Den vorübergehenden Abschluss des Felderschen Tortenkapitels bildet eine fulminate Schokoladen-Himbeer-Torte*. Am Dienstag musste ich das Buch schweren Herzens zurück in die Bücherhalle tragen. Es war vorgemerkt und ich hoffe, das der Entleiher genauso viel Freude mit ihm haben wird, wie wir. Wobei die Freude nicht immer ungetrübt war. Auch bei diesem Rezept erlebten wir eine böse Überraschung. Die gesamte Rezeptmenge soll für eine Torte von 30x40cm reichen. Wir halbierten die Menge und wollten zwei Böden à 20x30cm backen. Nachdem ich die Masse mit dem Spitzbeutel auf die Hälfte des ersten Bodens aufgebracht hatte, stutze ich. Es war nicht mehr besonders viel Teig im Spitzbeutel.
Für den Schokoladenbiskuit (2 20er Böden, geschätzt):
- 3 Eigelb Gr. L
- 75 g Mehl 405er
- 10 g Kakaopulver
- 3,5 Eiweiß (ca. 120 g)
- 90 g Zucker
Herr H. siebte Mehl und Kakao in eine Schüssel. Ich wog die restlichen Zutaten ab, schlug das Eiweiß mit ein wenig Zucker langsam an und gab restlichen Zucker nach und nach hinzu, während ich den Eischnee auf höchster Stufe ca. 6 Minuten lang sehr steif schlug. Dann gab ich die leicht verschlagenen Eigelbe in den Eischee und arbeitete sie sorgfältig ein. Herr H. verteilte etwa die Hälfte der Mehl-Kakao-Mischung auf der Masse und hob sie vorsichtig unter. Danach hob er die zweite Hälfte unter. Ich gab die Masse in den Spritzbeutel (12er Lochtülle) und begann, sie in gleichmäßigen Strängen auf das Backpapier zu spitzen. Als ich realisierte, dass die Masse nicht für die gesamte Fläche reichen würde, hatte ich etwa 10x30cm bedeckt. Wir überlegten kurz und beschlossen, zwei Torten à 10x15cm zu machen. Da mein Backrahmen sich nicht so klein einstellen läßt, bastelte Herr H. aus Pappe und Alufolie zwei passende Rahmen. Ich schob die Böden nacheinander in den auf 200°C vorgeheizten Backofen und buk sie in 15 Minuten fertig.
Für die Schokoladenmousse:
- 45 g Zucker
- 25 g Wasser
- 2 Eigelb Gr. L
- 1/2 Ei (verquirlt, ca.27 g)
- 110 g dunkle Schokolade, 70% Kakao
- 250 g Sahne
Für den Erdbeertränkesirup:
- 50 g Erdbeeren, püriert
- 25 g Wasser
- 1 EL Zitronensaft
- 25 g Zucker, alles einfach miteinander verrührt
- 50 g dunkle Schokolade, geschmolzen
- 25 g Puderzucker
Zunächst wog ich die Sahne ab und stellte sie in einer Metallschüssel in den Kühlschrank. Dann erhitze ich Zucker und Wasser in einem Topf auf 118°C. Herr H. verrührte derweil Eigelb und Ei. Als die Temperatur erreicht war, gab ich den Sirup in einem feinen Strahl in die Eimasse (paté à bombe), während Herr H. rührte. Er rührte weiter, bis die Masse handwarm und luftig aufgeschlagen war. Ich schnitt die Schokolade in kleine Stücke und schmolz sie über dem Wasserbad. Das geht bei uns perfekt im Waschbecken, da unser heißes Leitungswasser eine Maximaltemperatur von über 60°C hat. Herr H. schlug als nächstes die Sahne, bis sie ihr Volumen verdoppelt hatte und am Schneebesen haften blieb. Ich goß die flüssige Schokolade in die Eimasse und rührte sie mit dem Spatel unter. Herr H. gab die aufgeschlagene Sahne hinzu und ich vermischte alles gründlich, bis eine lockere, homogene Mousse entstanden war. Herr H. verrührte alle Zutaten für den Tränkesirup und schmolz die Schokolade zum Bestreichen des unteren Bodens.
Ich schnitt die Ränder der Böden zurecht und bestrich die Unterseite des unteren Boden mit Schokolade. Nachdem sie getrocknet war, bestäubte ich sie mit Puderzucker und legte sie mit der Schokoladenseite nach unten in den „Backrahmen“. Dann tränkte ich den Boden mit Sirup und verteilte die Hälfte der Schokoladenmousse darauf. Herr H. legte den zweiten Boden auf die Mousse, tränkte ihn ebenfalls und verteilte die zweite Hälfte der Mousse darauf. Nun durfte die Torte über Nacht im Kühlschrank erstarren.
Für das Erdbeerkompott:
- 185 g Erdbeerkonfitüre
- 125 g Erdbeeren
Am nächsten Morgen pürierte ich die Erdbeeren und gab sie mit der Konfitüre in einen Topf. Ich köchelte das Kompott einige Minuten bei geringer Hitze und ließ es anschließend abkühlen. Dann strich ich es auf die Oberfläche der Torte und stellte sie erneut für eine Stunde kühl.
Fazit: Vorsichtig entfernte ich den provisorischen Backrahmen und halbierte die Torte. Das Kompott war leider nicht fest genug geworden und lief fröhlich am Tortenrand herunter. Herr H. bestand darauf, dass das so gewollt und schön anzuschauen sei. Die beste Nachbarin pflichtete ihm bei. Nach dem Fotografieren probierten wir die Torte gemeinsam. Schokolade und Erdbeere harmonierten bestens miteinander. Die Böden waren locker und saftig und die Schokoladenmousse ein Traum. Auch die Nachbarin von nebenan war hellauf begeistert von dieser Torte. Das machte den Wehmutstropfen der seltsamen Mengenangabe mehr als wett und ich hoffe, das ich das Buch irgendwann wieder einmal in die Finger bekomme.
Aus: Die hohe Schule der Patisserie Christophe Felder
*Himbeeren hatte ich gerade nicht, aber ich vermutete, dass Erdbeeren auch prima passen würden.