Hamstern hilft – manchmal

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Die Vorratshaltung, ein ewig leidiges Thema für Kochwillige, Hobbyköche und vermutlich auch für die Profis. Unser Versuch, einen Überblick über den Inhalt unseres Tiefkühlers mithilfe einer digitalen Liste zu behalten, ist wieder einmal kläglich gescheitert. Zwar trugen wir einige Wochen brav alles ein und aus, aber irgendwann siegte natürlich die Trägheit. Ich habe zwar eine ungefähre Vorstellung, was sich in den Schubladen befinden könnte, aber immer wieder erlebe ich Überraschungen, nicht nur im Frostbereich natürlich. Als Herr H. kürzlich sehnsüchtig auf ein Rezept aus einem wunderschönen Kochbuch* deutete und sagte, es sei zu schade, dass die Brombeerzeit schon vorüber sei, holte ich nur milde lächelnd einen vakuumierten Schatz aus dem Eis. Brombeeren? Ham wa. Nachdem er fertig gestaunt hatte, machten wir uns sogleich ans Werk. Brombeeren wie Gnocchi, Ravioli oder ähnlich empfindliches, breite ich mit genügend Abstand auf einem Blech aus. Dieses schiebe ich für einige Stunden in den Tiefkühler. Anschließend lässt sich auch Empfindliches problemlos vakuumieren oder in einem Beutel einfrieren.

Für die Entenbrust mit Brombeeren und Mangold:

  • ca. 300 g Entenbrust mit Haut
  • 1/2 TL Garam Masala
  • 2- 3 kleine Schalotten
  • 125 g Mangold, Blatt vom Stiel getrennt (ich: Pak Choi)
  • 1 Zweig Salbei
  • 1 TL Honig
  • 60 g Rotwein
  • 50 g Enten- oder Geflügelfond
  • 75 g Brombeeren
  • 1 TL kalte Butter
  • Salz, schwarzer Pfeffer

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Als erstes ritzte ich die Fettschicht der Entenhaut vorsichtig kreuzweise ein. Dabei sollte nicht ins Fleisch geschnitten werden. Nun legte ich sie mit der Hautseite nach unten in die heiße Pfanne und ließ sie ca. 5 – 7 Minuten braten, bis das Fett geschmolzen und appetitlich gebräunt war. Ich wendete sie, ließ sie weitere 2 Minuten braten und würzte sie mit Salz, Pfeffer und Garam Masala, bevor ich sie in den auf 120°C vorgeheizten Backofen schob. Nach etwa 10 Minuten hatte sie eine Kerntemperatur von 65°C. Herr H. hatte in der Zwischenzeit das überschüssige Fett aus der Pfanne entfernt. Er röstete die Schalotten darin goldbraun an und gab den Honig hinzu. Verwendet man Mangold (was ich unbedingt empfehle, Pak Choi wässert bei längerem Erhitzen zu stark), lässt man die Stiel-Stückchen mitbraten. Er löschte mit Rotwein ab, gab Salbei und Fond hinzu und ließ alles auf 2/3 einreduzieren. Nun gab er Pak Choi, Brombeeren und Butter zur Sauce, schmeckte mit Salz und Pfeffer ab und ließ alles noch einige Minuten köcheln. Da der Pak Choi recht viel Flüssigkeit abgegeben hatte, band ich die Sauce zusätzlich noch mit wenig gelöster Pfeilwurzstärke. Herr H. goss die in der Schale gegarten kleinen Kartoffeln ab und richtete alles gemeinsam auf vorgewärmten Tellern an.

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Fazit: Ein wenig ärgerte ich mich über den wässernden Pak Choi. Aber Mangold war nun einmal nicht im Haus gewesen und geschmacklich passte er immerhin ganz gut. Die leicht fruchtige Sauce machte sich bestens zur Ente und die Drillinge nahmen sie bereitwillig auf. Ein unkompliziertes Sonntagsessen, vorausgesetzt man neigt wie ich zum Hamstern. Die anderen müssen sich wohl oder übel mit dem Nachkochen bis zu nächsten Spätsommer gedulden. Und was die Vorratshaltung angeht, habe ich für mich beschlossen, jedes Produkt vor dem Kauf sehr gründlich zu prüfen, so dass zumindest nichts neues „Überflüssiges“ mehr bei uns einzieht. Das klappt bislang ganz gut.

*Aus: Obst – 120 Rezepte von salzig bis süß Bernadette Wörndl

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… wie sie fallen

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Während andernorts fleißig Listen erstellt, Menuefolgen überlegt und wieder verworfen werden, bis auch das letzte i-Tüpfelchen vortrefflich gesetzt ist, beschlossen Herr H. und ich am Wochenende, das Fest Fest sein zu lassen, alle Überlegungen für das zwiebel- und knoblauchfreie Menue erst einmal auf die lange Bank zu schieben – auch wenn sie zugegebenermaßen nicht mehr besonders lang ist – und uns das Fest ins Jetzt zu holen. Eine andere Zeit gibt es schließlich nicht. Vergangenheit und Zukunft sind doch bloß hinkende Konstrukte, die uns davon abhalten sollen, das Leben allzusehr zu genießen. Nicht mit uns! Die restlichen notwendigen Zutaten für das festliche Mahl waren im Nu besorgt, die Ente brav aufgetaut und schon konnten wir loswirbeln.

Für die Haselnuss-Bier-Butter (als Hauptspeise für 2, oder als Menueportion für 3):

  • 35 g Haselnüsse, ungehäutet, leicht geröstet
  • 38 g dunkles Bier
  • 1/4 TL Djionsenf
  • 1/2 TL Dattelsirup (ich: Gemisch aus Zuckerrüben- und Ahornsirup)
  • 35 g Sonnenblumenöl

Bierbutter Serie

Die Bierbutter enthält erstaunlicherweise gar keine Butter, ist aber durch Haselnüsse und Öl reichhaltig genug. Ich gab geröstete (und größtenteils gehäutete, da kam die Patisseurin durch) Haselnüsse, Senf, Sirup und Bier in den Zerkleinerer und ließ ihn laufen, bis eine recht feste, cremige Masse entstanden war. Man muss am Anfang etwas vorsichtig sein, da das Bier mächtig schäumt und seinen Weg durch die Spalte zwischen Deckel und Behälter des Zerleinerers sucht. Anschließend gab ich das Öl hinzu, mixte es unter und schmeckte erneut mit Senf und Sirup ab. Herrn H.s Kommentar beim Kosten, „hm, irgendwie seltsam, aber total lecker“. Die fertige „Butter“ stellte ich in einer Schale beiseite.

Für die Entenbrüste:

  • 2 Entenbrüste à 300 g (für 2 definitiv zuviel, sie schmecken aber auch kalt auf Brot noch bestens)
  • 1 TL Muskovadozucker
  • 1 TL grobes Meersalz
  • 1/2 Limette, in Spalten oder Scheiben geschnitten zum Servieren

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Nachdem ich das überschüssige Fett entfernt hatte, schnitt ich die Haut ca. 3 mm tief kreuzweise ein, rieb die Zucker-Salz-Mischung gründlich heinein und stellte die Entenbrüste beiseite. Etwa eine halbe Stunde vor dem Essen legte ich sie in eine große, kalte  Pfanne und erhitzte sie auf mittlerer Hitze. Dadurch brät laut Buch das Fett unter der Haut besser aus. Nach ca. 12 Minuten wendete ich die Entenbrüste, sie waren aufgrund des Zuckers schon ein wenig dunkel, und ließ sie weitere 2 Minuten braten. Anschließend stellte ich sie auf einem vorgewärmten Teller in den 100°C heißen Backofen, bis sie eine Kerntemperatur von 60°C hatten. Ich nahm den Teller heraus und ließ sie vor dem Anschneiden weitere 10 Minuten ruhen, so dass die Kerntemperatur durch die Restwärme auf ca. 65°C ansteigen und die Fleischsäfte sich verteilen konnten.

Für die rote Quinoa mit Pilzen  (als Hauptspeise für 2, oder als Menueportion für 3):

  • 110 g rote Quinoa, heiß abgespült
  • 270 g Wasser
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 Schalotte, fein gehackt (ca. 50 g)
  • 120 g braune Shimeji-Pilze (Buchenpilze), in 1 cm große Stücke geschnitten (ich: 1 Seitling, ca. 40 g)
  • 120 g Austernpilze, in 1 cm breite Streifen geschnitten (ich: 170 g braune Champignons, je nach Größe geviertelt oder halbiert)
  • 2 TL Reisessig
  • 2 TL Mirin
  • 2 1/2 TL helle Sojasauce
  • 15 g Schnittlauch, in dünne Röllchen geschnitten

rote quinoa mit pilzen Serie

Das einzige, was wir bei unserem Einkauf nicht ergattern konnten, waren die passenden Pilze. Buchenpilze gab es nicht und die Austernpilze hatten ihre besten Tage bereits hinter sich. Was soll’s, dachten wir uns, an den Pilzen sollte das Festmahl nicht scheitern. Herr H. wusch die Quinoa, das entfernt angeblich irgendwelche Bitterstoffe und gab sie mit dem Wasser und einer Prise Salz in einen Topf. Abgedeckt durfte sie 11 Minuten köcheln, bevor er sie kalt abschreckte und abtropfen ließ. Ich schwitzte derweil Schalotte und Knoblauch in Olivenöl an, gab die Pilze hinzu und briet sie ca. 5 Minuten, bis sie perfekt gegart waren. Dann gab ich Essig, Mirin, Sojasauce und Quinoa hinzu und ließ alles bei mittlerer Hitze köcheln, bis die Flüssigkeit verdunstet war. Zuletzt hob ich den Schnittlauch vorsichtig unter und kostete, eine Prise Salz, perfekt. Bis zum Servieren stellte ich die Pfanne abgedeckt warm. Dann richtete ich einen Streifen Bier-Butter, ein paar Löffel Quinoa-Pilz-Mischung und Entenbruststreifen an und Herr H. fotografierte den willigen Teller begeistert.

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Fazit: Und die Begeisterung blieb uns auch beim anschließenden Essen erhalten. Eine absolut passende Kombination von allem, auf die, wie Herr H. anmerkte, wir im Leben nie von selbst gekommen wären. Wie gut, dass es immer wieder solch inspirierende Kochbücher zu kaufen gibt! Nach dem Hochgenuss lehnten wir uns zufrieden zurück, sinnierten ein Weilchen schweigend und einigten uns schließlich ganz ohne Anstrengung auf das am nächsten Wochenende zu kochende Menue. Das Leben kann so einfach sein.

Aus: Nopi Yotam Ottolenghi, Ramael Scully

Ente gut…

ente mit Brombeer 6Wieder einmal neigt sich der Sommer dem Ende entgegen, eindeutig am Reifezustand der Brombeeren abzulesen. Nach ihnen hat es sich ausgebeert, fast zumindest, die Nachzügler, Holunderbeeren, lassen noch etwas auf sich warten. Herr H. und ich fuhren jedenfalls am Wochenende reiche Ernte ein und neben der Pflicht, dem Brombeergelee, stand dieses Jahr auch ein Chutney als Kür auf dem Programm. Meine Entenbrust, fast so sorgsam gehütet wie das Lachsfilet, hatte den ganzen Sommer vergeblich im Eis auf die Himbeersauce gewartet. Ich beschloss kurzerhand, sie mit den Brombeervettern zu vermählen. Fehlte nur noch das Dazu, dass in diesem Fall zum Glück recht leicht zu finden war.

Für das Brombeer-Chutney (ca. 2 kleine 150g-Gläser):

  • 6 (sehr kleine) Schalotten, fein gewürfelt
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 1 kleine rote Chili, entkernt, fein gehackt
  • 20 g Olivenöl
  • 30 g brauner Zucker
  • 150 g Brombeeren
  • 100 g Rotwein
  • 50 g Balsamico (ich: Rotweinessig)
  • 1 Lorbeerblatt
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer

brombeer chutney sereIch schwitzte Schalotten, Knoblauch und Chili im Olivenöl glasig, streute den Zucker darüber und ließ ihn kurz karamellisieren. Dann gab ich die Hälfte der Brombeeren und das Lorbeerblatt hinzu, goss Rotwein und Essig an und ließ alles sirupartig bei mittlerer Hitze einkochen. Das dauerte ca. 15 Minuten. Anschließend entnahm ich das Lorbeerblatt, gab die restlichen Brombeeren hinein und ließ das Chutney noch einige Minuten köcheln, bevor ich es mit Salz und Pfeffer abschmeckte und in vorbereitete Weckgläser füllte. Herr H. hatte sich derweil um das Püree gekümmert.

Für das Süßkartoffelpüree:

  • ca. 400 g Süßkartoffeln, geschält, gewürfelt
  • 2 EL Crème fraîche
  • ein winziges Stückchen Ingwer, fein gewürfelt
  • 1 Pr. Kreuzkümmel, gemörsert
  • Meersalz

süßkartoffelpüree serieEr garte die Süßkartoffelwürfel in wenig Salzwasser ca. 25 Minuten, ließ sie im Sieb komplett ausdampfen und gab sie mit den restlichen Zutaten in ein hohes Gefäß. Dann pürierte er alles zu einer zart-cremigen Masse, schmeckte mit Salz ab und gab das Püree zurück in den Topf, um es im Backofen warm zu stellen. Ich hatte derweil die Haut der Entenbrust kreuzweise eingeritzt und sie ohne Fettzugabe in der Pfanne auf der Hautseite gebraten, bis diese knusprig braun war und der Großteil des Fettes ausgetreten. Das dauerte ca. 10 Minuten.

ente und shisoIch wendete die Brust, briet sie ca. 2 Minuten und stellte sie anschließend für 20 Minuten in den auf 80°C vorgeheizten Backofen. Da vom Shiso noch recht viel übrig war und uns der Geschmack des frittierten Krauts sehr angesprochen hatte, zupfte Herr H. die Blätter ab und frittierte sie kurz in 170°C heißem Öl. Leider werden sie durch das Frittieren sehr knusprig, so dass man das überschüssige Öl nur schlecht abtupfen kann, ohne die Blättchen zu beschädigen. Aber etwas Öl hat ja noch niemandem geschadet. Ich richtete wie üblich den Fototeller an und räumte auf, während Herr H. ihn ablichtete.

ente mit brombeer 2Fazit: Nach dem Kosten war ich einigermaßen überrascht, wie gut alles zusammenpasste! Das fruchtig-säuerliche Brombeer-Chutney setzte den perfekten Akzent zur „süßlichen“ Entenbrust und zum Püree und die Shisoblätter knusperten sich apart hinweg. Durchaus ein Essen, dass ich auch Gästen servieren würde. Auch Herr H. war schwer angetan und es blieb wieder einmal kein Fitzelchen übrig. Eine neue Entenbrust zog gleichzeitig in den Tiefkühler ein und vielleicht wird es ja noch etwas mit der Himbeersauce – nächstes Jahr.

Brombeer-Chutney nach diesem Rezept

Inspiration für die Aromenkombination wie üblich aus: Das Lexikon der Aromen- und Geschmackskombinationen Karen Page Andrew Dornburg (inzwischen mein liebstes „Kochbuch“)

 

Von Jägern und Sammlern

entelinde 4Es wird immer noch behauptet, dass die Rollenverteilung in der Steinzeit klar geregelt gewesen sei. Die Frauen hätten das Feuer in der Höhle am Leben erhalten, den Nachwuchs betreut und in der näheren Umgebung der Höhle Essbares gesammelt, während die Männer in Gruppen auf die Jagd zogen. Diese Art der Rollenteilung ließe sich schon allein an der unterschiedlich entwickelten Physiognomie von Mann und Frau festmachen. Ich kann natürlich keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse anführen, die dagegen spächen. Doch bin ich überzeugt, dass es eine derart strike Rollenteilung natürlicherweise nie gegeben hat, sondern dass die Aufgabenverteilung in menschlichen Gemeinschaften eher von individuellen Charaktereigenschaften abhängig waren und sind. Herrn H.s größte Leidenschaft ist beispielsweise das Sammeln von Nahrungsmitteln in „freier“ Wildbahn. Er jubelte förmlich, als er am Wochenende die ersten Lindenblüten entdeckte, konnten wir doch so ein Gericht bereiten, dass sich ganz oben auf seiner Wunschliste befand. Ich begab mich, während er sammelte, auf die Jagd nach einer Ente geeigneten Beilage und erbeutete die „Kronprinzessin„.

Für die Pommes Dauphines:

Für den Brandteig:

  • 50 g Milch
  • 10 g Butter
  • je 1 Pr. Salz und Zucker
  • 30 g Mehl
  • 40 g Ei (ein kleines), verschlagen
  • 220 g mehlig kochende Kartoffeln (ich: festkochende vom Vorjahr), geschält, klein gewürfelt, gegart
  • Pfeffer, Salz

kroketten serieWährend die Kartoffelwürfel gut 10 Minuten im Salzwasser garten, kochte ich Milch und Butter auf (idealerweise ist die Butter erst zu dem Zeitpunkt geschmolzen, wenn die Milch zu kochen beginnt), schüttete das Mehl komplett hinein und rührte die Masse einige Minuten, bis sich auf dem Topfboden ein weißer Film bildete. Nun zog ich den Topf vom Herd, ließ die Masse etwas abkühlen und rührte nach und nach etwas Ei darunter, bis das komplette Ei eingearbeitet war. Ich ließ die gegarten Kartoffelwürfel ausdämpfen, gab sie durch die Presse zum Brandteig und vermengte beides zu einer homogenen Masse. Dann erhitzte ich das Frittieröl auf 175°C, stach mit einem Löffel etwas Teig ab, tauchte einen weiteren Löffel kurz in das heiße Öl und formte einen Nocken, den ich in das Öl gleiten ließ. Dieser Vorgang ist in Rogers Video sehr schön dargestellt. Die goldbraun frittierten Nocken hielt ich im Backofen warm. Idealerweise verzehrt man sie sofort.

Für die Lindenblütensauce und den Rest:

  • 500 g grüner Spargel, geputzt, ca. 20 Minuten bei 200°C in Folie im Ofen gegart
  • 2 kleine Entenbrüste à 170 g, auf der Hautseite kreuzweise eingeschnitten, angebraten, bis das Fett geschmolzen und gebräunt ist, umgedreht, 1 Minuten auf der anderen Seite angebraten, im Backofen bei 80° 5 – 8 Minuten ruhen gelassen
  • 1/2 Zwiebel, fein gewürfelt
  • 1 kleine Möhre, fein gewürfelt
  • 100 g Geflügelfond
  • 100 g Wasser
  • 1 EL Zucker
  • 1,5 EL Weißweinessig
  • 7 g Lindenblüten, mehrere Stunden angewelkt
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 TL Stärke, in etwas Wasser gelöst

sosse serieHerr H. kümmerte sich in der Zeit, die ich mit den Nocken verbrachte, um die Sauce. Er briet Zwiebeln und Möhre in etwas Öl an, gab den Zucker hinzu und ließ ihn leicht karamellisieren, löschte dann mit Fond, Wasser und Essig ab, gab die Lindenblüten hinzu und ließ die Sauce abgedeckt 15 Minuten köcheln. Dann gab er sie durch ein Sieb, kochte sie erneut auf, ließ sie etwas einreduzieren und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Zuletzt band er sie mit der Stärke. Ich frittierte nach den Nocken noch einige Lindenblüten, Herr H. lichtete schnell den Fototeller ab und schon konnten wir probieren.

entelinde 1Fazit: Die Pommes Dauphines waren außen knusprig und innen herrlich locker. Wir waren von ihrer Konsistenz schwer begeistert! Herr H. schmunzelte zwar, als ich ankündigte, die werde es in Zukunft häufiger geben, aber ich bin sicher, dass er insgeheim darauf hofft. Spargel und Entenbrust waren zart und die Lindenblütensauce, mit ihrem feinen Aroma und der leicht süß-sauren Note, passte absolut perfekt zu allem. Ein äußerst gelungenes Sonntagsmahl.

Frei nach: Dumaines wilde Gemüseküche Jean-Marie Dumaines, Nikolai Wojtko

 

Canard vert à l’orange

matcha ravioli 1Als ich beschloss, eine Entenbrust zu „opfern“, hatte ich nicht nur die bereits vorgestellten Frikadellen im Sinn, sondern noch ein weiteres, wofür ich Entenhack benötigte. Ansonsten wäre mir die Wahl zwischen herrlich zarter Entenbrust und Frikadellen, so köstlich sie auch waren, schwer gefallen. Entenravioli in grünem Nudelteig. Beim Färben habe ich etwas improvisiert. Der Nudelteig im Originalrezept verdankt seine Farbe dem Chlorphyll von Blattspinat. Man püriert ihn mit der doppelten Menge Wasser, passiert ihn durch ein Tuch, kocht ihn auf und schöpft den Schaum ab, sobald er zu kochen beginnt. Mit dem abgetropften Schaum färbt man dann den Nudelteig. Abgesehen davon, dass kein Spinat im Haus war, erschien mir die Prozedur unnötig aufwendig. Ich musste nicht lange überlegen, die Alternative lag auf der Hand, Matcha. Ich war zwar nicht sicher, wie sehr es im Teig vorschmecken würde, aber ich ging das Risiko ein.

Für den Ravioliteig:

  • 120 g Weizenmehl 550er
  • 30 g Hartweizengries, fein
  • 1 Ei + 2 Eigelb
  • 2 TL Matcha
  • 1 Pr. Salz
  • evtl. 1-2 EL Wasser

nudelteig SerieIch gab alle Zutaten für den Teig in eine Schüssel, verrührte sie mit dem Löffel, bis ein Teigballen entstand und knetete ihn von Hand ca. 10 Minuten, bis er elastisch wurde. Ich schätze, ich gab beim Kneten noch einen guten EL Wasser hinzu, weil der Teig anfangs so trocken war, dass sich immer wieder Klümpchen aus ihm lösten. Es ist relativ schwierig herauszufinden, ob der Teig einfach nur länger geknetet werden muss, um elastisch zu werden oder ob etwas Wasser fehlt. Zuviel Wasser macht den Teig bei der späteren Weiterverarbeitung klebrig und störrisch. ich knete meist einige Minuten und wenn der Teig absolut nicht zusammenhalten will, befeuchte ich meine Hände und knete damit weiter. Der fertig geknetete Teig durfte 2 Stunden im Kühlschrank ruhen.

Für die  Entenfüllung:

  • 1 rote Zwiebel, fein gewürfelt (ich: normale Zwiebel)
  • 1 kleine rote Chili, fein gewürfelt
  • 1/2 TL Zucker
  • 75 g Rotwein
  • Salz, Pfeffer
  • 160 g Entenbrust, sehr fein gewürfelt oder durch die grobe Scheibe des Fleischwolfs gegeben

füllung SerieAls nächstes bereiteten wir die Füllung, damit sie Zeit zum Abkühlen hatte. Im Originalrezept wird zwar das rohe Hack als Füllung verwendet, aber ich hatte Bedenken und wollte es zumindest kurz garen. Herr H. schnitt Zwiebel und Chili. Ich dünstete die Würfel in wenig Olivenöl an, streute den Zucker darüber und ließ ihn karamellisieren. Dann goß ich den Rotwein dazu und ließ ihn nahezu vollständig einreduzieren. Zuletzt gab ich das Hack hinein und ließ es einige Minuten mitschmoren. Ich schmeckte mit Salz und Pfeffer ab und Herr H. konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, die Füllung pur zu verputzen, so lecker war sie. Nachdem sie abgekühlt war, machten wir uns ans Füllen.

ravioli SerieIch teilte den Teig in drei Kugeln auf, drückte sie flach und gab sie mehrmals durch die weiteste Einstellung der Nudelmaschine. Nach jedem Durchgang faltete ich den Teig dreifach, also jeweils beide Längsseiten zur Mitte hin. Dann rollte ich den Teig bis zur zweitfeinsten Stufe aus und beschloss, dass nun die Zeit gekommen war, mir eine hochwertige Nudelmaschine zuzulegen. Mein sehr günstiges Modell hat nicht ganz parallel laufende Walzen und wenn man bei der zweitfeinsten Stufe angekommen ist, gibt es unschöne Muster in den Teigbahnen. Dieses Mal mussten wir leider noch damit leben. Ich legte jeweils eine Bahn auf den mit Gries bestreuten Tisch, stempelte ihn leicht, damit ich die Füllung gleichmäßig auftun konnte, gab jeweil einen guten TL (etwas zu krümeliger) Füllung in die Mitte des „Stempels“, bestrich die Ränder mit Wasser und legte die zweite Bahn darüber. Dann stach ich die Ravioli mit dem Stempel aus und parkte sie auf einer mit Gries bestreuten Leinwand. Herr H. entfernte die Luftblasen aus den Ravioli, während ich weiter füllte, bis alles aufgebraucht war.

Für die Orangen-Thymian-Butter:

  • 1 Bio-Orange (Saft und Schale)
  • 50 g Butter
  • 2 Zweige Thymian
  • (ich: 27 g Zucker, 10 g Wasser)

sosse SerieHerr H. schnitt die Orangenschale in feine Streifen, kochte Zucker und Wasser auf und gab sie hinein. Nachdem sie einige Minuten im Sirup geköchelt hatten, gab er sie zum Abtropfen in ein Sieb. Ich zerließ die Butter in der Pfanne, gab Orangensaft, -schalen und abgezupfte Thymianblättchen hinzu und ließ alles sämig einköcheln. In der Zwischenzeit hatte Herr H. die Ravioli portionsweise ca. 4 Minuten in siedendem Wasser gegart. Ich schmeckte die Buttersauce mit Salz und Pfeffer an, schwenkte die Ravioli darin und schon war das Essen fertig.

matcha ravioli 3Fazit: Nachdem Herr H. mit dem Fotografieren fertig war, konnten wir endlich kosten. Dass die Füllung köstlich war, wusste ich bereits. Den Matcha schmeckte man nur ganz leicht im Hintergrund, er fügte sich gut ein, und die Orangen-Thymian-Butter rundete alles perfekt ab. Es war  eine hervorragende Idee gewesen, die Schalen in Sirup zu kochen. Ich habe die Sauce inzwischen ein zweites Mal ohne das zu tun hergestellt und sie hatte eine für meinen Geschmack etwas zu bittere Note. Mit Spinatfärbung wären die Ravioli sicher noch etwas kräftiger grün geworden, aber der durch das Matcha entstandene Olivton gefiel uns zu der leuchtend orangen Sauce sehr gut. Die neue Nudelmaschine ist übrigens sehr zu meiner Freude gestern wohlbehalten eingetroffen.

Aus: Der große Lafer Johann Lafer