Eigentlich hätte es eine Ostertorte geben sollen. Hätte. Geben. Sollen. Aber die große, lähmende Inspirations- und Lustlosigkeit hielten mich sehr zuverlässig davon ab, mir etwas Spannendes einfallen zu lassen. Weder Netz noch Bücher warteten mit Nachbackenswertem auf. Allein der knotige Osterzopf des Brotdoc schrie gleichsam nach zügigem Nachbacken. Noch geht der Knoten vor sich hin. Es gibt nur diesen Versuch. Klappt es nicht, kann ich zumindest die Fehler analysieren und Abhilfe vorschlagen. Es ist schon seltsam, über etwas zu schreiben, das noch gar nicht existiert. Aber die Zeit drängt, Herr H. und ich werden bereits in wenigen Stunden das Haus verlassen haben und auf Osterbesuchsreise sein. Also los.
Für das „Osterzopf-Brot„:
Für den Vorteig:
- 160 g Weizenmehl 550er
- 80 g Wasser
- 80 g Lievito Madre (aus dem Kühlschrank)
Für den Hauptteig:
- Vorteig
- 387 g Weizenmehl 812er
- 210 g Vollmilch
- 1 Ei (ca. 55 g)
- 10 g Salz (grobes Meersalz mit je 1 Pr. Koriander- und Anissamen gemörsert)
- 10 g Hefe
- Abrieb 1/2 Zitrone
- 55 g Kokosblütenzucker
- 100 g kalte Butter
Da ich noch einen Rest Lievito zu verarbeiten hatte, beschloss ich, das Rezept des Brotdoc dahingehend etwas umzustricken. Zusätzlich entschied ich mich für die Zugabe eines ganzen Eis, da mich zu Nicht-Macaron-Backzeiten Eiweißreste im Kühlschrank eher nerven. Ich verknetete alle Zutaten für den Vorteig am Vorabend zu einer homogenen Kugel und ließ sie abgedeckt ca. 13 Stunden ruhen. Am Morgen gab ich Milch, Vorteig, Mehl, Salzmischung, Hefe und Zitronenabrieb in die Rührschüssel der Maschine und ließ alles 4 Minuten bei langsamster Geschwindigkeit kneten. Ich schaltete die Geschwindigkeit eine Stufe höher, gab ich stückweise die kalte Butter zu, das jeweils nächste Stück, nachdem das vorherige komplett vom Teig aufgenommen war und anschließend löffelweise den Zucker. Danach ließ ich die Maschine noch einige Minuten laufen, bis der Teig glatt und das Klebergerüst gut ausgebildet war. Ich ließ den Teig abgedeckt 1 Stunde gehen.
Dann teilte ich ihn in 6 Portionen à ca. 190 g, wirkte sie rechteckig und ließ sie weitere 15 Minuten entspannen, bevor ich sie zu 60 cm langen Strängen ausrollte. Das geht am besten mit nur wenig Mehl. Beim vorletzten Strang stellte ich fest, dass man die unschönen „Dehnungsstreifen“ vermeiden kann, wenn man die Rechtecke zunächst von der Längsseite her einfaltet, wie man es beim Formen eines Baguettes tut. Ich legte 3 Stränge nebeneinander auf den Tisch, Herr H. hielt sie in der Mitte etwas hoch, so dass ich die übrigen 3 Stränge darunter legen konnte. Ich schlug ein Ende über den noch gerade liegenden Strang und den Rest müssen die Bilder erklären oder die Bilderstrecke des Brotdoc. Das mit dem Flechten muss ich wohl noch ein paar Mal üben. Den fertigen Zopf rollte ich von der kurzen Seite zu einem Knoten auf, den ich abgedeckt (mit wenig Wasser besprüht) eine Stunde gehen ließ. Dann bestrich ich ihn mit einer Ei-Sahne-Mischung und schob ihn in den auf 200°C vorgeheizten Backofen, in dem er sich jetzt seit 10 Minuten befindet. Die Backzeit beträgt insgesamt ca. 35 Minuten.
Fazit: Zugegeben, von außen betrachtet gäbe es noch einiges am Oster-Brot zu verbessern. Ich hätte tatsächlich die einzelnen Stränge vor dem Flechten mit Mehl bestäuben sollen etc. pp. … Aber geschmacklich ist es eine Wucht! Wir mussten es leider noch warm anschneiden, deshalb das unschöne Anschnittbild, aber es ist wirklich das beste in Punkto Hefezopf (inklusive Brioche), das ich je gebacken habe. Absolut fluffig, langfaserig, aromatisch und einfach köstlich. Ich bin schon sehr gespannt, was die Familie morgen beim Frühstück dazu sagen wird. Und damit verabschieden wir uns für die Ostertage und wünschen allen Co-Bloggern und Lesern entspannte und angenehme Ostertage.