Wie ich auf die Schnecke kam

zwiebelschnecken 3

Fragte jemand mich als Kind nach meinem Lieblingstier, so gab ich höchst unkonventionell weder Hund, Katze noch Pferd an, sondern Huhn. Das Huhn lag nah, da meine Eltern eine ganze Schar davon im Garten hielten. Ein braunes mit weißer Halskrause hatte es mir besonders angetan, war zutraulich und kam mir tatsächlich jeden Mittag entgegen, wenn ich aus der Schule kam. Sein Schicksal war natürlich lange besiegelt. Eines Tages war es plötzlich verschwunden und in der Küche roch es nach Hühnersuppe. Auf dem Land war für Sentimentalitäten kein Platz. Zum Glück gab es noch die nach dem Gewitter gesammelten Schnecken im Gurkenglas. Wenn wir sie nicht gerade beim Schneckenrennen stressten, ging es ihnen auch in Gefangenschaft prächtig und es bestand zumindest keine Gefahr, das jemand ihnen aus kulinarischen Gründen nach dem Leben trachtete. Das sieht bei diesen köstlichen Zwiebelschnecken schon ganz anders aus.

Für die Apfelchips:

  • 1 Apfel, in sehr dünne Scheiben geschnitten
  • 1/2 TL Anis, gemörsert
  • 4 EL Zitronensaft
  • 1 TL Puderzucker

Apfelchips serie

Ich verrührte Anis, Puderzucker und Zitronensaft und zog die Apfelscheiben beidseitig hindurch. Dann legte ich sie auf ein Gitter (das auf einem Backblech stand) und schob es in den auf 80°C Umluft vorgeheizten Backofen. Gelegentlich öffnete ich die Backofentür, um die Feuchtigkeit entweichen zu lassen. Nach einer Stunde roch es herrlich apfelig in der Küche und die Apfelscheiben waren tatsächlich knusprig getrocknet.

Für den Bete-Salat:

  • 2 -3 Rote (oder bunte) Bete, je nach Größe
  • 3 EL Olivenöl
  • 1 EL Quitten-Essig (oder einen anderer milder)
  • 1 TL Senf
  • einige Zweige Estragon, Blättchen gezupft
  • Salz, schwarzer Pfeffer

Rote Bete Serie

Da der Backofen belegt war, garte ich die Beteknollen in reichlich Salzwasser auf dem Herd. Das dauert je nach Größe zwischen 45 und 60 Minuten. Nachdem die Bete ein wenig abgeküht waren, schälte ich sie, schnitt sie in kleine Würfel und gab sie in eine Schüssel. Herr H. hatte inzwischen die Zutaten für die Vinigrette in den Zerkleinerer gegeben, fein püriert und mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt. Er gab sie über die Betewürfel, verrührte alles und stellte die Schüssel abgedeckt beiseite.

Für den Teig (eigenes Rezept):

  • 160 g Weizenmehl 550er
  • 80 g Livieto Madre aus dem Kühlschrank
  • 120 g Wasser
  • 4 g Salz
  • 2 g Hefe

Da im Buch ein recht hefelastiges Rezept angegeben war, ersetzte ich es kurzerhand durch meinen Standard-Pizzateig. Ich gab alle Zutaten in eine Schüssel, vermengte sie kurz mit dem Löffel und knetete den Teig ca. 10 Minuten von Hand, bis er elastisch und glänzend war. Nun durfte er abgedeckt ca. 90 Minuten gehen. Wer keinen Livieto Madre im Haus hat, kann alternativ 200 g Mehl, 150 g Wasser und 4 g Hefe verwenden. Allerdings wird der Teig dann nicht so aromatisch und triebstark.

Für die Füllung:

  • 6 mittelgroße Zwiebeln, in Streifen geschnitten
  • Olivenöl zum Braten
  • 2 TL Ketchup (ich: 1 TL Tomatenmark, 1 TL Ahornsirup, 1 TL Reisessig, verrührt)
  • 3 EL Cognac oder Brandy (ich: Noilly Prat)
  • Salz, schwarzer Pfeffer
  • 1 Pr. Muskat
  • 1/2 TL Berbere
  • 3 EL Petersilie, fein gehackt
  • 3 EL Schmand oder Crème fraîche

Füllung Serie

Ich garte die Zwiebeln bei milder Hitze unter Rühren, bis sie weich und goldbraun waren. Das dauerte ca. 15 Minuten. Nun gab ich den „Ketchup“, Herr H. merkte an, dass er so angerührt tatsächlich genauso gut schmecke wie gekaufter, und die Gewürze hinzu, löschte mit Noilly Prat ab und ließ die Mischung in einer Schüssel abkühlen. Dann rührte ich Petersilie und Crème fraîche ein. Das schmeckte schon einmal höchst köstlich.

Füllen Serie

Ich rollte den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche dünn zu einem Quadrat aus, teilte ihn in zwei Rechtecke und verteilte die Zwiebelfüllung darauf. An je einer Längsseite ließ ich ca. 2 cm frei. Nun rollte ich die belegten Teigrechtecke von der Längsseite auf der nichts frei gelassen war behutsam fest auf und schnitt jede Rolle in 8 Stückchen. Ich setzte die Zwiebelschnecken auf ein mit Backpapier belegtes Blech, bestrich sie mit Eistreiche und buk sie ca. 25 Minuten bei 200°C. Nach dem Fototermin konnten wir endlich kosten.

zwiebelschnecken 4

Fazit: Was für eine gelungene Kombination. Zwiebelschnecken, Bete-Salat und Apfelchips harmonierten kräftig um die Wette. Nach der vierten Schnecke strich ich allerdings die Segel. Herr H. schaffte es noch, Nummer sechs den Garaus zu machen, aber danach musste auch er passen. Das machte jedoch gar nichts. Die restlichen Zwiebelschnecken schmeckten auch am nächsen Tag statt Knifte noch hervorragend. Eine perfekte Alternative zur wöchentlichen Pizza und auch als Vorspeise oder auf einem Buffet machen sie sicher sicher bestens.

Sehr frei interpretiert aus: Kochen mit den Küchenchefs Ralf Zacherl, Mario Kotaska, Martin Baudrexel

 

Der Kandidat

Shortbread 23

Es ist mir ein wenig unangenehm, dass ich der Öffentlichkeit eine absolut süchtig machende Knabberei so lange vorenthalten habe. Alles begann mit einem Besuch bei der Schwester. Zum Kaffee wurde dort geradezu andächtig eine Packung „Kekse“ geöffnet und liebevoll auf einen hübschen Teller drappiert. Ich besah die so ehrfürchtig behandelten Kekse, konnte jedoch absolut nichts besonderes an ihnen entdecken. Etwas blass in der Farbe, goldbarrenförmig und relativ dick. Auf der Oberfläche gelöchert. Vorsichtig nahm ich den ersten Bissen und bereits nach der ersten Kaubewegungen begann ich das Ausmaß ihres Suchtpotentials zu verstehen. Ich bat meine Schwester, mir die Packung zu geben, las mir die erstaunlich kurze Liste der Inhaltsstoffe, – Butter, Zucker, Mehl, Salz, – durch und erfuhr, dass eine 250 g Packung rund 4 € koste. Und sogleich war mir klar, dass ich probieren musste, sie selbst herzustellen. Ein passendes Rezept war schnell gefunden.

Für das Shortbread (2 Bleche):

  • 85 g Puderzucker
  • 85 g feiner Zucker
  • 280 g weiche Butter
  • 450 g Weizenmehl 405er
  • 4 g Salz

shortbread serie

Die angegebene Menge reicht für 2 Backbleche. Ich teile den fertigen Teig meist in zwei Portionen und friere eine Hälfte ein. So ist bei Bedarf neues Shortbread schnell gemacht. Und der Bedarf kann schnell entstehen. Ich rührte als erstes die Butter weißschaumig, gab beide Zuckerarten und das Salz hinzu und schlug alles gemeinsam eine Weile auf. Je länger man schlägt, desto besser löst sich der feine Zucker. Herr H. hatte inzwischen das Mehl drei Mal gesiebt. Ich weiß nicht wirklich, warum das Rezept danach verlangt, habe mich aber bislang daran gehalten. Nun gab er es zur aufgeschlagenen Masse. Ich vermengte alles zunächst grob mit dem Löffel und fügte es dann rasch von Hand zu einem homogenen Teig zusammen. Es sollte auf keinen Fall zu lange geknetet werden, da das Shortbread ansonsten zäh wird. Den fertigen Teig rollte ich zwischen Folie ca. 12mm dick zu einer rechteckigen Fläche aus und ließ ihn eine gute Stunde im Kühlschrank ruhen. Dann schnitt ich ihn mit dem Pizzaroller in ca. 7 x 2 cm große „Barren“, stippte sie mit der Gabel und buk sie 35 Minuten bei 140°C Grad. Sie sollten auf keinen Fall beginnen zu bräunen. Nach dem Abkühlen können sie mindestens eine Woche luftdicht verpackt aufbewahrt werden. Länger haben sie hier noch nicht überlebt.

Shortbread 20 mit Wappen

Fazit: Sehr schnell kristallisierte sich heraus, dass sowohl Salzmenge als auch Backtemperatur- und zeit entscheidend für die perfekte Shortbread-Kopie sind. Beim zweiten Versuch bestätigte meine Schwester in einer Blindverkostung, dass kein Unterschied zwischen dem gekauften und dem selbst gebackenen Shortbread mehr wahrnehmbar sei. Was für ein Erfolg! Allein die Form bereitet mir weiterhin Kopfzerbrechen. Das gekaufte Shortbrad ist in der Form perfekt rechtwicklig. Das selbst gebackene tendiert dazu, im Fußbereich leicht breit zu laufen. Herr H. zerstreute meine Besorgnis lapidar mit der Bemerkung, dass das gekaufte Shortbread sicher nicht frei, sondern in speziellen Formen gebacken werden würde. Zudem seien die leichten Unregelmäßigkeiten doch ein Zeichen für echte Handarbeit. Ich ließ das einfach einmal gelten und buk sogleich die nächste Charge. Die lange Wartezeit, ich habe es inzwischen sicher an die zehnmal gebacken, lag übrigens daran, dass Herr H. der Meinung war, dass das Shortbread der perfekte Kandidat für den 500.sten Blogpost sei. Er überreichte mir dafür ehrenhalber ein eigens gefertigtes Wappen mit den Worten, auf die nächsten 500! Es wird sich zeigen, ob mir dafür nicht irgendwann die Ideen ausgehen. Shortbread passt übrigens nicht nur bestens zum Kaffee, sondern macht sich vorzüglich zu einem feinen Single Malt. Muss an der Herkunft liegen. Cheers!

Was immer geht und was bleibt

Sauerkrautsuppe 2

Seit ich begonnen habe, dieses Blog zu betreiben, hat sich die Materialfülle in Punkto Nahrungsmittel exorbitant erhöht. Um alles mögliche und unmögliche zumindest einmal auszuprobieren brauchte es eine Menge Zeugs. Seien es spezielle Nudeln, Würzsaucen, Gewürze oder was auch immer. Letztes Beispiel: Buchweizenmehl. Angeschafft, und zwar nur 1 kg, für die Buchweizen-Lasagne. Wofür aber natürlich nur 100 g benötigt worden waren. Der Rest stand also im Vorrat, ließ sich nur in homöopathischen Mengen verbacken und ist inzwischen abgelaufen. Natürlich könnte man Blini daraus backen, wenn man sie mögen würde. Was bei uns nicht der Fall ist. Zum Glück habe ich es in den letzten Wochen tatsächlich geschafft, meiner Vorräte einigermaßen Herr zu werden. Jede Neuanschaffung wird von allen Seiten kritisch beleuchtet und zumeist verworfen. Inzwischen ist die Anzahl der neu auszuprobierenden Gerichte deutlich geschrumpft und gewisse Vorlieben und Neigungen haben sich abgezeichnet. Sauerkraut, zum Beispiel, geht hier immer. Ob als Auflauf, mit Schupfnudeln oder eben auch als Suppe, wie ich kürzlich feststellen durfte.

Für die Sauerkrautsuppe:

  • 300 g Kartoffeln, geschält, gewürfelt (optional)
  • 400 g Sauerkraut
  • 1 große Zwiebel, fein gewürfelt
  • 50 g Speck, gewürfelt
  • 1 rote Spitzpaprika, entkernt, fein gewürfelt
  • 100 g Weißwein
  • 200 g Gemüse- oder Kalbfond
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 EL Tomatenmark
  • 1 TL Kümmel, angestoßen
  • Salz, Zucker, schwarzer Pfeffer
  • Olivenöl
  • 150 g Kohlwurst
  • Schnittlauch nach Belieben

Sauerkrautsuppe Serie

Nachdem ich alle Zutaten bereit gestellt hatte, ließ ich den Speck aus und schwitzte die Zwiebeln darin glasig. Ich bestreute sie mit wenig Zucker, ließ ihn leicht karamellisieren und gab Tomatenmark, Paprika und Kümmel hinzu. Als alles ein wenig angeröstet war, löschte ich mit Weißwein ab, ließ ihn ca. um die Hälfte reduzieren, gab Kartoffeln, Sauerkraut, Fond und Lorbeerblatt hinzu und ließ alles abgedeckt eine gute halbe Stunde köcheln. Dann legte ich die Kohlwüste auf die Suppe und ließ sie weitere 15 Minuten köcheln. Fertig. Das war der kürzeste Rezepttext seit langem. Herr H., der inzwischen heimgekehrt war, schnupperte. Was es denn gäbe, es röche so köstlich. Ich drückte ihm Teller und Kamera in die Hand und er machte geschwind zwei Bilder.

Sauerkrautsuppe 3

Fazit: Auch wenn das Rezept etwas schlicht anmuten mag, so war die Sauerkrautsuppe doch von sehr feinem Geschmack. Genau das richtige, um die Lebensgeister im trüben Februar wieder in Schwung zu bringen. Deshalb wird auch in den nächsten Wochen immer Sauerkraut im Vorrat sein. Und nicht nur deshalb, leider. Denn jetzt beginnt die gemüseärmste Jahreszeit, möchte man nicht ausschließlich auf TK-Ware ausweichen. Und was rettet einen da besser, als milchsauer eingelegte Köstlichkeiten des vergangenen Sommers? Verwertungsanregungen für Buchweizenmehl, Tapioka und süße, gegarte Adzukibohnen werden übrigens weiterhin händeringend gesucht und mit Freuden zur Kenntnis genommen.

Aus: Tja, das Buch ist leider bereits wieder in die Bücherhalle gewandert. Es könnte Kraut & Rüben, Verlag Edition Styria 2012 von Achim Schwekendiek gewesen sein…

Opéra revisited

Opera 2

Ein echter Klassiker wie die Opéra verdient es, von Zeit zu Zeit wieder erinnert zu werden. Da ich mit meinem ersten Versuch nach Felder nur mäßig zufrieden war, nutzte ich den drohenden Abgabetermin des Patisserie-Buchs, sie mir, dieses Mal nach Curley, noch einmal vorzuknöpfen. Es ist im Grunde eine recht schnell gemachte Schnitte. Noch einmal zu den Mengenangaben. Ich viertele oder drittele die Menge der Zutaten des vorliegenden Rezepts, ja, ich benutze nach wie vor Rezepte, die ich zwar gelegentlich modifiziere, aber dennoch nicht guten Gewissens als meine eigenen ausgeben kann, so dass die Menge möglichst exakt auf die von mir verwendete Form passt. Die Erfahrung hat mich schmerzhaft gelehrt, dass sorgfältig aufbewahrte Reste von Cremes und Glasuren oder Biskuitböden im Laufe der Lagerung weder besser werden, noch jemals wieder benutzt werden und schließlich aufgrund von Schimmel entsorgt werden müssen. Bei der Rechnerei entstehen dann diese „krummen“ Mengenangaben, die jedoch lediglich als Richtwert dienen. Landet mal ein Gramm mehr Eiweiß, Zucker oder was auch immer in der Schüssel, so ist das beileibe kein Drama.

Für den Joconde-Biscuit (3 Böden à 16 cm):

  • 62,5 g Puderzucker
  • 62,5 g gemahlene Mandeln
  • 19 g Weizenmehl 405er
  • 82,5 g Ei
  • 14 g Butter, geschmolzen
  • 50 g Eiweiß
  • 15 g Zucker

Joconde serie

Herr H. gab Puderzucker, gemahlene Mandeln und Mehl in eine Schüssel, fügte das Ei hinzu und schlug alles ca. 12 Minuten lang zu einer luftigen Schaummasse auf. Ich rührte 1 EL davon zu der geschmolzenen Butter und hob diese dann unter die Schaummasse. Das Eiweiß hatte ich zuvor mit dem Zucker zu steifem Schnee geschlagen, gut, wenn man zwei Handrührgeräte besitzt. Nun hob ich es unter die Schaummasse und strich sie auf drei 16cm große Kreise auf das Backpapier. Ich buk den Biskuit ca. 14 Minuten bei 190°C, bis seine Oberfläche goldbraun war und schnitt die unregelmäßigen Kanten der Kreise nach dem Erkalten ab.

Für den Kaffeesirup:

  • 50 g frisch gebrühter Kaffee, abgekühlt
  • 50 g Läuterzucker (25 g Zucker und 29 g Wasser, drei Minuten geköchelt, abgekühlt)
  • 5 g Cognac (ich: Kaffeelikör)

Kaffeesirup Serie

Statt extra am Abend Kaffee zu kochen, gab ich einen TL löslichen Espresso in eine kleine Tasse und füllte mit 50 g Wasser auf. Herr H. hatte inzwischen den Läuterzucker hergestellt. Ich verrührte den abgekühlten Läuterzucker mit dem Espresso und dem Kaffeelikör und stellte den Sirup bis zum Zusammensetzen der Torte beiseite.

Für die Edelbitter-Ganache:

  • 122,5 g Sahne
  • 94 g Kuvertüre 65%ig, fein gehackt
  • 9,4 g Butter

Ganache Serie

Ich kochte die Sahne auf, während die Kuvertüre im Wasserbad schmolz. Dann gab ich sie über die Kuvertüre und rührte von der Mitte aus in immer größer werdenden Kreisen, bis eine homogen Ganache entstanden war. Herr H. rührte die weiche Butter ein und stellte die Schüssel an einem warmen Ort beiseite.

Für die Kaffee-Buttercreme:

  • 40 g Eiweiß
  • 66,6 g Zucker
  • 20 g Wasser
  • 150 g weiche Butter
  • 7,5 g löslicher Espresso, in wenig heißem Wasser gelöst

Buttercreme Serie

Ich entschied mich aufgrund der Vorratslage gegen die auf Eigelb basierende Buttercreme-Variante zugunsten der Variante nur mit Eiweiß. Ich kochte Zucker und Wasser bis 120°C. Als die Temperatur 114°C erreicht hatte, begann Herr H. das Eiweiß steif zu schlagen. Ich ließ den Sirup einlaufen, während er weiterschlug. Dann reduzierte er die Geschwindigkeit und schlug weiter, bis die Meringue auf Körpertemperatur abgekühlt war. Ich rührte dann stückweise die weiche Butter unter, den gelösten Espresso und schlug die Creme weiter auf, bis sie herrlich luftig war. Sie sollte sofort weiterverarbeitet werden.

füllen serie

Ich legte den ersten Biskuit mit der Unterseite nach oben in die 16er Springform, deren Rand ich mit Tortenrandfolie ausgelegt hatte, tränkte ihn mit Kaffesirup und gab die Hälfte der Ganache darauf. Nach ca. einer Viertelstunde im Kühlschrank war sie fest genug, so dass ich die Hälfte der Buttercreme darauf glatt streichen konnte. Ich legte den zweiten Boden darauf, tränkte ihn und goss die zweite Hälfte der Ganache darüber. Nach einer weiteren Viertelstunde im Kalten strich ich die zweite Hälfte der Buttercreme auf, legte den dritten Boden darüber und tränkte ihn. Nun durfte die Torte über Nacht erstarren (4 Stunden reichen auch).

Für die dunkle Schokoladenglasur:

  • 65,5 g Kuvertüre 66%ig, fein gehackt
  • 65 g Sahne
  • 12,5 g Zucker
  • 10 g Glucose
  • (ich: 1 g Gelatine in kaltem Wasser eingeweicht)

Ich kochte Sahne, Zucker und Glucose auf, zog den Topf vom Herd und rührte die gut ausgedrückte Gelatine ein. Sicher ist sicher. Kaum etwas finde ich schlimmer, als willkürlich über den Rand laufende Glasuren. Ich gab die Sahnemischung zur Kuvertüre, rührte alles von der Mitte her zu einer homogenen Glasur und gab sie direkt über die Oberfläche der Torte. Nach einer guten Stunde Kühlens war die Torte schneidebereit. Ich entfernte die äußeren vier Rundungen und schnitt aus dem entstandenen Quadrat vier ca. 12 cm lange und 3 cm breite Schnitten. Es ist nach wie vor schwierig, exakt rechtwinklig zu schneiden. Irgendwo ist immer ein Knick in der Optik.

Opera 3

Fazit: Nichtsdestotrotz gefällt mir diese Opéra-Variante um Längen besser. Der Kontrast zwischen saftigem Biskuit, herber Ganache und unglaublich luftig-cremiger Kaffee-Buttercreme ist einfach sagenhaft gut. Es ist immer wieder erstaunlich, wie umwerfend gut bewährte Aromenkombinationen schmecken können. Auf der Liste meiner Lieblingstorten rangiert sie auf jeden Fall unter den ersten 10. Herr H war, abgesehen von den schiefen Schnitten, ebenso begeistert, auch wenn ihm die Torte raumtemperiert besser schmeckte. Ich finde sie direkt aus dem Kühlschrank am besten, wenn die Buttercreme noch einen leichten „Biss“ hat und erst im Mund schmilzt. Jeder wie er mag. Und weil sie so schön war, muss ich dieses Mal noch ein drittes Bild einfügen.

Opera 5

Aus: Patisserie William & Suzue Curley

(K)ein leeres Versprechen?

Zucca 2

Als ich Ende letzten Jahres Claudios Tortelli di zucca sah, war es sofort klar, dass ich nicht weiterleben konnte, wenn ich sie nicht wenigstens auch einmal probieren durfte. Pries er sie doch mit den Worten an, „Das ist soo gut, da wird einem schwindelig“. Wer könnte da schon widerstehen? Zwischen mir und den Tortelli standen leider noch die Mostarda Mantovana. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Herr H. schaffte es auf magische Weise noch, die letzten Quitten des Jahres zu erbeuten und nach gefühlten Monaten, Geduld zahlte sie auch hier wieder einmal aus, konnten wir das Glückversprechen endlich auf Herz und Nieren prüfen.

Für die Tortelli di zucca (reichlich für zwei):

Pasta:

  • 100 g Weizenmehl 405er
  • 50 g Hartweizenmehl
  • 1 Ei + 1 Eigelb
  • 1 Pr. Salz
  • evtl. 1 – 2 EL Wasser

Füllung:

  • 300 g Kürbis, Marina di Chioggia, Tonda Padana oder Butternut (ich: 360 g Butternut, geschält, gewürfelt, nach dem Garen im Backofen noch 240 g)
  • 40 g Parmesan, gerieben (ich: 20 g)
  • 40 g harte Amaretti, fein zerbröselt (ich: 33 g)
  • 1 Ei (ich: weg gelassen)
  • 1 Pr. Muskat
  • 1 TL Zitronenabrieb, fein gehackt
  • 50 g Mostarda Mantovana, fein gehackt (ich: 33 g)

Füllung Serie

Als erstes vermengte ich alle Zutaten für die Pasta mit einem Löffel, knetete den Teig von Hand ca. 10 Minuten, bis er glatt und elastisch war und ließ ihn abgedeckt ca. 2 Stunden ruhen. Um das Aroma des Kürbis noch ein wenig zu intensivieren, garte ich ihn bei 190°C ca. 25 Minuten im Backofen. Dann pürierte ich ihn, vermischte ihn mit den übrigen Zutaten und ließ die Füllung erkalten. Da beim Garen im Backofen ein nicht unerheblicher Gewichtsverlust entstand, reduzierte ich die übrigen Zutaten entsprechend. Wir entschieden uns ebenfalls für die Tortelli-Form. Das ist ein wenig fummeliger, aber wenn man die ersten 10 Tortelli geformt hat, geht es immer leichter von der Hand.

füllen serie

Ich ließ den Teig portionsweise bis Stufe 8/9 durch die Nudelmaschine, schnitt die Bahnen in 6 x 6 cm große Quadrate und bepinselte zwei Seiten mit wenig Wasser. Herr H. setzte je 1 TL Füllung mittig auf die Quadrate und ich klappte sie danach zu einem Dreieck zusammen. Nun führte ich beide Ecken des Dreiecks zusammen und drückte sie fest. Die fertigen Tortelli durften wie üblich auf einem begriesten Tuch ruhen, bis alle Teigquadrate gefüllt waren. Anschließend garte ich sie portionsweise in leicht siedendem Salzwasser ca. 4 Minuten lang und schwenkte sie in Salbeibutter. Von der Füllung war leider nichts übrig geblieben.

Zucca 5

Fazit: Auch wenn die Tortelli optisch eher monochrom daher kommen, sollte man sich nicht täuschen lassen. Das Aroma der Füllung, leicht süß, dennoch herzhaft, leicht senfig und irgendwie ungewohnt gewürzt. Aber wirklich soo gut, das war in der Tat kein leeres Versprechen. Nachdem wir alle Tortelli verputzt hatten, es gab noch einen kleinen Streit um die letzten drei, den Herr H. gewann, da er einfach schneller essen kann, lehnten wir uns absolut glücklich und zufrieden zurück. Was kann man mehr wollen?