Während andernorts fleißig Listen erstellt, Menuefolgen überlegt und wieder verworfen werden, bis auch das letzte i-Tüpfelchen vortrefflich gesetzt ist, beschlossen Herr H. und ich am Wochenende, das Fest Fest sein zu lassen, alle Überlegungen für das zwiebel- und knoblauchfreie Menue erst einmal auf die lange Bank zu schieben – auch wenn sie zugegebenermaßen nicht mehr besonders lang ist – und uns das Fest ins Jetzt zu holen. Eine andere Zeit gibt es schließlich nicht. Vergangenheit und Zukunft sind doch bloß hinkende Konstrukte, die uns davon abhalten sollen, das Leben allzusehr zu genießen. Nicht mit uns! Die restlichen notwendigen Zutaten für das festliche Mahl waren im Nu besorgt, die Ente brav aufgetaut und schon konnten wir loswirbeln.
Für die Haselnuss-Bier-Butter (als Hauptspeise für 2, oder als Menueportion für 3):
- 35 g Haselnüsse, ungehäutet, leicht geröstet
- 38 g dunkles Bier
- 1/4 TL Djionsenf
- 1/2 TL Dattelsirup (ich: Gemisch aus Zuckerrüben- und Ahornsirup)
- 35 g Sonnenblumenöl
Die Bierbutter enthält erstaunlicherweise gar keine Butter, ist aber durch Haselnüsse und Öl reichhaltig genug. Ich gab geröstete (und größtenteils gehäutete, da kam die Patisseurin durch) Haselnüsse, Senf, Sirup und Bier in den Zerkleinerer und ließ ihn laufen, bis eine recht feste, cremige Masse entstanden war. Man muss am Anfang etwas vorsichtig sein, da das Bier mächtig schäumt und seinen Weg durch die Spalte zwischen Deckel und Behälter des Zerleinerers sucht. Anschließend gab ich das Öl hinzu, mixte es unter und schmeckte erneut mit Senf und Sirup ab. Herrn H.s Kommentar beim Kosten, „hm, irgendwie seltsam, aber total lecker“. Die fertige „Butter“ stellte ich in einer Schale beiseite.
Für die Entenbrüste:
- 2 Entenbrüste à 300 g (für 2 definitiv zuviel, sie schmecken aber auch kalt auf Brot noch bestens)
- 1 TL Muskovadozucker
- 1 TL grobes Meersalz
- 1/2 Limette, in Spalten oder Scheiben geschnitten zum Servieren
Nachdem ich das überschüssige Fett entfernt hatte, schnitt ich die Haut ca. 3 mm tief kreuzweise ein, rieb die Zucker-Salz-Mischung gründlich heinein und stellte die Entenbrüste beiseite. Etwa eine halbe Stunde vor dem Essen legte ich sie in eine große, kalte Pfanne und erhitzte sie auf mittlerer Hitze. Dadurch brät laut Buch das Fett unter der Haut besser aus. Nach ca. 12 Minuten wendete ich die Entenbrüste, sie waren aufgrund des Zuckers schon ein wenig dunkel, und ließ sie weitere 2 Minuten braten. Anschließend stellte ich sie auf einem vorgewärmten Teller in den 100°C heißen Backofen, bis sie eine Kerntemperatur von 60°C hatten. Ich nahm den Teller heraus und ließ sie vor dem Anschneiden weitere 10 Minuten ruhen, so dass die Kerntemperatur durch die Restwärme auf ca. 65°C ansteigen und die Fleischsäfte sich verteilen konnten.
Für die rote Quinoa mit Pilzen (als Hauptspeise für 2, oder als Menueportion für 3):
- 110 g rote Quinoa, heiß abgespült
- 270 g Wasser
- 1 EL Olivenöl
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 Schalotte, fein gehackt (ca. 50 g)
- 120 g braune Shimeji-Pilze (Buchenpilze), in 1 cm große Stücke geschnitten (ich: 1 Seitling, ca. 40 g)
- 120 g Austernpilze, in 1 cm breite Streifen geschnitten (ich: 170 g braune Champignons, je nach Größe geviertelt oder halbiert)
- 2 TL Reisessig
- 2 TL Mirin
- 2 1/2 TL helle Sojasauce
- 15 g Schnittlauch, in dünne Röllchen geschnitten
Das einzige, was wir bei unserem Einkauf nicht ergattern konnten, waren die passenden Pilze. Buchenpilze gab es nicht und die Austernpilze hatten ihre besten Tage bereits hinter sich. Was soll’s, dachten wir uns, an den Pilzen sollte das Festmahl nicht scheitern. Herr H. wusch die Quinoa, das entfernt angeblich irgendwelche Bitterstoffe und gab sie mit dem Wasser und einer Prise Salz in einen Topf. Abgedeckt durfte sie 11 Minuten köcheln, bevor er sie kalt abschreckte und abtropfen ließ. Ich schwitzte derweil Schalotte und Knoblauch in Olivenöl an, gab die Pilze hinzu und briet sie ca. 5 Minuten, bis sie perfekt gegart waren. Dann gab ich Essig, Mirin, Sojasauce und Quinoa hinzu und ließ alles bei mittlerer Hitze köcheln, bis die Flüssigkeit verdunstet war. Zuletzt hob ich den Schnittlauch vorsichtig unter und kostete, eine Prise Salz, perfekt. Bis zum Servieren stellte ich die Pfanne abgedeckt warm. Dann richtete ich einen Streifen Bier-Butter, ein paar Löffel Quinoa-Pilz-Mischung und Entenbruststreifen an und Herr H. fotografierte den willigen Teller begeistert.
Fazit: Und die Begeisterung blieb uns auch beim anschließenden Essen erhalten. Eine absolut passende Kombination von allem, auf die, wie Herr H. anmerkte, wir im Leben nie von selbst gekommen wären. Wie gut, dass es immer wieder solch inspirierende Kochbücher zu kaufen gibt! Nach dem Hochgenuss lehnten wir uns zufrieden zurück, sinnierten ein Weilchen schweigend und einigten uns schließlich ganz ohne Anstrengung auf das am nächsten Wochenende zu kochende Menue. Das Leben kann so einfach sein.
Aus: Nopi Yotam Ottolenghi, Ramael Scully