In der unwirtlichen Jahreszeit überkommt Herrn H. und mich neben Schmorgerichten und Suppen regelmäßig die Lust auf gut gewürztes, scharfes thailändisches Essen. Am letzten Sonntag war es wieder soweit. Gegen 19h, eine Torte musste zuvor noch finalisiert werden, blickten wir uns ratlos an. Und was gibt es zum Abendessen, fragte Herr H. mich. Es ist schon recht spät, antwortete ich, Nudeln? Herr H. sah nicht begeistert aus und ließ den Blick über die Kochbuchsammlung wandern. Sein Blick verhakte sich schließlich im Thai-Kochbuch. Er blätterte und wählte das gelbe Curry mit Tofubällchen. Ich seufzte, bat meinen Magen noch um etwas Geduld und begann, die Zutaten zusammen zu sammeln. Herr H. programierte inzwischen die Aufnahme des Sonntags-Tatort, den wir ansonsten verpassen würden.
Für die gelbe Currypaste (Naam Prig Gaeng Garii):
- 5 getrocknete große Chilis, ohne Stiel und Kerne
- 1 TL Korianderkörner
- 1/2 TL Kreuzkümmelsamen
- 1/4 TL weiße Pfefferkörner
- 1 Prise Salz
- 1 EL Zitronengras, fein gehackt
- 1 knapper EL Korianderwurzeln, fein gehackt
- 1 TL Galgant, fein gehackt (ich: Ingwer)
- 1/2 TL Kurkuma, fein gehackt (ich: getrockneter)
- 1,5 EL Knoblauch, fein gehackt
- 1,5 EL Schalotten, fein gehackt
Als erstes weichte ich die Chilis 10 Minuten in warmen Salzwasser ein. Dann entfernte ich Stiele und Samen und ließ sie gut abtropfen. Herr H. hatte inzwischen Koriander, Kreuzkümmel und weißen Pfeffer geröstet, bis sie zu duften begannen und sie anschließend gemahlen. Nun mörserte er Chilis und Salz zu einer glatten Paste und gab nacheinander die restlichen Zutaten in den Mörser. Mir erschien die Paste noch nicht homogen genug, deshalb gab ich sie, da Herrn H.s Kräfte langsam schwanden, noch einmal in den Zerkleinerer.
Für die Tofubällchen:
- 250 g frischer Tofu
- 20 g getrocknete chinesische Morcheln (Black Fungus, Mu Err, Judasohren)
- 25 g Möhre, fein gewürfelt
- 1 TL Currypulver
- 1 TL Zucker
- 1 TL Salz
- 1 1/2 EL Reismehl
Als ich die Einweichanweisung auf der Packung mit der im Buch verglich, stutzte ich. Im Buch stand, man solle die Pilze für etwa 15 Minuten in heißem Wasser einweichen. Auf der Packung stand, man solle sie ca. 1 Stunde einweichen und anschließend 10 Minuten in frischem Waser kochen. Ich beschloss der Packungsanleitung zu folgen. Sicher ist sicher. In der Zwischenzeit zerbröselte ich den Tofu mit den Fingern, gab alle restlichen Zutaten in die Schüssel und stellte sie erst einmal beiseite.
Für den Gurkensalat (Aajaat):
- 3 EL Essig
- 3 EL Zucker
- 2 EL Wasser
- 1 Prise Salz
- 250 g Salatgurke, geschält, längs geviertelt, entkernt, in dünne Scheiben geschnitten
- 1 Schalotte, halbiert, in dünne Scheiben geschnitten
- 1 lange rote Chilischote, in dünne Ringe geschnitten
- 2 Stengel Koriandergrün, gehackt
Ich gab Essig, Zucker, Wasser und Salz in einen Topf, ließ alles aufkochen und dann simmern, bis der Zucker sich aufgelöst hatte. Dann nahm ich den Topf vom Herd und ließ die Marinade abkühlen. Herr H. hatte derweil Gurke, Schalotten und Chili präpariert und in eine Schüssel gegeben. Ich goß die abgekühlte Marinade darüber und vermengte alles gut.
Für das Curry:
- 1 Dose Kokosmilch, 400 ml (ich: 130 ml)
- 1 1/2 EL Gelbe Currypaste
- 250 g Wurzelgemüse, Kürbis, Süßkartoffel, Pastinake, Möhre und Kartoffel passen gut (ich: 350 g, Möhre, Pastinake, Sellerie)
- 1 kleine Zwiebel, in feine Streifen geschnitten
- 3 kleine Tomaten, geviertelt
- 1 EL Palmzucker
- 1 TL Salz
Gemeinsam schnitten wir das Gemüse in hauchfeine Julienne. Dann kochte ich die Kokoscreme, die sich oben in der Dose auf der Milch absetzt, bei mittlerer Hitze unter Rühren auf und gab die Currypaste hinzu. Ich briet sie an, bis sich orange-rotes Öl abschied. Dann gab ich die restliche Kokosmilch und das Gemüse hinzu und ließ es abgedeckt ca. 10 Minuten köcheln. Nun gab ich die Zwiebeln und Tomaten hinein, schmeckte mit Palmzucker und Salz ab und ließ es offen weiter köcheln, bis das Wurzelgemüse gar war, aber noch etwas Biss hatte. Anschließend hielt ich es im Backofen warm.
Herr H. hatte inzwischen die Morcheln gekocht, in feine Streifen geschnitten und unter den Tofuteig geknetet. Nachdem der Teig 15 Minuten im Kühlschrank geruht hatte, formte er daraus kleine Bällchen. Ich hatte die Panierstaße (Mehl, Ei, Panko) derweil aufgebaut und rollte jedes Bällchen zunächst in Mehl, dann in Ei und zuletzt in Panko. Herr H. erhitzte das Frittieröl auf 175°C und gab jeweils 3 – 4 Bällchen für einige Minuten hinein, bis sie goldbraun waren. Anschließend durften sie auf Küchenkrepp abtropfen und im warmen Ofen auf ihren Verzehr warten. Der Reiskocher hatte in der Zwischenzeit den Reis wie immer zuverlässig gekocht und nach dem Fotografieren, so gegen 22h, konnten wir endlich schlemmen.
Fazit: Das Warten hatte sich definitiv gelohnt. Wir waren absolut begeistert von den fein ausgewogenen Aromen und der dezenten Schärfe des Currys, die sanft von der cremigen Kokosmilch umspielt wurde. Die Tofubällchen waren außen perfekt knusprig und innen saftig und überraschend würzig. Den Gurkensalat setzte Herr H. sogar, obwohl Gurken nicht unbedingt zu seinen Lieblingsgemüsen zählen, als Nummer Eins auf seine persönliche Hitliste, noch vor dem japanischen, der bislang in Führung lag. Nach dem Essen lehnten wir uns satt, aber nicht pappsatt, zufrieden zurück, wohlwissend, dass die Zubereitung beim nächsten Mal deutlich schneller gehen würde, da sich Reste von der Gelben Currypaste noch im Kühlschrank befinden. Der nächste Tatort kann somit zur gewohnten Zeit geschaut werden.
Aus: Das (Baan) Thai Kochbuch Chainarong Toperngpong/ Gisela Goppel