Alles fing am letzten Freitag Nachmittag ganz schnöde mit Lust auf selbst gemachte Pasta an. Ich bereitete einen Teig vor, ohne genau zu wissen, was ich damit anstellen wollte. Manchmal erfüllt mich eine unerschütterliche Zuversicht, dass sich alles fügen wird. Während ich noch so hin und her überlegte, kam Herr H. nach Hause. Ich erzählte ihm von dem Teig und schwärmte von einer klassischen Lasagne. Er wandte ein, dass wir schon recht lange keine Ravioli mehr gemacht hätten. Es sei doch noch früh. Er öffnete den Kühlschrank, stöberte im Gemüsefach und hielt mir mit leicht missbilligendem Gesichtsausdruck die schon etwas schlappen Roten Bete entgegen. Die schmeckten aus dem Backofen bekanntlich am besten. Also legten wir, immer noch recht planlos, los.
Für die ofengegarten Roten Bete:
- 4 Rote Bete (ca. 500 g)
- Olivenöl
- Kaffeeöl
- Meersalz
Nachdem ich die Bete gründlich gewaschen hatte, wickelte ich sie fest in mit Öl bepinselter Alufolie und legte sie für ca. 1 Stunde in den auf 180°C vorgeheizten Backofen. Da nicht alle Bete gleich groß waren, überprüfte ich den Gargrad zwischendurch mit einem spitzen Messer. Die beiden sehr kleinen Beten waren bereits nach 45 Minuten fertig. Als die anderen auch gar waren, öffnete ich die Folie und schälte sie nach dem Abkühlen behutsam. Ich schnitt sie in ca. 1cm dicke Scheiben und beträufelte sie mit Kaffeeöl, das ich bereits vor einigen Wochen in guter Hoffnung angesetzt hatte (50 g Olivenöl, 2 EL Kaffeebohnen, erhitzt auf 70°C, mindestens 2 Tage ziehen gelassen, Bohnen abgefischt) und etwas Meersalz.
Für die Ofenkirschen:
- große, vollaromatische Süßkirschen nach Belieben, entkernt
- 2g Cointreau, zum Beträufeln
- Puderzucker zum Bestäuben nach Belieben
Die Idee zu den Ofenkirschen lag irgendwie nahe. Ein Rest Süßkirschen, der mich an die letzte, leider missratene Torte erinnerte, mussten dringend verbraucht werden. Ein Blick in das Aromenlexikon verriet zumindest eine gewisse Harmonie mit Ziegenfrischkäse und Orange. Gemeinsam mit den Beten haben sie nur die Farbe. Ich beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen und schob die halbierten, entsteinten Kirschen, mit Cointreau beträufelt und Puderzucker bestäubt für ca. 15 Minuten zu den Roten Beten in den 180°C warmen Ofen.
Für die Ziegenfrischkäse-Basilikum-Ravioli (ca. 26 Stück à 7,5cm Durchmesser):
- ca. 200 g Ravioliteig
- 150 g Ziegenfrischkäse
- 2-3 EL Vollmilch
- 1 Handvoll frisches Basilikum, fein geschnitten oder gezupft
- schwarzer Pfeffer
Für die Füllung verrührte ich Ziegenfrischkäse, Basilikum und Pfeffer unter Zuhilfenahme einiger EL Milch. Den ausgeruhten (2h) Pastateig teilte ich in 3 Portionen und gab ihn nacheinander nach mehrmaligem Durchlassen bei größter Stufe bis zur zweitkleinsten (8/9) durch die Nudelmaschine. Ich legte eine Teigbahn auf die begrieste Arbeitsfläche, drückte den 7,5er Dessertring vorsichtig auf, um die Ravioli zu markieren und setzte mittig je 1 TL Füllung auf. Dann bepinselte ich die Kreisränder mit Wasser und legte eine zweite Teigbahn darauf. Herr H. stach die einzelnen Ravioli aus und „entlüftete“ sie, bevor er sie auf dem begriesten Tuch zwischenlagerte. Die ausgetochenen Ränder lassen sich zusammengeballt noch maximal 2 Mal ausrollen, bis der Teig zu trocken wird. Nachdem alle Ravioli fertig geformt waren, garte ich sie portionsweise ca. 4 Minuten in siedendem Salzwasser und lagerte sie ausgebreitet im warmen Ofen.
Für die Zitronenbutter:
- ca. 30-40 g Butter
- 1/2 TL Zitronenabrieb
- 2-3 TL Zitronensaft
- einige geröstete Mandelbättchen zum Garnieren
Da es mir zu mühsam erschien, die Ravioli portionsweise in Butter zu schwenken, beschloss ich stattdessen, sie einfach mit heißer Butter zu beträufeln und etwas Zitrone würde sich doch sich auch gut machen? Ich erhitzte die Butter, rührte Saft und Schale ein und ließ alles einen Moment köcheln. Herr H. hatte bereits verzweifelt ein Raviolo pur verzehrt, der Arme. Aber nun war es zum Genuss nicht mehr weit.
Fazit: Nach dem Essen verneigte ich mich innerlich und dankte der großen Schicksalsgöttin für die glückliche Führung. Das Essen war ein echter Volltreffer gewesen. Alles ergänzte sich auf’s Feinste. Das Kaffeeöl machte sich, wie versprochen, zu den ofengegarten Beten wahnsinnig gut, die durch das ofengaren leicht entwässerten Kirschen steuerten eine kräftige Fruchtnote bei und vertrugen sich sogar mit den Beten. Die Ziegenfrischkäse-Basilikum-Ravioli waren einfach traumhaft, der Ziegengeschmack zwar kräftig, aber gut eingebunden. Man kann ihn auch, etwas feiner, mit Ricotta mischen und die Nudeltasche offen lassen. Die gerösteten Mandelblättchen steuerten neben etwas Knusper noch eine „tiefere“ Note bei und die Zitronenbutter verband alle einzelnen Komponenten perfekt. Herr H. teilte meine Begeisterung und merkte an, dass man für eine solche Köstlichkeit in einem Restaurant ordentlich berappen müsse. Wie gut, dass wir beide so gern kochen.