In Schwung kommen

linsensuppe14-1Es ist mal wieder Januar und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sehr vielen Menschen so geht wie mir. Die Feierlichkeiten, sofern stattgefunden, liegen hinter uns, das neue Jahr hat gerade erst begonnen und lange, zähe Wintertage liegen vor uns. Das Leben schleppt sich ein wenig schlapp dahin, der Frühling scheint in unerreichbarer Ferne zu liegen, auch wenn einige verwirrte Amseln und Meisen so tun, als luge er bereits um die Ecke. Ein wenig fühle ich mich, als säße ich auf einer Schaukel und wüsste nicht, wie ich von selbst ins Schwingen kommen könnte. Das will zu dieser Jahreszeit stets wieder neu gelernt werden. Aufgepeppte Süppchen wie diese können den Stein durchaus ins Rollen bringen. Mir hat sie zumindest geholfen und einen trüben Abend versüßt. Und wer weiß, vielleicht haben die Vögel ja doch recht.

Für die Linsensuppe mit getrockneten Tomaten und Schafskäse:

  • 100 g geräucherter Schinkenspeck am Stück (ich: 50 g, fein gewürfelt)
  • 100 g Puy-Linsen, abgespült
  • 1 TL Butter und 2 EL Olivenöl
  • 50 g Staudensellerie, fein gewürfelt (ich: Knollensellerie)
  • 50 g Möhren, fein gewürfelt
  • 1 kleine Kartoffel, geschält, fein gewürfelt
  • 50 g Zwiebeln, fein gewürfelt
  • 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
  • 20 g getrocknete Tomaten (Soft-Tomaten ohne Öl), fein gewürfelt
  • ca. 500 g Wasser
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1/2 Fenchelknolle, in hauchdünne Streifen geschnitten
  • 100 g Schafskäse, in Scheiben geschnitten
  • 4 Kirschtomaten, in Scheiben geschnitten

linsensuppe-serie

Im Rezept wird der Schinkenspeck lediglich halbiert und im Ganzen mitgekocht. Ich entschied mich, den Speck zu würfeln und als erstes knusprig auszulassen. Im ausgelassenen Fett briet ich dann erst Zwiebeln, dann Knoblauch und schließlich Möhren- und Selleriewürfel. Nun gab ich die Kartoffelwürfel und die getrockneten Tomaten hinzu und ließ sie kurz mit braten, bevor ich die Linsen zugab und das Wasser angoss. Abgedeckt durfte die Suppe nun ca. 45 Minuten köcheln. Herr H. hatte derweil den Fenchel in wenig Olivenöl glasig gebraten, mit etwas Salz und gemahlenem Fenchel gewürzt und warm gestellt. Während ich noch darüber halblaut vor mich hin rätselte, ob ich der Suppe eigenmächtig einen Schuss Essig verabreichen sollte, schob sich Herr H. heimlich ein Scheibchen Käse in den Mund. Hm, köstlich, entfuhr es ihm dabei, er glaube, dass die leichte Säure des Käse völlig ausreiche. Ich möge mich doch bitte zurück halten. Also schmeckte ich sie lediglich mit Salz und Pfeffer ab und richtete sie auf vorgewärmten Tellern ab. Herr H. legte je eine mit Tomaten bedeckte Käsescheibe ein, streute etwas Fenchel darüber und garnierte mit fein gehacktem Fenchelgrün. Jetzt noch ein Scheibchen Brot, et voilà!

linsensuppe15-1Fazit: Herr H. hatte sehr gut daran getan, mich am Griff zur Essigflasche zu hindern. Der Schafskäse steuerte den perfekten Säuregrad zur Linsensuppe bei. Die zwar zu dieser Jahreszeit nicht besonders geschmackvollen frischen Tomatenscheiben machten sich zumindest optisch wunderbar und der knackige Fenchel passte bestens zu den cremigen Linsen. Eine sehr schöne Idee, auf die ich von selbst, wie so oft, leider nicht gekommen wäre. Wie gut, dass Herr H. auf dieses Rezept gestoßen war und auf seine sofortige Umsetzung gepocht hatte. So konnten wir uns anschließend frisch gestärkt und leicht beschwingt an neue Backprojekte wagen.

Aus: Die Küche Tim Mälzer

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26 Gedanken zu „In Schwung kommen

  1. Das klingt super und ist mal was anderes als die normale Linsensuppe (obwohl ich die auch sehr gerne esse). Und das mit dem Durchhängen geht mir momentan ähnlich :-) Liebe Grüße, Tring

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  2. Bei uns fällt es derzeit wegen einigermaßen brauchbarem Wetter sogar richtig auf, dass die Tage länger werden. Halleluja!
    Ein sehr schönes Linsengericht! Mit Fenchel ist sehr ungewöhnlich und kenne ich gar nicht. Muss man ausprobieren.

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  3. Ist es wirklich nur trübes Wetter, das Menschen die Laune verdirbt? Sind es nicht immer mehrere Faktoren? Gutes Essen, aber vor allem positive Erlebnisse und Sport sind immer wichtig. Der Winter ist auch eine schöne Jahreszeit.

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  4. Die Fenchel-Feta-Zugabe klingt spannend – denn sonst verstärkt so eine Linsensuppe bei mir eher den Drang zum Zurückziehen und Einkuscheln. Ich mach’s dieses Jahr anders, kehre dem Januarfebruardunkel einfach den Rücken und sehe mich in Südfrankreich um, damit meine Schaukel in Schwung kommt.

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  5. Wenn ich mir meinen Zustand heute so betrachte, dann beginnt jetzt glaube ich, die Durchhängphase. Es ist so dunkel…..
    Eine tröstliche Suppe könnte sicher helfen. Erst recht, wenn Schafskäse im Spiel ist.

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    • Das mit der Dunkelheit finde ich dieses Jahr irgendwie nicht soo schlimm, es ist eher die Kälte und das damit verbundene Angeplünne. Naja. Nützt nix. Durchhalten!

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  6. Auch wenn es draussen wirklich ungemütlich sein kann, so hat für mich auch diese Saison seinen Reiz. Vor allem suppentechnisch kann man sich doch im Winter super austoben … wie ihr hier bestens beweist :-)
    Liebe Grüsse aus Zürich (wo der Schnee auch schon wieder geschmolzen ist),
    Andy

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    • Danke, Andy. Aber ich kann dir in diesem Punkt leider nicht zustimmen. Vielleicht fehlt mir einfach das wärmende „Polster“. ;-)
      Liebe Grüße aus Hamburg, zum Glück noch schneefrei,
      Eva

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  7. Hallo Eva,
    Hier meldet sich der Suppenkasper! 😄
    Wie immer bin ich da, wenn es Suppe gibt. Ich muss sagen, dass ich mich beim Verspeisen gern zu euch gesellt hätte. Klingt wirklich gut! Mein Mann hätte übrigens ungefragt die essigflasche darüber ausgegossen. Ich muss ihm immer streng auf die Finger klopfen 😉.
    Jetzt freue ich mich aber schon auf euer Nächstes Backwerk. Was übrigens die Jahreszeit angeht, konnte es nicht besser beschrieben werden.
    Liebe Grüße Maren

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    • Danke, Maren. Und du hast Glück. Da die Backerei zur Zeit einfach nicht „flutscht“ (also, nicht, dass es nicht klappt, irgendwie können wir uns einfach nicht aufraffen), gibt es heute ein weiteres Süppchen. :-)
      Liebe Grüße,
      Eva

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  8. Ja, wie Anna C. schreibt: Linsen gehen doch immer. Und immer wieder in Variationen.
    Gerade habe ich Linsen mit Garnelen kombiniert. Ich möchte dies nicht als Edel-Variante verstanden wissen: ich muss hier einfach nehmen, was frisch daherkommt! Gerne würde ich ein paar dieser Zehnfuss-Krebse gegen etwas Fenchel (den es hier leider nicht gibt) tauschen…
    In Schwung kommen? Stell‘ dir doch mal vor, du wärst ein Kreisel!

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    • Ist doch klar, dass man das verarbeitet, was dort, wo man ist, weit verbreitet ist. Und ich hoffe, dass dir deine Besucher fleißig Gemüse mitbringen!
      Ein Kreisel? Nein, lieber nicht, vom Drehen wird mir inzwischen sehr schnell schwindelig und übel. Ich habe das unlängst auf dem Spielplatz verifiziert. ;-)

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  9. Ach Eva, du hast die fiesen Januartage perfekt beschrieben, der Vergleich mit der Schaukel ist genau richtig. Und das Rezept mit dem Fenchel und dem Feta bestimmt lecker.Danke für diesen Post. LG Malou

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