Vite fait, bien fait!

pasta mit Miesmuscheln 2Freitag Abend. Eine hektische Woche lag, zum Glück, hinter mir, und ich war ein wenig betrübt, da der Sommerurlaub aufgrund des Umbaus der Küche ersatzlos gestrichen worden war. Draußen gab das Wetter sein Bestes, mich glauben zu machen, dass wir nach der großen Hitze nahtlos zum Herbst übergegangen waren. Leicht ratlos und wehmütig beobachtete ich, wie sich die große Birke auf dem Hof im Wind wiegte und träumte von einer sonnigen Terasse mit Blick auf’s Meer. Das Licht gülden, die Luft dunstig und vor mir auf dem Tisch ein leicht beschlagenes Glas mit kühlen Weißwein. Ein Blick auf die Uhr riss mich abrupt aus meinem Blues. Das Abendessen musste in einer halben Stunde auf dem Tisch stehen. Die Träumerei von der Terrasse am Meer führte meine Gedanken zu den Miesmuscheln im Eis. Eine Art „Spaghetti alla vongole“, genau das richtige für einen imaginären lauen Sommerabend und zum Glück war sie im Handumdrehen gemacht.

Für die Spaghetti mit Miesmuscheln gegen den Sommerblues:

  • Spaghetti für 2 Personen
  • ca. 150 g Miesmuscheln, gegart (oder ca. 1 kg frische, gekocht und ausgelöst)
  • 2 – 3 Safranfäden in wenig warmes Wasser eingeweicht
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • ca. 200 g Tomaten, grob gestückelt
  • 1 kleine Zucchini, gewürfelt
  • 1 Lauchzwiebel, in Ringe geschnitten
  • eine Handvoll Ananassalbei, fein gehackt
  • etwas Zitronenabrieb
  • 1 EL Zitronensaft
  • Meersalz, schwarzer Pfeffer
  • Parmesan nach Belieben

spaghetti mit miesmuscheln serieWährend die Spaghetti in reichlich Salzwasser garten, schwitzte ich Knoblauch und Lauchzwiebel in etwas Butter an, gab Zucchini und Tomaten hinzu und ließ alles ca. 10-15 Minuten sanft köcheln, bis die Zuccchini bissfest und die Tomaten sämig waren. Dann gab ich die vorgegarten Miesmuscheln, den Ananassal, den Zitronenabrieb und -saft und den Safran hinzu und schmeckte die die Sauce mit Salz und Pfeffer ab. Vielversprechend. Ich goss die Spaghetti ab, hob sie unter die Sauce und spürte sogleich die Melancholie schwinden. Herr H., der just in diesem Moment nach Hause zurückgekehrt war, freute sich ungemein, dass er seinen Hunger nicht noch stundenlang vor sich her schieben musste und schnupperte neugierig.

pasta mit Miesmuscheln 4Fazit: Eine sehr feine, frische Sommerpasta. Darüber waren wir uns einig. „Auf die Schnelle“ muss eben nicht bedeuten, dass man den Erzeugnissen dubioser Herkunft aus Supermarkt oder Imbiss ausgeliefert ist. Eine Pasta wie diese ist inklusive der Vorarbeiten wirklich in einer knappen halben Stunde auf dem Tisch und zumindest für uns wesentlich befriedigender. Und vielleicht bekommen wir ja im September noch einen kleinen Spätsommerurlaub. Wir werden sehen.

Komposition inspiriert von: Das Lexikon der Aromen- und geschmackskombinationen Karen Page, Andrew Dornburg

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En passant

lammleber 12Am letzten Mittwoch schob ich den Wagen, in dem die Nichte friedlich schlummerte, Richtung Elbe. Beiläufig fiel mein Blick auf die Angebotstafel des hervorragenden Schlachters. „Heute: Lammleber“. Interessant, dachte ich mir und überlegte, während ich an der Elbe auf und ab spazierte, ob ich vielleicht etwas davon mitnehmen sollte. Auf dem Rückweg entschied ich spontan, gut gefüllter Gefrierschrank hin oder her, dass ich dem Schlachter einen Besuch abstatten würde. Lammleber hatte ich schließlich noch nie probiert. Als ich Herrn H. am Abend stolz von meinem Kauf berichtete, hielt er mir freudestrahlend ein Pfund Kirschen entgegen. Die ersten in diesem Jahr, er hätte einfach nicht daran vorbeigehen können. Und so entstand die etwas ungewöhnliche Kombination.

Für das Kartoffelpüree mit Ananassalbei:

  • ca. 400 g Kartoffeln, geschält, in Salzwasser gegart
  • ca. 20 g Butter
  • Ananassalbei nach Belieben, fein gehackt
  • ca. 100 g Milch
  • Salz, schwarzer Pfeffer

pü10 serieWird das Püree mithilfe der Kartoffelpresse zubereitet, bin ich dafür zuständig. Herr H. bevorzugt das Zerdrücken mit der Gabel. Ich zerließ die Butter, schwitzte den Ananassalbei kurz darin an, goß die Milch dazu und ließ sie aufkochen. Dann zog ich den Topf von der Platte, gab die Kartoffel durch die Presse dazu und vermengte sie mit der Flüssigkeit und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Herr H. kostete und befand das Püree für gelungen. Glück gehabt.

Für die geschmorten Kirschen:

  • ca. 300 g Süßkirschen, halbiert, entsteint
  • Kokosblütenzucker (oder brauner Zucker)  zum Bestäuben
  • etwas Grand Marnier zum Beträufeln

kirschen serieIch heizte den Backofen auf 150°C (Umluft) vor, butterte eine Auflaufform und legte die halbierten Kirschen mit der Schnittfläche nach oben hinein. Dann beträufelte ich sie mit Grand Marnier und bestäubte sie mit Kokosblütenzucker. Nach ca. 30 Minuten waren sie perfekt gegart. Ich reduzierte die Temperatur des Backofen auf 50°C und stellte Kirschen und Kartoffelpüree darin warm.

Für die Lammleber:

  • ca. 400 g Lammleber, trocken getupft
  • Mehl
  • Butterschmalz zum Braten

lammleber serieDie Leber war bereits vom Schlachter perfekt geputzt und in mittelgroße Stücke zerlegt. Ich erhitzte das Butterschmalz bei mittlerer Hitze, wendete die Leberstück in Mehl und briet sie ca. 30 Sekunden auf beiden Seiten. Anschließend stellte ich sie ebenfalls warm. Herr H. hatte in der Zwischenzeit alles für die Sauce vorbereitet.

Für die Balsamicosauce:

  • ca. 20 g Butter
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 1 TL Puderzucker
  • ca. 50 g Noilly Prat
  • ca. 200 g Hühner- oder Kalbsfond
  • 2 EL Balsamico (vom Besseren)
  • ca. 50 g Sahne
  • Salz, schwarzer Pfeffer

sosse serieEr zerließ die Butter in der Pfanne, in der ich die Leber gebraten hatte, schwitzte die Schalotte darin glasig und stäubte den Puderzucker darüber. Nachdem er leicht karamellisiert war, löschte er mit Noilly Prat ab und ließ ihn einreduzieren. Dann gab er die Hühnerbrühe hinzu und ließ sie ebenfalls ca. um die Hälfte reduzieren. Ich goß die Sahne hinein und ließ auch sie etwas reduzieren, bis die Sauce die gewünschte Sämigkeit hatte, zog die Pfanne von der Platte und schmeckte mit Balsamico, Salz und Pfeffer ab. Herr H. richtete Leber, Püree, Kirschen und Sauce auf vorgewärmten Tellern an und waltete seines Amtes.

lammleber 4 Fazit: Ich probierte als erstes ein Stückchen Leber. Absolut zart schmelzend, mild nach Leber schmeckend und im Abgang etwas Lamm. Köstlich zusammen mit der leicht säuerlichen Sauce, den fruchtigen Kirschen und dem cremigen Püree. Wir verputzen wie üblich alles bis auf dem letzten Bissen und lehnten uns anschließend sehr zufrieden zurück. Ein gut gelungenes Gericht kann uns durchaus glücklich machen. Ganz im Gegenteil zu der Baustelle, die nun seit Samstag unsere Küche darstellt. Es hat etwas von Camping in der eigenen Wohnung, wenn sich die einzige Wasserquelle im Bad befindet und man das Abendessen auf dem Campingkocher zubereitet. Aber mit ein bisschen Glück sollte sich die Situation in einigen Tagen zum Besseren gewandt haben.

Idee: eatsmarter (dort mit Geflügelleber)