Bevor Herr H. und ich uns voller Elan der Weihnachtsbäckerei widmen können, stand noch eine Maronentorte aus dem PH10 aus, an der wir uns bereits im letzten Jahr vergeblich versucht hatten. Vergeblich, weil es eine dieser Torten ist, die im Buch abschließend mit Sprüh-Kuvertüre eingekleidet werden. Ein professionelles Sprühgerät würde unseren finanziellen und räumlichen Rahmen sprengen. Natürlich könnte man sich eine Sprühdose für 20€ bestellen, aber bei diesem Gedanken behagt mir zum einen der Wegwerfabspekt nicht und zum anderen die zu erwartenden Verunstaltung der Küche bei der Benutzung. Also galt es, nach Dekorations-Alternativen zu suchen. Fündig wurde ich auf einem französischen Blog. Wunderbar!
Für den Biskuit mit Kastanienmehl (2 Böden à 16cm):
- 22,5 g Weizenmehl 550er
- 15 g Kastanienmehl
- 56 g Eiweiß
- 32,5 g Zucker
- 30 g Eigelb
Ich schlug das Eiweiß steif, gab dabei den Zucker in zwei Schritten hinzu und ganz zum Schluß das Eigelb (ich habe die Drittelrezeptmenge mit 40 g Eigelb gemacht und in einem Ei waren zwei kleine Dotter, ein Zwillingsei. Das habe ich so noch nie gesehen. Die Viertelmenge ist jedoch völlig ausreichend). Sobald es eingerührt war, stoppte ich das Handrührgerät. Herr H. siebte Mehl und Kastanienmehl darüber, hob es vorsichtig unter und gab den Teig in zwei Ringe à 16cm. Er buk sie bei 200°C 14 Minuten und bewahrte sie nach dem vollständigen Abkühlen luftdicht verpackt auf.
Für die Johannisbeeren-Scheibe à 14cm, 1cm hoch (Hermé verwendet schwarze, leicht gezuckerte Johannisbeeren aus der Konserve und gibt sie einzeln über die Creme):
- 50 g Zucker
- 50 g Wasser
- 100 g rote Johannisbeeren TK
- 1,7 g (1 Blatt) Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht
Ich konnte beim besten Willen keine Dose mit leicht gezuckerten schwarzen Johannisbeeren auftreiben, hatte jedoch noch rote Johannisbeeren aus Mutters Garten im Tiefkühler. Ich kochte Zucker und Wasser bis der Sirup eine Temperatur von 103°C erreicht hatte, gab die tiefgekühlten Beeren hinein und ließ alles noch einmal kurz aufkochen. Nachdem die Früchte etwas abgekühlt waren, rührte ich die gut ausgedrückte Gelatine ein und füllte sie in den 14er Ring, dessen Boden ich mit Folie bespannt hatte. Nach dem vollständigen Abkühlen, fror ich die Scheibe ein.
Für die leichte Maronencreme:
- 2 g Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht
- 112,5 g Sahne, geschlagen
- 22,5 g Butter
- 3,5 g Whisky (Single Malt)
- 127,5 g Maronenpaste, ungezuckert (ich: 135 g Maronen püriert mit 2,5 g Sahne und 25 g Puderzucker)
- 30 g Maronencreme (besteht zur Hälfte aus Zucker) (ich: weg gelassen)
- 2,5 g Sahne (ich: weg gelassen)
Herr H. schlug zunächst die Butter cremig auf. Ich löste die gut ausgedrückte Gelatine im Wasserbad auf und rührte den Whisky ein. Herr H. arbeitete die Mischung in die Butter ein, gab das Maronenpüree hinzu und schlug alles auf hoher Geschwindigkeit auf. Das Maronenpüree wird dadurch deutlich heller. Ich rührte nun ca. 2 EL geschlagenen Sahne in das Püree und hob die restliche behutsam unter. Die Creme sollte sofort verwendet werden.
Ich legte den ersten Boden in die 16er Springform, verteilte ca. 1/3 der Maronencreme darauf und legte die Johannisbeerscheibe daruf. Es folgten ein weiteres Drittel Creme, der zweite Boden und die restliche Creme. Den fertigen Tortenkörper fror ich über Nacht ein. Am nächsten Morgen löste ich ihn aus der Form und strich ihn rundherum mit Maronen-Buttercreme ein.
Für die Maronen-Buttercreme:
- 200 g Buttercreme (ich habe immer eine Portion fertig im TK)
- 100 g Maronenpaste (ich: pürierte ganze vorgegarte Maronen)
Ich ließ die Buttercreme im Kühlschrank auftauen und schlug sie dann noch einmal in ca. 35°C warmen Wasserbad auf. Herr H. hatte die Maronen püriert. Ich schlug Buttercreme und Maronenpüree mit hoher Geschwindigkeit auf und strich anschließend einen Teil auf der Oberfläche des gefrorenen Tortenkörpers glatt. Den Rest versuchte ich möglichst gleichmäßig um den Rand herum aufzubringen. So richtig 100%ig funktioniert das leider nicht. Vielleicht würde ich beim nächsten Mal doch als erstes die Buttercreme an den Formrand streichen, ihn einfrieren und die restlichen Tortenbestandteile dann hineinschichten. Der nächste Herbst kommt ja bestimmt.
Für den Guss/ Nappage Miroir:
- 100 g Zucker
- 100 g Glukosesirup
- 45 g Wasser
- 100 g weiße Kuvertüre, fein gehackt
- 75 g Kondensmilch, ungesüßt
- 7 g Gelatine (4 Blatt), in kaltem Wasser eingeweicht
- eventuell Farbstoff
Von dem Guss wird letztlich nur ein Bruchteil benötigt, leider braucht man diese große Menge, wenn man eine Torte komplett überziehen will. Der Rest kann jedoch im Kühlschrank einige Wochen aufbewahrt und erneut verwendet werden.
Ich kochte Zucker, Glukosesirup und Wasser, bis eine Temperatur von 102°C erreicht war. Dann goss ich den Sirup über die gehackte Kuvertüre und rührte, bis sie sich gelöst hatte. Anschließend rührte ich die Kondensmilch und die gut ausgedrückte Gelatine ein. Zum Schluß bearbeitete ich den Guss mit dem Stabmixer, um ihn vollständig zu homogenisieren. Dabei darf der Kopf des Pürierstabs nicht aus der Flüssigkeit gehoben werden, da sich ansonsten unschöne Bläschen bilden. Nachdem der Guss auf 35°C abgekühlt war, goss ich ihn über die gefrorene Oberfläche der Torte und einmal rundherum. Fertig. Ab in den Kühlschrank mit ihr! Herr H. „rettete“ den überschüssigen Guss vom untergelegten Backblech und stellte ihn ebenfalls in den Kühlschrank. Nach einer guten Stunde war der Guss erstarrt.
Fazit: Wir verzichteten auf weitere Dekorationselemente. Ich hatte noch einige herbstlich anmutende (leider etwas zu dicke) Schokoladenblätter. Das musste reichen. Beim Schneiden lösten sich leider einige Johannisbeeren aus der Fruchtscheibe. Meine Laune sank. Nachdem Herr H. fertig fotografiert hatte, konnten wir endlich kosten. Sogleich hellte sich meine Laune deutlich auf. Mir gefiel besonders das Zusammenspiel von leicht rauchiger Whiskynote, herber Jonannisbeere und samtiger Maronencreme. Herr H. bemängelte zwar die Dicke der Biskuitböden, hatte aber ansonsten nichts Gravierendes an der „Vivienne“ auszusetzen. Ich bin nun schon sehr gespannt, auf das Urteil von Nachbarin No. 3, die sie heute Abend probieren wird. Damit ist der Herbst vorüber. Jetzt kann der Winter von mir aus kommen!
Aus (leicht modifiziert): PH10 Pierre Hermé