An dem Rattenschwanz der uns derzeit nahezu überrollenden Ereignisse ist eindeutig meine Schwester schuld. Sie war es, die mir vor einigen Wochen extrem begeistert von ihrem just erworbenen Buch zum Thema „Entrümpeln“ oder eleganter, wie im Titel „Magic Cleaning“, vorschwärmte. Die Autorin Marie Kondo verspräche, man müsse nur noch ein einziges Mal gründlich aufräumen, was natürlich bis zu einem halben Jahr dauern könne, und dann nie wieder. Die sich danach im Besitz befindlichen Gegenstände besäßen fortan einen festen „Wohnort“ , an den sie nach Gebrauch einfach wieder zurückkehrten. Ich lauschte gebannt. Die Zahl der Gegenstände in unserem Haushalt war zwar bereits recht übersichtlich, aber für Optimierung bin ich stets zu haben. Es stellte sich nach der Lektüre des Buches rasch heraus, dass Herr H. und ich ein phänomenal effektives Aufräum-Team bilden. Nach nur einer guten Woche waren wir vom Dachboden bis zum Keller von jeglichem Ballast befreit. Unser Wohnzimmer, im frischen Licht betrachtet, konnte gut wieder einmal einen Anstrich vertragen und ein neues Sofa wäre doch auch endlich einmal fällig? Und so kam es, dass das Thema Essen in letzter Zeit eher hintenüber fiel, für ausgedehnte Koch- oder Back-Aktionen fehlte es schlicht an Zeit. Diese Not bescherte uns glücklicherweise einen neuen Fundus an Gerichten, die Im Handumdrehen auf dem Tisch stehen. Es hat immer alles zwei Seiten.
Für die cremige Polenta:
- 100 g Bramata-Polenta
- je 340 g Wasser und Milch
- ca. 20 g Butter
- ca. 25 g Parmesan, fein gerieben
- 1/2 TL Salz
Herr H. und ich sind, seit wir letztes Jahr eine sehr schlichte Polenta-Variante kennen lernten, große Polenta-Liebhaber. Ich kochte Milch und Wasser auf, gab das Salz hinzu und ließ unter Rühren langsam die Polenta einrieseln. Nach erneutem Aufkochen schaltete ich die Hitze auf ein Sieden zurück und ließ alles abgedeckt 40 Minuten köcheln. Alle 10 Minuten rührte ich die Polenta einmal kräftig durch. Herr H. schmeckte die fertige Polenta mit Butter, Parmesan, wenig Salz und schwarzem Pfeffer ab und stellte sie warm. In der Kochzeit der Polenta bereiteten wir die Auberginensauce.
Für die Auberginensauce:
- Öl zum Anbraten
- 1 mittelgroße Aubergine, in 2 cm große Würfel geschnitten, 30 Minuten in kaltes Wasser gelegt
- (ich: 1 Lauchzwiebel, in feine Ringe geschnitten und 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt)
- 2 TL Tomatenmark
- 60 g Weißwein
- 200 g geschälte, gehackte Tomaten (ich: Passata)
- Salz, Zucker
- 1 EL frischer Oregano, fein gehackt
Angeblich ziehen in Wasser eingelegte Auberginen beim Braten weniger Öl. Das wollte ich immer schon einmal überprüfen und es zeigte sich, dass das ein genauso großes Ammenmärchen ist, wie das „Dämpfchen“, das angeblich zum guten Gelingen eines Hefeteigs zwingend notwendig ist. Bei nächsten Mal werde ich die Auberginenwürfel wie gewohnt direkt nach dem Schneiden braten. Dabei saugen sie sich zunächst mit soviel Öl voll, wie man es ihnen zugesteht. Lustigerweise geben sie es jedoch, wenn sie sich dem Garpunkt nähern, auch wieder ab. Ich briet die Würfel in ca. 1 – 2 EL Öl, bis sie durch und durch gegart waren, gab Lauchzwiebel, Knoblauch und Tomatenmark hinzu und ließ alles wenigen Minuten mitbraten. Dann löschte ich mit Weißwein ab, ließ ihn etwas reduzieren, gab die Passata hinzu und ließ die Sauce ca. 20 Minuten offen köcheln. Wird sie dabei zu trocken, hilft ein Schluck Wasser. Herr H. schmeckte die Sauce mit Salz, Pfeffer und Oregano ab und arrangierte sie auf der Polenta. Der Hunger ließ gerade eben zwei Fotos zu.
Fazit: Wir durften uns beim Essen dieses sehr schlichten Gerichts endlich wieder einmal davon überzeugen, dass es weder exotischen Gewürze, noch exklusive, schwer erhältliche Zutaten braucht, um ein richtig gutes Mahl zuzubereiten. Das verliert man scheinbar als jemand, der sich tagein tagaus mit dem Thema Nahrungszubereitung beschäftigt, gern aus den Augen. Die „magische Reinigung“ scheint auf allen Ebenen gleichzeitig abzulaufen und, oje, wenn man erst einmal einen Raum auf Vordermann gebracht hat, dann sehen die übrigen plötzlich nicht mehr so gut aus wie vorher. Ich fürchte, da kommt noch einiges auf uns zu.
Inspiriert von: Genussvoll vegetarisch Yotam Ottolenghi