Gastbeitrag: Spuren von Verwahrlosung

lachs und kartoffelsalat 3

Die Kochpoetin ein paar Tage mit der Mischpoke in der Sommerfrische und Herr H. allein zu Haus. Normalerweise ereigneten sich in solchen Zeiten seltsame Dinge im Hause H. Am Morgen tauchten eigenartige Kleiderhaufen an merkwürdigen Orten auf, irgendwer hat aus unerfindlichen Gründen leere Hüllen BIFI-Roll in der Wohnung verteilt, warum lief der Fernseher noch, wo kamen die „King of Queens“-DVD’s her und warum stand der Klodeckel offen? Völlig unerklärbar. Dieses Mal passierte nichts dergleichen. Außer, dass Eva heute bei Ihrer Rückkehr feststellen wird, dass Ihr kleiner, bestbewachter Schatz im TK einem kleinen kulinarischem Experiment zum Opfer fiel. Ihr Bio-Lachsfilet, fast schon ein Familienmitglied und so teuer wie ein Stück vom Koi-Karpfen. Das gibt Ausmecker!

Für den eingekochten Lachs:

  • 600 g dickes Lachsfilet
  • 1 unbehandelte Zitrone in Scheiben
  • 3 Lorbeerblätter
  • 1 Zwiebel in Scheiben (ich: 1 Schalotte)
  • 1 EL Salz
  • 45g Zucker
  • 5 ganze Pfefferkörner

lachs einkochen serie

Ich kochte 1 Liter Wasser mit den Zitronen, Schalotten, Lorbeer, Salz, Zucker und Pfefferkörnern auf und goss den Sud schwungvoll über den Lachs, der in ca. 2cm dicken Scheiben in einer ofenfesten Auflaufform seinem Schicksal harrte. Der Lachs erblasste vor Schreck schlagartig und ich deckte die Form mit einem Teller ab, ließ den Fisch durchziehen und abkühlen.

Für den Kartoffelsalat vom Blech:

  • 1kg neue Kartoffeln  (ich: 500g)
  • 3 Knoblauchzehen
  • 1 Dose Artischockenherzen (400g)
  • 100ml Olivenöl (ich: 30g )
  • 1 Handvoll Basilikumblätter, gehackt

kartoffeln serie

Ich hackte die Artischocken grob und verteilte sie auf einem leicht eingeöltem Backblech. Die Kartoffeln habe ich 7 Minuten lang vorgegart, in 1 cm dicke Scheiben geschnitten und mit dem dünn geschnitten Knoblauch auf diesen verteilt. Dann habe ich alles mit etwas Öl -nicht ersaufen- beträufelt und ca. 1 EL für das Dressing zurückbehalten. Das Vorgaren hätte ich mir schenken können, denn die Kartoffeln kamen nun in den auf 200°C vorgeheizten Ofen, obere Schiene, bis sie schön braun waren. Das sollte auch mit rohen Kartoffeln klappen.

Für das Dressing:

  • ½ EL grobes Salz
  • 60g Mandeln
  • abgeriebene Schale von 2 unbehandelten Zitronen (ich: 1 Zitrone)
  • Saft von 1 Zitrone (ich ½ Zitrone)
  • 2 TL flüssiger Honig

dressing serie

Ich habe die Mandeln im sich aufheizenden Backofen geröstet, sie anschließend grob gehackt und mit Zitronenabrieb, -saft, Salz und Honig verrührt. Vorsicht mit dem Zitronensaft, beim nächsten Mal würde ich ihn nach und nach einrühren und immer mal wieder abschmecken. Das Dressing wird sonst ganz schnell zum Muultrecker. Die noch heißen Kartoffeln wurden mit dem Dressing übergossen und durften noch eine Weile durchziehen. Ich musste ja noch die Fotosession vorbereiten. All set up! Ich habe den Kartoffelsalat und den nun fast lauwarmen Lachs angerichtet, das Basilikum gehackt, welch Frevel, und den Salat damit bestreut. Schnell waren die Bilder gemacht und ich durfte endlich probieren.

Hinweis: Ich habe die Mengen aus dem Originalrezept angegeben, auf den Fotos sieht man natürlich nur die halbe Menge.

lachs und kartoffelsalat 1

Fazit: Ich war unsicher, ob dem Lachs diese ungewöhnliche Zubereitungsart gerecht werden würde? Außerdem bin ich kein Freund von halbgarem Kochfisch, doch ich wurde angenehm überrascht. Butterweich war der Fisch, mit einer frischen, leicht säuerlichen Note und hatte irgendwie den „pure taste“. Der Kartoffelsalat harmonierte mir seinen nussigen und zitronigen Aromen sehr gut und brachte zusätzliche Röstaromen in das Gericht. Normale Bratkartoffeln mit den angegebenen Zutaten vermischt hätten auch geschmeckt. Ich werde dieses Gericht wohl noch einmal zubereiten, um Eva den Verlust des Fisches etwas leichter zu machen.

Wie schrieb die Autorin scherzhaft zu diesem Gericht: „Es könnte der Anfang von etwas ganz Neuem, etwas sehr Spannendem sein“. Q.E.D.

Aus: Komm Du Mir Nach Hause – Das Kochbuch für die perfekte Ehefrau  :-(  Lotta Lundgren

19 Gedanken zu „Gastbeitrag: Spuren von Verwahrlosung

  1. Pingback: Ente gut… | Kochpoetin

  2. Das Rezept nehme ich gleich mal mit! Wir haben zwar nur noch Lachs-Steak im TK, aber das könnte ja auch was werden…

    Ich wäre froh, der Italiener würde sich was selbst kochen, wenn ich nicht da bin. Mittlerweile geht er wenigstens zur Mutter und nicht mehr in den FastFood-Buden essen ;)

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  3. Irgendwie klingt das am Anfang wie bei mir, wenn mein Mann ein paar Tage weg ist – außer, dass der Klodeckel bei mir nicht offen steht. Ich muss gestehen, ich verwildere dann immer heillos. Ich werde mir ein Beispiel an dir nehmen …

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    • Besonders lustig wird es, wenn die Schadensbeseitigung auf den letzten Drücker passierenen muß, die Haustür sich öffnet und man die frohe Kunde vernimmt: “ Schatz, ich bin schon da!“ Das muß man nicht mehr haben.
      LG Erk

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    • Mit Fischeis hat ja das Projekt angefangen. In seiner Hülle sah der gefrorene Lachs aus wie ein „Mr. Freeze“, diesem schrecklich künstlichem Wassereis aus meiner Kindheit.

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    • Ja, vor allem auf den Lachs war ich gespannt, die Kartoffeln würden schon irgendwie hinhauen. Am aufregendsten war allerdings, all die Dinge gleichzeitig zu machen, die wir sonst immer gemeinsam machen.

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  4. Nee nee diese Pferde äh Fischdiebe.. Aber ohne Vorgaren blieben meine (neuen) Kartoffeln bei ähnlicher Zubereitung arg wachsig innen. Sieht fein aus. Lieben Gruß aus Luxembourg

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    • Danke Eylem. Liegt es vielleicht an der Kartoffelsorte? Wir machen oft Backofenkartoffeln mit der ganzen Knolle, die werden perfekt gar, wenn sie nicht zu groß sind. LG aus HH, Erk

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