Echt jetzt?

schoko garnelen 9Schnaufend stellte Herr H. seinen Rucksack auf dem Küchenstuhl ab. Er hatte in der Bücherhalle fette Beute gemacht und kulinarische Werke wiegen zumindest realiter einiges. Ich machte mich sogleich über die neuen Schätze her und staunte nicht schlecht. „Kochen mit Schokolade„. Solch ein Buch hätte ich wahrscheinlich gleich links liegen gelassen, da die Rezepte in so betitelten Werken meist unharmonisch und an den Haaren herbei gezogen wirken. Ganz anders verhielt es sich bei diesem Exemplar. Es wird nicht bei der Verwendung von Schokolade gegeizt, unter jedem Rezept gibt es eine ausführlich begründete Weinempfehlung und direkt beim ersten Blättern sprangen mich die tiefbraunen Gnocchi an. Soviel Kakao ohne Zucker? Das konnte ich mir partout nicht vorstellen. Gleich am nächsten Abend probierten wir es aus.

Für die Kakao-Gnocchi:

  • 400 g Kartoffeln, in der Schale gegart
  • 1 TL Butter
  • Schokoladensalz (ich: Meersalz)
  • 1 Ei (ich: 1 Eigelb)
  • 50 g Weizenmehl 550er
  • 15 g Kakaopulver, stark entölt (ich: Criollo)
  • 1 EL Kakao-Nibs

kakao gnocchi serieWer häufiger backt, weiß, dass 15 g Kakaopulver eine stattliche Menge ist. Ich schluckte, als ich das Pulver zu den gepellten, ausgedampften, durchgepressten Kartoffeln gab. Herr H. stubste mich an. Also gab ich die restlichen Zutaten in die Schüssel und verknetete alles rasch zu einem recht weichen Teig. Herr H. hatte indes die Arbeitsfläche begriest und schnitt die 2cm dicken Rollen, die ich darauf gerollt hatte, in 1cm lange Stücke. Ich rollte sie einzeln über die Gabel und lagerte sie auf einem ebenfalls begriesten Tuch. Dann garte ich sie portionsweise in leicht siedendem Salzwasser und schreckte sie eiskalt ab. Die fertigen Gnocchi werden vor dem Servieren noch in Kakaobutter (oder Butter) gebraten.

Für das Gemüse:

  • 3 kleine Wildfenchel oder eine mittlere Fenchelknolle, Stängel geschält, in nicht zu kleine Stücke geschnitten
  • 250 g grüner Spargel, unteres Drittel geschält, bis auf die Köpfe schräg in Scheibchen geschnitten
  • 1/2 Spitzpaprika, feinst gewürfelt
  • 1 kleine Schalotte, feinst gewürfelt
  • Salz,
  • Butter und Olivenöl zum Dünsten
  • ca. 100 g Bio-Garnelen, vorgegart

gemüse serieHerr H. bereitete das Gemüse vor und hob Spargel- und Fenchelschalen und -abschnitte auf. Ich erhitzte das Butter-Olivenöl-Gemisch bei mittlerer Hitze, dünstete die Schalotte darin glasig und gab das restliche Gemüse bis auf die Spargelspitzen hinzu. Mit einer Prise Salz, reduzierter Temperatur, dann abgedeckt durfte es nun im eigenen Saft garen. Das dauerte ca. 15 Minuten. Nach 10 Minuten gab ich die Spitzen hinzu. Zum Schluss legte ich die Garnelen hinzu, um sie zu erwärmen. Die kleinen Wildfenchelknollen dufteten verführerisch. Dringende Kaufempfehlung! Ich hatte sie im Frischeparadies gefunden.

Für die Sauce mit weißer Kuvertüre:

  • 1 kleine Schalotte, fein gehackt
  • 1 Lorbeerblatt
  • ca. 150 g Gemüsefond
  • ca. 150 g Krustentierfond
  • 70 g Sahne
  • Mehlbutter zum Binden (ich: Pfeilwurzstärke)
  • 20 g weiße Kuvertüre, grob gehackt
  • 1 Schuss Weißwein
  • 1/2 rote Spitzpaprika, feinst gewürfelt
  • Schokoladensalz (ich: Meersalz)
  • (ich: weißer Pfeffer, frisch gemörsert)

sosse serieIm Buch wird der Krustentierfond aus den Schalen der Garnelen gekocht. Ich hatte leider nur bereits geschälte und vorgekochte Bio-Garnelen. Zum Glück wartete noch ein Glas Hummerfond auf seinen Einsatz im Vorrat. Herr H. hatte die Gemüseabschnitte in ca. 200g Wasser mit dem Lorbeerblatt ca. 20 Minuten sanft geköchelt und anschließend abgesiebt. Ich schwitzte die Schalotte in wenig Butter glasig, gab Gemüse- und Hummerfond hinzu und ließ alles bei mittlerer Hitze ca. auf 1/3 einreduzieren. Dann gab ich die Sahne und etwas Salz hinzu und ließ sie ebenfalls etwas einköcheln. Statt mit Mehlbutter band ich mit etwas in kaltem Wasser gelöster Pfeilwurzstärke und püriert die Sauce mit dem Stabmixer. Ich stellte den Topf zurück auf die Platte, gab Paprika, Kuvertüre und Weißwein hinzu und schmeckte mit weißem Pfeffer ab. Die Sauce schmeckte zwar leicht süß, hatte aber durch den Hummerfond ein sehr harmonisches Aroma. Herr H. hatte indes die Gnocchi gebraten. Es konnte angerichtet werden.

schoko garnelen 4Fazit: Da ich keine besonders hohe Erwartung an dieses Gericht hatte, probierte ich neugierig, aber eher beiläufig. Und was soll ich sagen? Es war eine echte Überraschung, wie gut die weiße Kuvertüre mit den Garnelen und den Kakao-Gnocchi harmonierte. Herr H. schüttelte nach jeder neuen Kombination, Garnele mit Sauce, Sauce mit Gnocchi, Gemüse mit Sauce, Gemüse mit Gnocchi, etc, immer wieder ungläubig den Kopf. Das könne doch nicht sein, dass eine so abstruse Kombination so gut schmecke. Konnte es aber und aus diesem Buch wird ganz sicher noch viel mehr gekocht. Es lohnt, die Kuvertürevorräte beizeiten aufzustocken.

Aus: Kochen mit Schokolade Eberhard Schell, Michael Meisen

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Finster war’s…

fenchelrisotto 5Freitag Vormittag. Ich sitze am Schreibtisch und versuche, während ich mich mit müßigen Spielen ablenke, eine kreative Inspiration zu finden. Der Morgen startete wider Erwarten mit herrlichem Sonnenschein. Ich schaue aus dem Fenster, sehe den knallblau leuchtenden Himmel und treibe mich innerlich an. Los, wenn du den Artikel schnell fertig hast, kannst du radeln! Noch ein Spiel. Plötzlich verändert sich das Licht. Es wird dunkler. Nach einigen Minuten schaue ich irritiert aus dem Fenster. Der Himmel ist immer noch blau, aber er wirkt, als hätte sich ein grauer Schleier über ihn gelegt. Wenige Minuten später fällt es mir blitzartig ein. Die Sonnenfinsternis, hier bei uns zwar nur partiell, aber immer noch mit einer Abdeckung von über 80%. Ich stürme zum nach Osten gelegenen Küchenfenster. Und tatsächlich. Das Licht wird von Minute zu Minute unwirklicher. Die Vogelstimmen verstummen. Aufgeregt erzähle ich Herrn H. am Telefon davon. Er kann jedoch, 30 km nördlich von Hamburg, nichts sehen. Es ist neblig. Nachdem ich aufgelegt habe, treiben von Norden Nebelschleier heran. Nun ist es möglich, kurz direkt in die Sonne zu schauen. Sie sieht aus wie ein abnehmender Mond, ca. 2/3 von oben rechts aus gesehen, sind durch den Mond verdeckt. Es ist spürbar kälter geworden. Ich versuche, einige Fotos zu machen, aber nach kurzer Zeit ist der Nebel so dicht, dass ich nichts mehr sehen kann. Ich trolle mich zurück an den Schreibtisch, betrachte die Bilder und beginne zu schreiben. Gegessen werden muss schließlich immer.

Für das Fenchelrisotto mit Gorgonzola:

  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 1 mittelgroße Fenchelknolle, geputzt, geviertelt, quer in Streifen geschnitten, Fenchelgrün aufgehoben
  • Butter und Olivenöl zum Braten
  • 150 g Risottoreis
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 75 g Weißwein
  • ca. 750 g Gemüsefond
  • 75 g Gorgonzola, in Scheiben geschnitten

fenchelrisotto serieIch schwitzte erst die Schalotte, dann Fenchelstreifen und Reis im Butter-Olivenöl-Gemisch an. Dann gab ich den Weißwein hinzu, ließ ihn vollständig einreduzieren und goss die erste Kelle Fond an. Umrühren tue ich bloß nach der Zugabe von Fond. Dauerrühren kann, wer mag. Nach ca. 25 Minuten war der Risottoreis perfekt gegart. Ich schmeckte mit Salz und Pfeffer ab, ließ das Risotto ca. 10 Minuten ruhen und richtete es dann auf vorgewärmten Tellern an. Die Gorgonzolascheiben legte ich einfach mittig auf. Da Fenchelrisotto allein etwas monochrom daherkommt, hatte Herr H. in der Zwischenzeit ein fruchtiges „Topping“ gebastelt.

Für das „Topping“:

  • 1 Apfel, halbiert, eine Hälfte fein gewürfelt, die andere in Scheiben geschnitten
  • eine Handvoll Walnusskerne
  • Butter
  • 1 TL Zucker
  • 1 Pr. Salz

apefel topping serieEr röstete die Walnüsse trocken in der Pfanne, nahm sie heraus und dünstete die Apfelwürfel und Scheiben in Butter. Er streute den Zucker und eine Prise Salz darüber und ließ ihn leicht karamellisieren. Nun entnahm er die Apfelscheiben, gab die Walnüsse wieder hinzu und ließ alles noch kurz braten. Ich gab das fertige „Topping“ über das Risotto, garnierte mit Apfelspalten und Fenchelgrün und reichte den Teller in Studio.

fenchelrisotto 2Fazit: Fenchel und Gorgonzola sind wie füreinander gemacht! Auch wenn eine Birne sicher noch feiner dazu gewesen wäre, so war das Risotto auch mit Apfel und Walnuss ein Hochgenuss, dahingehend waren Herr H. und ich uns einig. Wie üblich blieb kein einziges Reiskorn auf unseren Teller übrig. Ein Risotto ist zwar keine Paella, aber gewisse Parallelen in der Zubereitung existieren schon, wie ich finde. Und deshalb darf dieses wunderbare Risotto bei Zorras CVII Blog-Event iFiesta del arroz! nicht fehlen.
Blog-Event CVII – ¡Fiesta del arroz! (Einsendeschluss 15. April 2015)

Und jetzt hoffe ich, dass sich die Sonne schnell wieder mit ganzer Kraft einen Weg durch die inzwischen sehr dicke Wolkendecke bannen wird, damit ich endlich radeln kann.

Kreativer Racheakt

crumble 13Es ist angeblich einem kleinen Racheakt entsprungen, dieses wirklich seltsam anmutende Gericht. Ein Koch, dem vom Patissier Zitronensaft gemopst wurde, soll sich gerächt haben, indem er ihm süße statt salzige Streusel unterjubelte. Als ich mir das Rezept zum ersten Mal durchlas, dachte ich, irgendwie interessant, aber völlig abwegig. Als jedoch von den letzten Mürbeteig-Tarteletts ein Teigrest übrig war, erinnerte ich mich an das abstruse Rezept und beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Herr H., da nicht anwesend, bekam kein Mitspracherecht eingeräumt, sondern wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.

Für den Fenchel-Kirschtomaten-Crumble:

  • 500 g Fenchel, grob gewürfelt
  • (ich: ca. 250 g Kartoffeln, geschält, gewürfelt)
  • 1,5 EL Olivenöl
  • 1 TL frische Thymianblättchen
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 TL grobes Meersalz
  • schwarzer Pfeffer
  • ca. 150 g süßen Mürbeteig (oder Streuselteig aus 75 g Mehl, 33 g Zucker und 66 g Butter)
  • ca. 100 g Sahne
  • 30 g Parmesan
  • 150 g Kirschtomaten, halbiert
  • Fenchelgrün oder Petersilie nach Belieben

zubereitung serieIch dämpfte Fenchel- und Kartoffelwürfel in knapp 10 Minuten fast gar, zerstieß Knoblauch, Salz und Thymian im Mörser und vermischte alles mit Olivenöl, Pfeffer und Sahne. Dann gab ich Fenchel und Kartoffeln in eine gebutterte Auflaufform, verknetete den Mürbeteig mit dem Parmesan und gob die Würzsahne über die Gemüsemischung. Darauf verteilte ich die halbierten Tomaten und den zu Streuseln geriebenen Teig. Bis hierhin kann das Gericht vorbereitet werden. Ich schob die Form in den auf 200°C vorgeheizten Backofen und garte den Crumble eine gute halbe Stunde, bis die Streusel appetitlich gebräunt waren und die Sahne vollständig aufgenommen war. Herr H. schnupperte neugierig, als er zur Tür herein kam. Was es denn gäbe? Irgendwie röche es merkwürdig. Ich richtete den fertigen Crumle mit etwas Fenchelgrün bestreut an und er setzte ihn ins rechte Licht.

crumble 16Fazit: Herr H. probierte den ersten Bissen, den zweiten und dann konnte ich kaum so schnell schauen, wie der Crumble in seinem Mund verschwand. Die Kombination von würzigem Fenchel, säuerlichen Tomaten und süß-salzigen Streuseln war in der Tat überraschend gut. Wie viele „gewagte“ Kombinationen wohl schon aus Küchenzwistigkeiten entstanden sind? Das wüsste ich zu gern, werde es jedoch wohl nie erfahren. Aber sollten in Zukunft wieder einmal Mürbeteigreste anfallen, so weiß ich nun, was ich damit machen werde. Das spart Platz im Tiefkühler und mit den meist eher kleinen Mengen lässt sich ansonsten wenig anstellen.

Aus: Das Kochbuch Yotam Ottolenghi

Gut zusammengeschustert

cobbler 6Die Küche Großbritanniens ist mir kaum bekannt, obwohl das Land fast um die Ecke liegt. Das liegt nicht zuletzt an den schlimmen kulinarischen Erfahrungen, die ich mit 14 Jahren bei einem Schüleraustausch in Scunthorpe/ Northumberland machen musste. Die Mutter meiner Austauschschülerin war keine begeisterte Köchin. Außer an Toast mit Erdnussbutter kann ich mich an nichts Erwähnenswertes erinnern. Das Essen in der Schulkantine war absolut ungenießbar. Nur ein Sonntagsessen bei den Großeltern der Austauschschülerin offenbarte Interessantes wie Yorkshire-Pudding und Co., für die ich mich damals aber wenig erwärmen konnte. Das beiliegende Gemüse, das mich viel mehr interessierte, war weit jenseits des Garpunktes. Als Herr H. mir also begeistert vorschlug, wir müssten unbedingt ein englisches Cobbler-Rezept ausprobieren, sprang ich nicht gleich jubelnd vom Stuhl, aber ich ließ mich wie üblich überreden. Zumal der Name des Gerichts nicht, wie ich zunächst vermutet hatte, von cobble/ Pflasterstein, sondern von cobbler/ Flickschuster herrührt. Nichts Steinschweres, sondern etwas Zusammengeflicktes. Interessant.

Für das Rindfleischragout mit Fenchel und Champignons:

  • 500 g Rinderschmorfleisch, in mundgerechte Stücke geschnitten
  • Salz
  • 1 TL Mehl
  • 1 TL edelsüßes Paprikapulver
  • Butterschmalz zum Anbraten
  • 1 Zwiebel, in dünne Scheiben geschnitten
  • 1,5 Fenchelknollen, geputzt, grob gewürfelt
  • 1 kleine Möhre, fein gewürfelt
  • 1 Stückchen Knollensellerie, fein gewürfelt
  • 75 g trockener Weißwein
  • 500 g Rinder- oder Gemüsebrühe
  • 1 EL Tomatenmark
  • 250 g braune Champignons, blättrig geschnitten
  • 1 Prise Oregano
  • 1 TL Butter

Ragout serieIm Rezept steht, man solle das gewürfelte Fleisch in Mehl, Paprika, Pfeffer und Salz wenden und es danach anbraten. Außer Leber mehliere ich normalerweise nichts, was ich hinterher anbrate. Und wird Paprikapulver nicht bitter, wenn man es länger anbrät? Ich entschied mich für einen Kompromiss, mehlierte und salzte und briet die Würfel dann portionsweise an. Das werde ich allerdings nicht wiederholen, denn durch das Mehl setzten die Stückchen viel mehr an. Ich legte das Fleisch beiseite, briet die Zwiebeln schonend weich (ca. 8 Minuten), gab Fenchel, Möhre, Sellerie und Tomatenmark hinzu, ließ sie ca. 6 Minuten sanft braten und löschte mit dem Wein ab. Nachdem er ungefähr zur Hälfte reduziert war, gab ich das Fleisch in den Topf, bedeckte es mit Brühe und ließ das Ragout ca. 1,5 Stunden sanft köcheln. Als das Ragout fast fertig war, briet ich die Champignons zunächst ohne Fett an, gab, als sie zu bräunen begannen, Butter und Oregano hinzu und hob sie unter das Ragout.

Für den Cobbler-Teig:

  • 112 g Weizenmehl 405er
  • 4 g Backpulver
  • 2 g Salz
  • 37 g kalte Butter, gewürfelt
  • 50 g Buttermilch
  • 1 sehr kleines Ei (ca. 30 g) oder 1/2

teiglinge serieHerr H. gab Mehl, Salz, Backpulver (alles gemeinsam gesiebt) und Butterwürfel in einer Schüssel und zerrieb alles zu einer krümeligen Mischung. Dann verquirlte er Buttermilch und Ei und knetete sie unter. Flachgedrückt durfte der Teig in Folie gewickelt nun 30 Minuten kalt ruhen. Ich rollte ihn dann zwischen Folie aus (ca. 7mm dick) und legte ihn noch einmal für einige Minuten ins Eisfach, da er sehr weich und klebrig war. Dann stach ich mit dem 6,5cm Dessertring Kreise aus und legte sie leicht überlappend auf das Ragout.

füllen serieDas Ergebnis sah tatsächlich recht zusammengeschustert aus. Ich bestrich die Teigkreise mit Eigelb und schob den Bräter in den auf 200°C vorgeheizten Backofen. Nach ca. 30 Minuten waren die Teigkreise appetitlich gebräunt. Ich ließ den Topf noch 5 Minuten ruhen, bevor ich uns eine Portion auffüllte. Herr H. schnappte sich einen Teller und war nur wenige Minuten später wieder zurück. Erwartungsvoll setzten wir uns an den Tisch.

cobbler 3Fazit: Ich probierte zunächst ein Stückchen Teig. Es war luftig, saftig und hatte sich auf der Unterseite mit der köstlichen Sauce vollgesogen. Das Ragout war zwar schlicht, aber nicht minder schmackhaft. Herr H. stimmte mir zu und fragte, nachdem wir sukzessive tatsächlich den ganzen Topf geleert hatten, ob ich nun nicht Willens sei, meine Meinung über die britische Küche zu revidieren. Ihm habe es sehr geschmeckt und die praktische „Eintopfzubereitung“ sage ihm zu, eine perfekte Lösung, wenn gerade mal kein Brot im Tiefkühler sei. Ich musste nicht lange überlegen und werde mich in Zukunft verstärkt bei den Inselbewohnern umsehen.

Aus: Tartes, Quiches und Pies – Köstliches aus dem Ofen Caroline Bretherton, Jane Bamforth

Back to business

kürbis fenchel lasagne 1So, nun ist es endlich geschafft. Weihnachten überstanden, das neue Jahr hoffentlich gebührend begrüßt und den ersten Tag fast vertrödelt. Ich bin jedes Jahr ein wenig froher, wenn ich die Akkumulation an Festivitäten am Ende des Jahres hinter mir habe. Herr H. und ich machen uns nicht besonders viel aus dem Gefeiere. Wir sind am glücklichsten, wenn wir gemeinsam in der Küche werkeln und experimentieren können und genau so haben wir den Abend gestern auch genutzt. Das Ergebnis war höchst zufriedenstellend. Da wir aufgrund der Winterferienzeitverschiebung zu spät ins Bett kamen, standen wir auch heute entsprechend spät auf. Ein Neujahrslauf, ein gemütliches Frühstück oder vielleicht sogar eher ein Mittagsfrühstück und jetzt komme ich endlich dazu, das Liegengebliebene nachzutragen. Lasagne gehört fest in meinen Speiseplan. Normalerweise klassisch. Aber es war kein Hack da. Zum Glück riet Mr. Whittingstall zu einer perfekten Alternative.

Für den Kürbis:

  • 500 g Kürbis (ich: 1/2 mittelgroßer Butternut), in ca. 2cm große Würfel geschnitten
  • Olivenöl zum Beträufeln
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 2 Zweige Thymian, Blätter abgestrippelt (ich: getrockneter)

kürbis serieIch heizte den Backofen auf 180°C vor, schälte und würfelte den Kürbis und vermengte ihn in der Auflaufform mit Öl, Salz und Pfeffer. Nun durfte er 30 Minuten im Backofen verweilen. Anschließend mischte ich Thymian und Knoblauch unter und stellte ihn beiseite. Herr H. hatte sich inzwischen um den Fenchel gekümmert.

Für den Fenchel:

  • 370 g Fenchel (1 große Knolle), zähe äußere Schicht entfernt, in 0,5cm dünne Scheiben geschnitten
  • Ölivenöl zum Schmoren
  • (ich: ca. 100 g Apfelsaft)
  • Salz
  • 75 g Blauschimmel- oder Ziegenkäse, zerkrümelt (ich: eine Handvoll gerösteter Walnüsse)

fenchel serieEr erhitzte das Öl bei mittlerer Hitze, gab die Fenchelscheiben hinein und ließ sie ca. 10 Minuten abgedeckt bei milder Hitze dünsten. Dann nahm er den Deckel ab, erhöhte die Temperatur und goß den Apfelsaft an. Nachdem er fast völlig verdunstet war, schmeckte er mit etwas Salz ab und stellte den Fenchel beiseite.

Für die gewürzte Milch:

  • 500 g Vollmilch (ich: halb Milch, halb Wasser)
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 kleine Zwiebel, grob gehackt
  • 1 Stange Sellerie, grob gehackt
  • einige schwarze Pfefferkörner
  • (ich: etwas Orangenabrieb)

gewürzte milch serieDie Methode, Milch oder Sahne mit Gewürzen aufzukochen und aromatisieren zu lassen kannte ich bislang nur aus der Patîsserie. Auf die Idee, das auch auf herzhafte Speisen zu übertragen, wäre ich so schnell nicht gekommen. Dabei liegt es so nah. Ich kochte Milch und Gewürze gemeinsam auf und ließ die Mischung ca. 30 Minuten ziehen. Anschließend siebte sich die Gewürze ab.

Für die Béchamel:

  • Gewürzmilch
  • 25 g Butter
  • 22 g Mehl
  • 1 TL Djionsenf
  • Salz, schwarzer Pfeffer

bechamel serieIch erhitze die Butter, ließ sie einige Minuten köcheln, gab das Mehl hinzu und rührte es ein. Dann zog ich den Topf vom Herd, goß nach und nach unter Rühren die heiße Gewürzmilch an und stellte den Topf zurück auf die Platte. Nun durfte die Sauce unter gelegentlichem Rühren ca. 15 Minuten bei schwacher Hitze köcheln. In der Zeit rollte ich die Lasagneblätter (Rezept für den Pastateig) aus. Herr H. schmeckte die Béchamel mit Salz, Pfeffer und Senf ab und wir begannen zu füllen.

füllen serieIch legte eine Schicht Blätter in die geölte Form, bestrich sie mit Béchamel und verteilte 2/3 des Fenchels darauf. Auf die nächste Schicht 2/3 des Kürbisses und schließlich den restlichen Fenchel, Walnüsse und Kürbis auf die nächste. Da noch so viele Blätter übrig waren, bedeckte ich eine Schicht nur mit Béchamel (es waren bedauerlicherweise weder Ziege- noch Blauschimmelkäse im Haus) und bestreute die oberste Schicht großzügig mit Parmesan. Nachdem die Lasagne 40 Minuten bei 200°C im Ofen verweilt hatte, duftete es in der Küche betörend.

kürbis fenchel lasagne 4Fazit: Ich verstehe nicht so ganz, warum es im Buch nur ein Bild der ungegarten Lasagne gibt. So schrecklich sieht sie im gegarten Zustand wahrlich nicht aus. Und sie schmeckte! Wahrscheinlich wäre die Zugabe von Blauschimmelkäse das Tüpfelchen auf dem i gewesen. Ich werde das zeitnah überprüfen müssen. Aber auch so war sie köstlich und wie üblich blieb nicht ein einziges Krümelchen übrig. Ein Muss für alle Lasagne-Fans. Und damit kehre ich gemächlich in den Alltag zurück. Ich hoffe, ihr habt einen guten Jahresausklang und einen schönen Start gehabt. Frohes neues Jahr euch allen!

Aus: Täglich vegetarisch Hugh Fearnley Whittingstall