), gab ich die Gewürzpaste, die Linsen und das Lorbeerblatt hinzu und röstete alles kurz an. Herr H. gab das gesamte gewürfelte Gemüse dazu, ließ alles unter Rühren ca. 5 Minuten anbraten und löschte dann mit Brühe ab. Zugedeckt köchelte die Suppe ca. 20 Minuten bei sanfter Hitze. Anschließend pürierte ich sie, schmeckte sie mit Zucker, Salz und Pfeffer ab und röstete den Sesam zum Bestreuen. Herr H. frittierte die gekauften Papadams wenige Sekunden in ca. 170°C heißem Öl, bis sie sich aufblähten und lagerte die fertigen, abgetupften im warmen Backofen zwischen. Ich durchforstete derweil das indische Kochbuch nach einem Rezept für die Zubereitung der Papadams, fand jedoch nur eine Anleitung zum Frittieren. Auch das Internet verwies auf fertige Teigfladen. Seltsam. Die Zubereitung des Teiges scheint eine Geheimwissenschaft zu sein. Über weiterführende Hinweise wäre ich sehr dankbar.

gurkensuppe 6Fazit: Das erfrischend-würzige Süppchen begeisterte uns beide gleichermaßen und ergab zusammen mit den chipsknusprigen Papadams entgegen meiner Befrüchtung eine durchaus sättigende Mahlzeit. Auch die Kumquats als Orangensaftersatz machten sich darin ganz formidabel. Auch als Vorspeise in einem indischen Menue kann ich mir die Suppe gut verstellen.

Aus: Vegan Love Story tibits & Hiltl – Das Kochbuch, erschienen im AT Verlag

Eine lesenswerte und ausführliche Rezension schrieb Micha/ Grain de Sel kürzlich darüber. Mich haben außer der Suppe keine weiteren Rezepte zum Nachkochen angeregt.

Rosige Zeiten

rosenkohlcurry 2So, Januar und Februar wären nahezu um die Ecke gebracht. Nun kann, soll und muss, bitte, endlich der Frühling kommen! Denkt, wünscht und hofft man. Aber der Frühling lacht sich ins Fäustchen und schickt einen kurzen graupelschauernden Gruß, während die Grippewelle sich von Süden nach Norden ausbreitet. In den Gemüseregalen herrscht neben den spanischen Mutanten gähnende Leere. Runzelige Steckrüben, labberige Kohlköpfe, wann gibt es endlich wieder Frisches aus heimischem Anbau? Wie jedes Jahr dehnt sich die Zeit wie ein altes, zähes Kaugummi. Da hilft nur eins: der beherzte Griff in die Tiefkühltruhe. Bei mir lagert dort derzeit immer ein großer Beutel wunderbaren Rosenkohls. Der ist nicht nur überaus gesund, sondern lässt auch klaglos erstaunlich viel mit sich machen. Vom Chipsersatz, über klassisch-exotische Beilage bis hin zum Hauptdarsteller ist alles drin und immer wieder überrascht er durch seine Wandlungsfähigkeit. Als Herr H. mir kürzlich ein Rezept für ein Wirsing-Rosinen-Curry vorlegte, ersetzte ich ihn mutig durch Rosenkohl und Cranberries. Denn für riesige Kohlköpfe ist hier einfach kein Platz.

Für das Rosenkohl-Cranberry-Curry:

  • ca. 300 g Rosenkohl (TK)
  • 1 kleine Süßkartoffel, geschält, in ca. 2cm große Stücke geschnitten
  • 1 rote Chili, entkernt, in Ringe geschnitten
  • 1 kleines Stück Ingwer, fein gerieben
  • 1 EL Butterschmalz
  • 1/2 TL Bockshornklee, gemahlen
  • 1/4 TL Kreuzkümmel, gemahlen
  • 1 Pr. Asafoetida (Teufelsdreck, ersatzweise wenig Knoblauch, zerrieben)
  • 1/4 TL Zimt, gemahlen
  • 1 TL Kurkuma, gemahlen
  • 50 g Cranberries
  • 50 g Walnusskerne, grob gehackt, geröstet
  • 1 TL brauner Rohrzucker
  • Salz
  • 150 g Kokosmilch
  • 1 EL Zitronensaft

zutaten rosenkohl-cranberry-curryserieWährend Herr H. sich um die Gewürze kümmerte, dämpfte ich Rosenkohl (direkt aus dem TK) und Süßkartoffelwürfel in 8 Minuten knapp gar. Herr H. erhitzte das Butterschmalz, gab Chili, Ingwer, Kreuzkümmel, Asafoetida, Bockshornklee, Zimt und Kurkuma hinein und röstete sie ca 2 Minuten unter Rühren. Dann gab er Cranberries und Zucker hinzu und röstete sie kurz mit. Ich gab die, je nach Größe, halbierten oder geviertelten Rosenkohlröschen und Süßkartoffelwürfel dazu, löschte mit Kokosmilch und etwas Wasser ab und salzte das Ganze. Nach ca 10 Minuten offenen Köchelns war die Sauce sämig. Herr H. schmeckte noch einmal mit Salz und Zitronensaft ab. Ich verteilte den vom fleißigen Reiskocher gegarten Basmatireis und das Curry auf zwei Schalen und bestreute es mit den gerösteten Walnüssen. Es duftete herrlich.

rosenkohlcurry 7Fazit: Das Wagnis hatte sich auf ganzer Linie gelohnt. Wieder einmal bewies der Rosenkohl seine faszinierende Anpassungsfähigkeit. Der intensive Kohlgeschmack verliert sich durch das Dämpfen ein wenig. Süß-säuerliche Cranberries, knusprig-kräftige Walnüsse und ein kräftiger Akkord indisch-warmer Gewürze verbinden sich mit Kokosmilch zu einem herrlichen sanften Curry. Mit solche Gerichten lässt sich die mühsame Wartezeit auf jeden Fall ein kleines bisschen erträglicher gestalten und in ein paar Wochen, wenn wir alle die ersten warmen Sonnenstrahlen, frischen Kräuter und ersten Spargelstangen genießen wird der Winter im Nu vergessen sein – bis zum nächsten Mal.

Frei nach: happinez kochen Nr. 1 2012 Heinrich Bauer Zeitschriften Verlag KG

Den Eisheiligen einheizen!

Vindaloo neu 1-klAlles scheint dieses Jahr früher statt zu finden. Selbst die Eisheiligen, die vor der Kalenderreform erst Ende Mai stattfanden, sind schon da. Da konnten wir unseren Freunden natürlich keine frühlingsfrischen Gerichte servieren, etwas Wärmendes sollte es sein. Herr H. blätterte nur kurz und machte mir dann das südindische Schmorgericht „Vindalho“ mit wenigen Worten so schmackhaft, dass ich seufzend einwilligte, zumal ein Schmorgericht stets äußerst praktisch ist, wenn es zu bewirten gilt. Es gibt keinen superexakten Garpunkt, zu dem es serviert werden muss, es kann leicht vorbereitet werden und schmeckt meist fantastisch. Ich stellte nur eine einzige Bedingung. Es müsste dazu auch noch etwas knackig frisches geben. Er hatte nichts dagegen und stürmte zum Markt, um das Fleisch zu besorgen. Die Leerung der übervollen Tiefkühltruhe musste eben noch ein wenig warten.

Für die Gewürzmischung:

  • 1 EL Koriandersamen
  • 1 EL Kreuzkümmelsamen
  • 4 Gewürznelken
  • 1 Stange Zimt
  • 1 1/2 TL schwarze Pfefferkörner
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 1 EL Bockshornkleesamen
  • 1/2 TL Senfsamen

marinieren serie

Ich gab alle Gewürze ohne Fett in die Pfanne und röstete sie bei mittlerer Hitze an, bis sie zu duften begannen. Das dauerte ca. 5 Minuten. Dann füllte ich sie in ein Schälchen und ließ sie abkühlen. Anschließend mahlte ich sie in der Gewürzmühle und kam dabei mächtig in Schwitzen, denn bei der großen Gewürzmenge waren einige hundert Umdrehungen nötig. Herr H. kehrte just in diesem Moment mit dem Fleisch zurück. Perfektes Timing.

Für die Marinade:

  • geröstete, gemahlene Gewürzmischung
  • 1 TL Palmzucker, fein gehackt
  • 50 g Reisessig
  • 1 kg Schweinefleisch aus der Keule (ich: aus dem Nacken)

marinieren serie 2Ich schnitt das Fleisch in Würfel mit 3cm Kantenlänge, während Herr H. den Palmzucker im Essig auflöste. Er gab die Gewürze hinzu und verrührte alles miteinander zu einer Paste. Ich gab die Würfel hinzu und vermengte sie mit der Marinade, bis alle Würfel damit überzogen waren. Nun durften sie gut 5 Stunden abgedeckt im Kühlschrank ruhen.

Für das Vindalho:

  • 1 Zwiebel, fein gewürfelt
  • 4 Knoblauchzehen (ich: 2), fein gewürfelt
  • 20 g frischer Ingwer, fein gewürfelt
  • 3 rote Thai-Chilis, entkernt, in feine Ringe geschnitten
  • 250 g Tomaten, in Würfel geschnitten
  • 50 g Butterschmalz
  • 2 Lorbeerblätter
  • 500 g Rinderfond
  • Salz
  • 1 EL Speisestärke, in etwas Wasser angerührt (ich: 2 gehäufte)

zutaten serieWährend Herr H. das Gemüse präparierte, briet ich die Fleischwürfel portionsweise in Butterschmalz an. Ich hatte gedacht, dass ich weniger Schmalz brauchen würde, aber es reichte gerade so eben. Ich lagerte die angebratenen Würfel auf einem Teller zwischen, schwitzte Zwiebel, Ingwer, Knoblauch und Chilis ca. 4 Minuten an, gab dann Lorbeerblätter, Fond, Tomaten und Fleischwürfel in den Topf und ließ es nach dem Aufkochen bei kleiner Hitze eine gute Stunde schmoren. Anschließend schmeckte ich mit Salz ab und band die Sauce mit gelöster Stärke. Beim nächsten Mal würde ich nur ca. 300 g Fond verwenden, es war doch recht viel Sauce.

Für den Erbsen-Fenchel-Salat:

  • 150 g Erbsen
  • 2 Fenchelknollen, in sehr dünne Streifen geschnitten
  • 100 g getrocknete Datteln (ich: Medjool), in Stückchen geschnitten
  • frischer Koriander nach Belieben
  • 125 g Joghurt
  • 1 TL gemahlener Kardamom (ich: 4 Kapseln, Samen ausgelöst, gemahlen)
  • 1/2 TL gemahlener Asafoetida
  • Salz
  • 1 EL Öl

fenchelsalat serieIm Rezept wirde der Fenchel roh verwendet. Das gefiel mir nicht, also blanchierte ich ihn ca. 3 – 4 Minuten gemeinsam mit den Erbsen und schreckte beides danach eiskalt ab. Herr H. hatte inzwischen den Joghurt mit Koriander, Kardamom, Asafoetida und einer Prise Salz püriert. Ich gab Fenchel, Erbsen und Dattelwürfel in eine Schüssel und vermengte sie mit dem Joghurt-Dressing. Zusätzlich gab es diesen Möhrensalat und Basmatireis, den der Reiskocher wie üblich perfekt gegart hatte. Wir schauten auf die Uhr, 19h20, und klatschen uns in die Hände, alles fertig, bevor um halb acht die Gäste eintreffen würden. Genial!

Vindaloo neu 2-klFazit: Da der Esstisch bereits gedeckt war, musste Herr H. das Essen unter einfachsten Bedingungen in der Küche ablichten. Deshalb gibt es leider kein besonders schönes Foto. Das Essen schmeckte uns allen sehr, sehr gut. Die Fleischmenge war nicht, wie befürchtet, viel zu groß. Es hätte tatsächlich noch mehr sein können. Auch der Erbsen-Fenchel-Salat fand großen Anklang. Ein rundum gelungenes Essen!

Vindalho aus: Die Welt zu Gast in Lafers Küche Johann Lafer

Salat aus: Happinez kochen Nr. 1 – 2012