Es geht voran!

curry 7Keine Atempause – Geschichte wird gemacht„, so texteten schon vor über 30 Jahren die Fehlfarben und so fühlt es sich auch heute noch für mich an. Höher, höher, schnellerschnellerschneller, weiter, MEHR, alles dreht sich, mir wird schon vom bloßen Zuschauen ganz schwurbelig. Da bleibt keine Zeit für Muße, keine Zeit für Pausen, keine Zeit zum Innehalten. Wann soll denn überhaupt noch nachgedacht werden? Denkt überhaupt noch wer? Sobald irgendwo wer sitzt, der nicht gerade so aussieht als hätte er kein Zuhause, und nichts tut, sondern einfach nur ziellos schaut, werden Köpfe geschüttelt. Das geht doch nicht. Es muss doch was getan werden. Wohin der ganze blinde Aktionismus führt? Ist doch egal, Hauptsache, es wird was getan! Ich mache da jetzt nicht mehr mit. Brauche Zeit zum Nachdenken, Ausprobieren und muss alles dann erst einmal sacken lassen. Sollen doch die anderen rennen. Und was dabei herauskommen kann, zeigt Frau Grandits sehr eindrücklich mit diesem vermeintlich altbekannten Thai-Curry.

Für das Maispoularden-Limetten-Curry mit Sellerie und Thaibasilikumöl:

  • 1 TL gehackter Ingwer
  • 1 Stange Zitronengras, gehackt
  • einige Korianderstängel mit Wurzeln, geschnitten
  • 1 kleine Knoblauchzehe, geschält, geviertelt
  • 3 Limettenblätter, geschnitten
  • 1 knapper TL grüne Currypaste (selbst gemacht oder gekauft)
  • 1 TL Sesamöl
  • 300 g Kokosmilch (ich: 200 g)
  • 1 grüne Chili, entkernt, fein gewürfelt
  • 1 EL Fischsauce
  • 150 g Stangensellerie, geputzt, in schräge Streifen geschnitten
  • 2 Maispoulardenbrüste (ca. 300 g), in große Würfel geschnitten
  • 1 TL Sojasauce
  • 25 g Thaibasilikumöl (so hergestellt wie das Kräuteröl)
  • 100 g junger Spinat
  • 1 Limette, abgeriebene Schale
  • 1/2 Bund Thaibasilikum, gezupft
  • einige Sellerieblätter
  • Basmatireis nach Belieben

zutaten serieNachdem wir alle Zutaten bereit gestellt hatten, dünstete ich Ingwer, Zitronengras, Koriander, Knoblauch, Limettenblätter und Currypaste in etwas Erdnussöl an. Das dauerte ca. 5 Minuten. Dann gab ich Chili und Fischsauce hinzu, löschte mit Kokosmilch ab und ließ alles zugedeckt 15 Minuten köcheln. Anschließend siebte ich die Festbestandteile ab. Herr H. hatte inzwischen die Hühnchenwürfel mit der Sojasauce vermengt und Sellerie und Spinat kurz blanchiert und in Eiswasser abgeschreckt. Ich briet das Huhn in etwas Thaibasilikumöl an, gab Sellerie und Spinat hinzu und goss die Sauce an. Nach 3 Minuten offenen Köchelns war das Huhn gar und die Sauce sämig. Ich schmeckte alles mit Limettenschale und etwas Salz ab und richtete das Curry, den vom Reiskocher gegarten Reis und die Kräuter in Schalen an und machte mich ans Aufräumen. Herr H. brummelte dieses Mal beim Fotografieren etwas vor sich hin, da es recht schwierig zu sein scheint, so ein Schalensammelsorium zu verewigen.

curry 1-1Fazit: Ich habe zwar schon das ein oder andere grüne Thaicurry zubereitet, aber keines war so herrlich ausgewogen und cremig wie dieses. Die Idee, die Würzzutaten abzusieben, ist genial. Hätte ich auch selbst drauf kommen können. Wenn ich nachgedacht hätte. So fürchterlich neu ist diese Vorgehensweise ja nun wirklich nicht. Wie auch immer. Herr H. war jedenfalls ebenso angetan, zumal vom Bereitstellen der Zutaten bis zum Essen nicht mal eine Stunde vergangen war. Er lehnte sich nach dem Essen zufrieden zurück und sah mich fragend an. Was denn überhaupt mit Torte sei? Ich atmete langsam ein und wieder aus. „Torte ist gerade aus und ich habe zur Zeit recht wenig Elan zum Backen. Das wird sich schon wieder finden – dann irgendwann“. Und so musste er sich mit einem Stück Bitterschokolade zum Nachtisch begnügen.

Aus: Kräuter Tanja Grandits

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Winter wegträumen

grünes Thai curry mit detailsOb es anderen auch so geht? Mein Körper jedenfalls scheint nicht für ein nordeuropäisches Klima geschaffen zu sein. Bei Außentemperaturen von unter 10°C verweigert er im Ruhezustand die Heiztätigkeit. Da nützt auch kein Hochdrehen der Heizung. Ich friere innerlich. Abhilfe kann nur durch Bewegung geschaffen werden, durch eine heiße Dusche oder aber durch ein scharfes Essen, dass zudem ein Land assoziiert, in dem die Temperaturen im Ganzjahresmittel über 20°C liegen – auch nachts. Ich muss dabei zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nie in Thailand war. Ich weiß also gar nicht, ob das Essen dort tatsächlich so schmeckt, wie das von mir zubereitete. Vielleicht wird sich die Gelegenheit eines Besuchs in den nächsten Jahren ergeben, am liebsten per Velo, so wie es diese beiden gemacht haben. Derweil begnüge ich mich mit der geschmacklichen Erinnerung an die Zukunft.

Für die grüne Currypaste (ergibt ca. 130 g) :

  • 3 Koriandersamen
  • 3 Kreuzkümmelsamen
  • 3 weiße Pfefferkörner
  • 3 grüne Chilischoten, gehackt (ich: je 1 grüne und gelbe lange)
  • 1 lange grüne Chilischote, gehackt (s.o.)
  • 1 Stängel Zitronengras, hartes Hüllblatt entfernt, gehackt
  • 1 EL Galgant, gehackt (gibt es bei uns als TK-Ware im Asia-Laden)
  • 5 rote Schalotten, gehackt (ich: 3 kleine „normale“ Schalotten)
  • 2 Knoblauchzehen, gehackt
  • 2 Korianderwurzeln, gehackt
  • 1 TL frischer Kurkuma, gehackt (den gab es frisch im Bio-Laden)
  • fein abgeriebene Schale einer Kaffirlimette (ich: 1 Kaffirlimettenblatt, Mittelrippe entfernt, fein geschnitten)
  • 1/2 TL Thai-Garnelenpaste, in Folie gewickelt, angeröstet (ich: 1 TL Nam Pla, Fischsauce)

grüne currypaste serieNachdem wir alle Zutaten für die Paste bereit gestellt hatten, gab ich sie mit 1 EL Wasser in den Zerkleinerer. Leider schaffte der es selbst nach minutenlangem Shreddern nicht, sie 100%ig fein zu bekommen. Früher hätte ich versucht, die so entstandene Paste noch fein mit der Hand zu mörsern. Aber zum einen war das Ergebnis auch nicht befriedigender und zum andern war dieses Mal die Menge schlicht zu groß für unseren Mörser. Also fand ich mich mit der leicht stückigen Konsistenz ab. Vielleicht kann mir jemand einen Tipp bezüglich eines Geräts geben, dass es schafft, aus den Zutaten eine fein-cremige Paste zu zaubern und das nicht gleich mehrere hundert Euro kostet.

Für das grüne Curry mit Riesengarnelen:

  • 8 Bio-Riesengarnelen, Darm und Schale bis auf den Schwanz entfernt
  • 125 g Kokoscreme (ich: weg gelassen)
  • 2 EL neutrales Pflanzenöl
  • je 1 violette und 1 orange Möhre, in feine Stifte geschnitten
  • 1 orange Paprika, in feine Stifte geschnitten
  • ca. 200 g grüne Bohnen
  • 130 g Kokosmilch (nach Belieben bis zu 400 g)
  • 1 EL Palmzucker, gehackt
  • 130 g grüne Currypaste
  • 3 Kaffirlimettenblätter, Mittelrippe entfernt, in feine Streifen geschnitten
  • 2 EL Fischsauce
  • 2 milde grüne Chilischoten, leicht zerdrückt
  • 1 lange rote Chilischote, der Länge nach halbiert, Samen entfernt
  • Süßes Thai-Basilikum nach Belieben

zutat curry serieWährend Herr H. das Gemüse stiftelte, erhitzte ich das Öl in der Wokpfanne, gab die Currypaste und die Kaffirlimettenblätterstreifen hinzu und briet alles ca. 10 Minuten an, bis es herrlich zu duften begann. Dann gab ich Fischsauce, Palmzucker und Kokosmilch hinzu, ließ alles aufkochen und noch ca. 4 Minuten weiter köcheln. Herr H. pfannenrührte das Gemüse derweil in einer anderen Pfanne, da die violetten Möhren stark färben und wir ansonsten ein schmuddelgraues Curry erhalten hätten. Ich briet in der Zwischenzeit die Garnelen kurz, ca 2 Minuten, in einer weiteren Pfanne gar und schon war alles fertig. Der Reiskocher hatte wie üblich den Jasminreis perfekt gegart.

grünes Thai curry 4Fazit: Man könnte natürlich gleich eine größere Menge Currypaste herstellen und sie portionsweise einfrieren. Aber da in letzter Zeit gehäuft Dinge im Gefrierer auftauchen, deren Existenz ich völlig verdrängt hatte, mache ich mir lieber die „Mühe“, die Pasten frisch herzustellen.

Das Curry schmeckte uns absolut großartig, schön ausgewogen und angenehm scharf. Sicher wäre es beispielsweise mit Erbsenauberginen und langen grünen Thai-Auberginen noch „authentischer“ gewesen, aber auch mit den heimischen Gemüsen weckte es durchaus Urlaubsgefühle in uns. Eine wahre Wohltat für wintergeplagte Gemüter. Wobei ich nicht klagen will, da dieser Winter bislang zum Glück recht mild daher kommt!

Aus: Asia Food Neil Perry